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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Ohr.
    »Bitte?«, fragte ich.
    »Ich verspüre ein wenig Hunger«, sagte er artig. »Ich fragte, ob es dich auch nach einer kleinen Stärkung verlangt. In diesem Fall könnten wir drüben bei diesem Straßenkoch etwas holen, dort schmeckt es sehr gut.«
    »Oh, gern.« Der Hunger war mir bei Alvises Auftauchen zwar gründlich vergangen, aber mir war jede Ablenkung recht.
    Immer noch bei Matthias eingehängt, ging ich mit ihm zusammen zu einem Essensstand, wo ein Straßenkoch einen kleinen Grill aufgebaut hatte, von dem es lecker nach Brathähnchen duftete. Dazu gab es frisches weißes Brot.
    Verdutzt hörte ich zu, wie Matthias dem Verkäufer befahl, die Brotscheiben in Dreiecke zu schneiden und das Fleisch dazwischenzulegen. Das Ergebnis wurde mir auf einem Holzbrettchen serviert. Es sah aus wie ein Original-Tramezzino. So wie jenes, das ich in der Zukunft gemeinsam mit Matthias auf dem Campo Santo Stefano essen würde.
    »Das ist irgendwie abgefahren«, sagte ich (es wurde höchst verwunderlich daraus).
    »Ich finde, es schmeckt besser so«, sagte Matthias. Nachdenklich fügte er hinzu: »Ich weiß auch nicht, warum. Aber so esse ich mein Brot am liebsten. Und ich habe mich die ganze Zeit schon darauf gefreut, mit dir an diesen Stand zu gehen und es uns so servieren zu lassen. Auch wenn es die anderen vielleicht eigenartig finden.«
    Er bezahlte den Händler und dann setzten wir uns auf eine Brunneneinfassung und verzehrten unsere Tramezzini, genau so, wie wir es in fünfhundertzehn Jahren tun würden. Getan hatten. Ach, verflixt!
    »Ich finde auch, dass es so am besten schmeckt«, erklärte ich. »Sollen es die anderen doch ruhig eigenartig finden!«
    »Manchmal habe ich noch mehr eigenartige Ideen«, vertraute Matthias mir an. »Zum Beispiel putze ich mir mindestens drei Mal täglich die Zähne. Es ist wie ein innerer Zwang, vor allem, wenn ich Süßes gegessen habe.«
    »Oh, das ist normal«, sagte ich. »Das mache ich auch.« Einschränkend fuhr ich fort: »Es sei denn, ich vergesse es oder habe keine Zeit.«
    »Wirklich?« Er dachte nach. »Nun, meine Mutter tut es ebenfalls, aber sonst kenne ich niemanden, der das macht.«
    »Auf jeden Fall kann es nur gut sein«, sagte ich. »Wegen Zahnfäule und so weiter.« Eigentlich hatte ich Karies sagen wollen, aber das war ja dasselbe.
    »Weißt du, mein Traum wäre es, wenn alle Leute sich regelmäßig die Zähne reinigen würden. Ich bin der Meinung, dass vieles von dem Elend der Menschen von schlechten Zähnen kommt. Würden die Leute ihre Zähne besser pflegen, wären sie bestimmt gesünder.«
    Das haute mich um. Offenbar hatte er seine Vorliebe für das Dentistenwesen aus der Zukunft mitgebracht. Nur dass er hier leider kein Zahnarzt werden konnte, denn diesen Job erledigten in dieser Zeit die Bader, die kaum mehr waren als eine Art Klempner.
    Stumm saßen wir da und blickten einträchtig auf den Canal Grande, wo in bunter Reihenfolge Boote, Flöße und Gondeln vorüberzogen. Es war hell und sonnig, die Luft angenehm mild. Das Brot schmeckte frisch und knusprig und das Hähnchenfleisch würzig. Wären die ganzen Umstände nicht so erschreckend gewesen, hätte ich mich beinahe wohlfühlen können.
    Die friedliche Stimmung wurde jäh zerstört, als eine Frau nach Matthias rief.
    »Matteo! Was tust du denn da nur?«
    Ich musste mich gar nicht erst umdrehen, um zu wissen, von wem diese Frage kam. Der meckernde, besserwisserische Tonfall war unverkennbar. Und tatsächlich, im nächsten Augenblick kam Juliane Tasselhoff alias Giulia Tassini herangerauscht und musterte ihren Sohn mit tadelndem Blick. »Du solltest die Männer beim Bauen beaufsichtigen und nicht faul in der Sonne herumsitzen!«
    Dabei sah sie mich auf eine Weise an, als hätte ich Matthias mit irgendwelchen schmutzigen Tricks hergeschleppt.
    »Ist das nicht das Mädchen, das etwas wirr im Kopf ist? Wie war gleich ihr Name? Anna?«
    »Mutter, ich bitte dich«, sagte Matthias peinlich berührt. Etwas entschlossener fuhr er fort: »Du siehst doch, dass die Männer fleißig arbeiten. Sie mögen es nicht, wenn man ihnen ständig auf die Finger sieht.«
    Möglicherweise hegte er die Hoffnung, seine Mutter würde wieder verschwinden, doch sie blieb wie angewurzelt stehen und ließ uns nicht aus den Augen.
    Mir war die Lust auf Tramezzini in der Sonne vergangen. Ich erhob mich und klopfte mir den Staub vom Kleid. »Ich muss dann weiter. War nett, dich zu treffen, Matteo. Vielleicht sieht man sich ja eines Tages

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