Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)
Musketier namens Sébastien. Er gefällt mir, und ich möchte ihn wiedersehen.« Meine Wangen brannten vor Verlegenheit
»Oh, là là!« Cécile klatschte begeistert in die Hände. »Meine kleine Untermieterin ist verliebt!« Dann runzelte sie die Stirn. »Und warum willst du ihn ausgerechnet dort wiedersehen?«
»Weil …« Ich zögerte, aber auch hier half nur die Wahrheit, das war einfach am glaubwürdigsten. »Ich habe mitbekommen, dass er sich heute an diese Herzogin heranmachen soll. Und das möchte ich irgendwie verhindern. Deshalb ist es auch so eilig.«
»Heranmachen soll ? Haben seine Freunde etwa mit ihm darum gewettet?«
»Äh … ja.«
»Oh!« Entrüstet schüttelte Cécile den Kopf. »Diese leichtfertigen jungen Taugenichtse! Ich warnte dich ja bereits. Musketiere sind die allerschlimmsten Verführer. Für sie ist die Liebe nur ein lustiger Zeitvertreib.« Sie betrachtete mich mitleidig. »Und du glaubst allen Ernstes, dass du die Herzogin im Kampf um seine Gunst ausstechen kannst? Du musst wissen, sie ist nicht nur jung und wunderschön, sondern auch steinreich.«
Die Eifersucht fletschte die Zähne und zeigte mir den ausgestreckten Mittelfinger.
»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, sagte ich tapfer.
»Das ist die richtige Einstellung!« Céciles Augen funkelten, sie war von meinem Plan sichtlich angetan und versprach mir, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um mich bei der Herzogin einzuschleusen. »Was für ein aufregendes Vorhaben! Hast du etwas dagegen, wenn ich es als Handlungsidee für mein neues Stück verwende?«
»Ich dachte, das soll von einem Bühnenautor handeln, der sich um ein Kind kümmern muss?«
»Ein gutes Stück hat immer mehrere Handlungsstränge.«
»Von mir aus kannst du es gern benutzen.«
Cécile hatte bereits ihre Schreibfeder in Tinte getunkt und angefangen, sich Notizen zu machen. Als ich nach einer Weile zaghaft anfragte, was sie wegen meiner neuen Stelle unternehmen wolle – und vor allem, wann –, winkte sie nur geistesabwesend ab. »Nur noch eine Minute.«
Ich fing an, meine Nägel abzukauen. Ungefähr eine Stunde später tauchte sie aus ihrem kreativen Schreibrausch auf, sehr zufrieden mit sich und ihrem ersten Entwurf. Dann machten wir uns zusammen auf den Weg.
Die Place Royale sah noch recht neu aus, ein riesiger Platz, der von palastartigen Häuserzeilen umschlossen war. Schattige Arkadengänge grenzten die elegant gestalteten Gebäude zu der weiten Fläche hin ab. Die schiere Pracht des Ganzen erschlug einen förmlich. Eingeschüchtert sah ich mich um, während ich Cécile folgte, die zielstrebig ausschritt und vor einer mit edlen Schnitzereien verzierten Pforte stehen blieb. Ich schluckte aufgeregt, als sie mir befahl, auf sie zu warten, während sie den Türklopfer betätigte. Ein livrierter Diener öffnete ihr. Als er Cécile vor sich sah, nahm seine blasierte Miene sofort einen beflissenen Ausdruck an. Mit einer Verneigung bat er sie herein – und machte die Tür wieder zu. Ich musste mich zwingen, das Nägelkauen sein zu lassen und stattdessen meine Umgebung zu studieren.
Keine Frage, hier war alles vom Feinsten. Auf dem Platz waren nur ordentlich gekleidete Leute unterwegs, nirgends sah man verelendete, zerlumpte Gestalten. Sogar die Lieferanten und Dienstboten waren gut genährt und adrett angezogen. Vor einem der benachbarten Häuser hielt eine wappengeschmückte Kutsche, der ein vornehmes Paar entstieg. Aus einem anderen Haus kam eine Dame in rotem Samt, die von zwei Zofen umschwirrt wurde, von denen eine ihr einen Sonnenschirm aus bemalter Seide halten musste. Auf einem glänzend gestriegelten Rappen ritt ein Typ mit Federhut vorbei. Die Silberbeschläge am Sattel blendeten einen förmlich, und für den Hochglanz seiner Stulpenstiefel hatte sich bestimmt irgendein unterprivilegierter Mensch die Seele aus dem Leib gewienert.
Unter den Arkaden befanden sich Läden, aber soweit ich es von hier aus überblicken konnte, gab es dort nichts für Leute mit kleinem Geldbeutel zu kaufen, sondern nur für die Reichen und Schönen. Nebenan wurde gerade von vier Mann ein monströser Spiegel mit breitem Goldrahmen ins Freie geschleppt. Ein Haus weiter rollten zwei Männer ein Fass durch die Tür, beaufsichtigt von einem nervösen Händler, der vehement auf mehr Feingefühl im Umgang mit der Ware bestand. Seinen besorgten Ausrufen war zu entnehmen, dass sich in dem Fass der teuerste Wein von ganz Frankreich befand.
»Mademoiselle?«
Der Diener
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