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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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abschlugen.«
    »Keine Sorge, die kleine Clarissa wird uns genau wie Trevisan noch gute Dienste leisten«, sagte Giovanni. »Weil sie schlau ist und leben will. Im Gegensatz zu dir.«
    Damit hatte er definitiv recht. Wie dumm ich war, bemerkte ich im nächsten Moment selbst.
    Jemand legte mir von hinten den Unterarm quer über die Kehle. Ich wurde gegen einen Körper gepresst und rücklings über das Pflaster geschleift.
    Schreien konnte ich nicht, weil mir der harte Männerarm die Luft abdrückte. Als ich um die Ecke gezerrt wurde, konnte ich gerade noch aus den Augenwinkeln sehen, dass Clarissa versuchte, mir zu folgen, doch Giovanni riss sie grob an den Haaren zurück unter den Torbogen.
    Der Mann hinter mir zog mich mit sich, immer noch den Arm um meinen Hals geschlungen. Ich konnte ihn nicht sehen, aber den Geruch hätte ich unter tausend anderen jederzeit wiedererkannt. Eine Mischung aus Wein, teurer Seife und frischer Wäsche. Meine Fersen schleiften über den Boden und meine Hände umklammerten den harten Arm unter meinem Kinn. Ich zerrte aus Leibeskräften daran, aber er lockerte sich nicht. Der Druck auf meine Kehle war so stark, dass mir die Luft ausging.
    Ich hörte Stimmen und sah, wie rechts von mir Leute aus einem Haus kamen. Sie wurden auf mich aufmerksam, das bekam ich noch mit, aber im nächsten Augenblick hatte Alvise mich in eine schmale Gasse gezerrt, wo er ruckartig stehen blieb und mich hinter einem Mauervorsprung gegen eine Wand drängte. Gefangen zwischen hartem Stein und dem unnachgiebigen Druck seines Körpers, schürfte ich mir die Nase an den Ziegeln auf und schnappte vergeblich nach Luft. Ich hatte schon einmal erlebt, wie es sich anfühlte zu ersticken, und jetzt war es fast genauso.
    Endlose Sekunden verharrte Alvise auf diese Weise und zerquetschte mich fast an der Mauer. Die Stimmen der Leute kamen näher und entfernten sich dann wieder, offenbar hatten sie die Einmündung der Gasse passiert und waren weitergegangen.
    Anscheinend führte der Sauerstoffmangel dazu, dass mir jedes Denkvermögen abhandenkam. Die ganze Zeit über hatte ich nämlich die idiotische Idee, ich müsse mich an irgendeinen Song erinnern. Ein Song, dessen Text die Lösung für mein Dilemma enthielt. Verrückt, was man alles dachte, wenn man Todesangst hatte!
    Sobald die Luft rein war, zerrte Alvise mich zurück in die Gasse, die wir vorhin verlassen hatten. Dort ging es weiter bis zur nächsten Ecke. Seine Umklammerung blieb unnachgiebig fest, das Gefühl, ständig kurz vorm Ersticken zu stehen, ließ nicht nach.
    Er will dich nicht umbringen, hämmerte es in mir. Sonst hätte er es schon längst getan!
    Doch was hatte er dann mit mir vor?
    Die Antwort erhielt ich gleich darauf. Wir erreichten einen winzigen Kanal und eine Anlegestelle, an der ein Boot lag. Am Ruder saß ein grobschlächtiger Kerl mit Halbglatze. Er hielt einen alten Sack und einen Strick hoch.
    »Willst du ihr den überziehen und sie dann fesseln und knebeln, bevor du sie zu deinem Herrn bringst?«, wollte er im Flüsterton von Alvise wissen.
    »Rede keinen Schwachsinn«, gab Alvise ebenso leise zurück. »Ich schlage sie mit der Faust bewusstlos, das geht schneller.«
    Ich merkte, wie Alvise sich hinter mir umsah, als wolle er sich davon überzeugen, dass gerade keine allzu neugierigen Leute herschauten.
    Der Song! Jetzt wusste ich wieder, um welchen es ging! Er stammte aus dem Film Miss Undercover und eigentlich war es überhaupt kein Song. Es war nur eine Abkürzung für eine Methode der Selbstverteidigung. Wir hatten sogar in unserem Kurs gelernt, sie gegen einen Würgegriff von hinten anzuwenden.
    S gleich Solarplexus. O gleich Onkel, also großer Zeh. N gleich Nase. G gleich Geschlechtsteile.
    Alles zusammen S-o-n-g.
    Hör auf zu buchstabieren, befahl ich mir. Hau drauf!
    Gleichzeitig spürte ich, wie Alvise mit der freien Hand zum Schlag ausholte.
    Ich war eine Winzigkeit schneller. Holte mit dem Ellbogen aus und ließ ihn zwischen seine Rippen krachen. Trat ihm heftig mit der Ferse auf den Fuß. Donnerte ihm mit voller Wucht meine Faust unter die Nase (nein, diesmal gab es kein Zögern) und hätte ihm garantiert auch noch mein Knie in die Weichteile gerammt, wenn er noch dort gestanden hätte. Doch er hatte mich schon nach dem N losgelassen und fiel mit rudernden Armen in den Kanal. Noch während er stürzte, sah ich das Blut aus seiner Nase schießen.
    »Teufel auch«, sagte der Kerl im Boot konsterniert.
    Ich hatte nicht vor zu

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