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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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sich sogar zu der Behauptung, dass er ihr Lieblingsmieter sei, schon wegen seiner großzügigen Art.
    Wie nebenbei erwähnte sie, dass seine Gattin ganz anders veranlagt sei, man könne sie schon fast geizig nennen.
    Die Gattin hörte im Traum jedes Wort, doch mir war völlig egal, dass Monna Faustina mich für geizig hielt. Im Gegenzug hielt ich sie für habgierig, was sich gut ergänzte. Kein Grund also, sich darüber zu ärgern.
    In meinem Traum kam Sebastiano die Treppe herauf.
    »Ich bin wieder da«, sagte er.
    In dem Moment wachte ich auf und fuhr hoch.
    Und stieß einen lauten Schrei aus, als ich Sebastiano neben meinem Bett stehen sah. Er hatte ein Windlicht in der Hand, das von unten her sein Gesicht beleuchtete.
    »Du bist wieder da!«, stammelte ich überflüssigerweise.
    »Sag ich doch.«
    Ich fing an zu weinen, ich konnte nicht anders.
    »Hast du mich vermisst?«, fragte er.
    »Bilde dir bloß nichts ein«, schluchzte ich.
    Er zog eine Braue hoch. »Soll ich wieder gehen?«
    »Untersteh dich!«
    Ich krabbelte aus dem Bett, um ihn mir genauer anzusehen. Im Kerzenlicht wirkte sein Gesicht noch etwas blass, aber ansonsten war ihm von der Krankheit nichts mehr anzumerken. Seine Augen leuchteten so blau wie eh und je und das freche Grinsen hatte er auch wiedergefunden. An den strahlend weißen Zähnen hätte Matthias seine helle Freude gehabt und mit seinem unverschämt attraktiven Gesicht sah er so aus, wie er schon bei unserer ersten Begegnung auf mich gewirkt hatte: wie ein Sieger. Er brauchte kein T-Shirt, auf dem das stand, er war ganz einfach einer.
    »Du siehst … gesund aus«, sagte ich. Es klang auf dämliche Weise unbeholfen.
    »Kein Wunder. Sie gaben mir jede Menge Spritzen und Tabletten.«
    Unten bezeugte ein Klappern der Hintertür, dass Monna Faustina in Richtung Abtritt verschwunden war, sodass wir uns ein paar Takte ungestört unterhalten konnten. Was sich gut traf, denn ich brannte darauf zu erfahren, wie es ihm in der Zwischenzeit ergangen war.
    »Warst du im Krankenhaus?«, fragte ich.
    Er nickte. »Acht Tage, davon die beiden ersten auf der Intensivstation.«
    »Oh«, sagte ich erschrocken. »Was genau hattest du denn?«
    »Lungenentzündung. Eigentlich wollten sie mich noch ein paar Tage zur Beobachtung dabehalten. Aber ich bin einfach abgehauen.«
    In mir zerfloss etwas. »Oh«, machte ich schwach. »Das hast du extra für mich gemacht? Damit ich nicht noch zwei Wochen länger hier rumhängen muss?«
    »Ähm … Na ja, genau genommen tat ich es wegen deines Briefs.«
    »Du hast ihn gelesen?«, fragte ich ungläubig.
    Er nickte. »José zeigte mir im Krankenhaus eine Kopie. Irgendwer hatte das Dokument zu unserer Fakultät geschickt und dafür ein Echtheitsgutachten angefordert.«
    Ich war begeistert. »Dann hat es wirklich funktioniert!« Ich erzählte ihm, wie alles zustande gekommen war, woraufhin er den Kopf schüttelte und meinte, dass mir das erst mal einer nachmachen müsse.
    Aufgeregt unterbrach ich ihn. »Dann weißt du ja jetzt auch, was mit Clarissa und Bart passiert ist! Und dass Trevisan verschwunden ist!«
    »Darum bin ich ja auch früher zurückgekommen. José und ich werden uns sofort darum kümmern.«
    »Und mich vorher schnell zurückbringen, weil es gerade zufällig gut passt?«, erkundigte ich mich. Erklärend fügte ich hinzu: »Wir haben diese Nacht Mondwechsel. Ich habe genau mitgezählt und möchte jetzt endlich nach Hause.«
    Er runzelte die Stirn. »Hm … natürlich. Wenn du es wünschst. Die rote Gondel liegt im Wassersaal von Mariettas Haus. Und José ist auch dort.« Sein Blick wurde weich. »Das mit dem Brief war übrigens eine geniale Idee. Du bist ein ganz bemerkenswertes Mädchen, Anna.«
    Ich fühlte mich höchstens bemerkenswert im Sinne von bemerkenswert ungewaschen . Doch das schien Sebastiano nicht im Geringsten zu stören. Er fasste mich bei den Schultern und sah mich lange an. »Anna, ich bin sehr froh, dich wiederzusehen.« Sein Blick tauchte in meinen. Plötzlich hatte ich Schwierigkeiten zu atmen. Er stand viel zu dicht bei mir.
    »Ich habe nichts Sauberes mehr zum Anziehen«, sagte ich kläglich. »Ich bin so gut wie pleite und ich stinke zum Himmel.«
    Anstelle einer Antwort zog er mich an sich und küsste mich. Als ich seine Lippen auf meinen spürte, schoss mir durch den Kopf, dass er bestimmt gleich von meinem Körpergeruch ohnmächtig werden würde. Doch er tat nichts dergleichen, sondern küsste mich immer drängender, und dann hörte

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