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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Picknickdecke im Gras aus, und der Kutscher schleppte einen Essenskorb heran, in dem sich Vorräte für mindestens sechs Personen befanden, einschließlich zwei Flaschen Wein zur Auswahl. Immerhin gab es diesmal zum Durstlöschen auch noch einen Krug frischen Kirschsaft, der sehr gut schmeckte. Zu dritt machten wir es uns auf der Decke gemütlich und veranstalteten ein wirklich schönes Picknick. Wir aßen frisches Brot und leckere kleine Törtchen und tranken dazu Saft und Wein. Beim Essen unterhielten wir uns über alles Mögliche, unter anderem über meine Kindheit in Frankfurt, die ich aus wahren und erfundenen Erlebnissen zusammenstrickte und mich dabei bemühte, alles ganz unverfänglich zu halten. Ich fühlte mich wohl in der Gesellschaft der beiden, fast wie zu Hause – was wahrscheinlich daran lag, dass wir aus derselben Zeit stammten und deshalb wohl tatsächlich eine Art Seelenverwandte waren.
    Opa Henri lehnte sich nach dem Essen mit dem Rücken an einen Baumstamm und hielt ein Nickerchen, während Marie sich wieder in ihr Buch vertiefte – ein Reisebericht über eine Entdeckungsfahrt in das sagenumwobene Reich der Azteken.
    Ich selbst vertrat mir ein bisschen die Beine und spazierte um den See herum. Hinter einem mannsgroßen, wie eine bizarre Faust geformten Felsen schlug ich mich kurz in die Büsche, weil ich für kleine Mädchen musste. Als ich dort mit hochgerafften Röcken hockte, spürte ich eine plötzliche Veränderung. Der Vogelgesang war verstummt, ein eisiger Wind schien durch das Geäst der Bäume zu dringen und traf mich auf eine Weise, die etwas Unheimliches an sich hatte – er streifte nicht nur über meine Haut, sondern ging mir durch und durch, sodass mir bis ins tiefste Innere kalt wurde. Erschrocken rappelte ich mich hoch und lief hinter dem Felsen hervor. Während ich mich verwirrt umschaute, bemerkte ich, dass es aufgehört hatte. Alles fühlte sich wieder normal an. Die Luft war sommerlich warm, die Vögel zwitscherten fröhlich durcheinander. Eilig ging ich zurück zu Marie und Opa Henri, der inzwischen aufgewacht war und mich freundlich fragte, ob alles in Ordnung sei. Offenbar war mir meine Erschütterung noch anzusehen.
    »Ja, alles bestens«, sagte ich geistesabwesend.
    Opa Henri zog eine mit Edelsteinen besetzte Taschenuhr aus seiner Westentasche und klopfte auf das gewölbte Glas. »Es wird Zeit. Wir sollten allmählich zurückfahren.« Er kniff ein Auge zu. »Sonst kommt unsere kleine Anna am Ende noch zu spät zu ihrer Verabredung.«
    »Stimmt, das hatte ich beinahe vergessen«, warf Marie ein. Sie lächelte ebenfalls. »Sie hat ja ein Rendezvous mit dem jungen Foscaire.«
    Ich merkte, wie ich rot wurde. Anscheinend hatte der Diener gestern meine Unterhaltung mit Sebastiano aufgeschnappt und hinterher nichts Besseres zu tun gehabt, als es den beiden brühwarm weiterzuerzählen.
    Marie hob spielerisch mahnend den Zeigefinger. »Pass bloß gut auf dich auf. Diese Musketiere sind wahre Herzensbrecher.«
    Es klang genauso wie bei Cécile. Ich musste etwas an mir haben, das Leute dazu brachte, mich zu bevormunden.
    »Wir gehen nur ins Theater«, sagte ich verlegen.
    »Natürlich«, sagte Opa Henri augenzwinkernd. Er wandte sich an seine Enkelin. »Was meinst du, Marie – dürfen wir zulassen, dass er ihr den Kopf verdreht?«
    Marie wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht recht. Er wirkt auf mich gefährlich und geheimnisvoll.«
    »Ich vertraue ihm voll und ganz«, entfuhr es mir.
    »Der Kardinal vertraut ihm ebenfalls voll und ganz«, erklärte Marie.
    »Was willst du damit sagen?« Sofort merkte ich von allein, wie überflüssig diese Frage war. Ich wusste ja bereits, dass Marie den Kardinal nicht ausstehen konnte, und dementsprechend vorsichtig war sie Leuten gegenüber eingestellt, die sich dem Kardinal verbunden fühlten. Ob sie ahnte, dass der Kardinal seinen Lieblingsmusketier auf sie angesetzt hatte, um sie auszuspionieren?
    »Ich will gar nichts damit sagen«, gab Marie zurück. »Nur, dass du auf dich achtgeben musst.«
    »Keine Sorge, das tu ich.«
    Während der Rückfahrt in die Stadt überlegte ich, ob Marie sich womöglich erhoffte, dass ich meinerseits Sebastiano aushorchte, um herauszukriegen, was der Kardinal über das Geheimnis der Königin wusste – was auch immer das war. Vermutlich hatte sie deswegen auch keine Einwände gegen diese Verabredung erhoben.
    Für den Theaterbesuch zog ich mich besonders sorgfältig an – ein hellblaues Kleid mit engem,

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