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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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von dem Parfüm besorgt.
    »Was um Himmels willen tust du da?«, wollte sie von Alvise wissen.
    »Ich muss ihr nur kurz das Gesicht zerschneiden«, sagte Alvise gleichgültig. »Sie will mir nicht verraten, was ich wissen will. Ich muss es aber in Erfahrung bringen, weil es wichtig ist. Vielleicht wartest du lieber außer Hörweite, sonst wird sie mir nichts sagen können.«
    Damit meinte er die Sperre! Ich schnappte nach Luft. »Dorotea …«, flehte ich.
    »Bist du verrückt?«, fuhr sie ihn an. »Wehe, du schneidest sie!« Sie trat an seine Seite und betrachtete mich missbilligend. »Das Blut würde mein schönes Tuch versauen! Ich wollte es schon die ganze Zeit wiederhaben.« Mit einem zielstrebigen Griff packte sie das Tuch, das ich mir um die Schultern gelegt hatte, und riss es mir vom Körper. Gleich darauf wich sie zurück. »So, jetzt kannst du meinetwegen tun, was du nicht lassen kannst. Aber vielleicht besser unter dem Torbogen dort vorn, da sieht es nicht gleich jeder. Ich warte drüben bei der Brücke.«
    »Dorotea!«, stieß ich entsetzt hervor, doch sie war schon davongeeilt.
    Alvise zerrte mich unter den Torbogen. »Hier sind wir ganz unter uns.« Das Messer bohrte sich in meine Haut. »Rede, du Miststück!«
    »Ich wusste, dass du herkommst, um dir die Baustelle anzusehen!« Das war die begeisterte Stimme von Matthias Tasselhoff alias Matteo Tassini.
    Das Messer verschwand, bevor es Schaden anrichten konnte. Alvise hatte mich schnell losgelassen und trat einen Schritt zurück. Hinter ihm kam die dickliche Gestalt von Matthias zum Vorschein. Er stand in der Gasse vor dem Torbogen und musterte Alvise befremdet. »Was habt Ihr mit Anna zu schaffen, Malipiero?«
    »Er wollte eigentlich gerade gehen«, meinte ich prompt. Meine Stimme bebte und ich konnte mich kaum aufrecht halten, weil mir vor lauter Erleichterung die Knie wackelten.
    »Sie hat recht.« Alvise lächelte verbindlich. »Für dieses Gespräch ist später noch Zeit.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging mit großen Schritten davon.
    »Was wollte der Bursche von dir?«, fragte Matthias stirnrunzelnd. »War er nicht neulich auf dem Fest von Trevisan? Mir scheint, er wollte dich dort im Wassersaal auch schon belästigen, kann das sein?«
    »Belästigen ist nicht ganz der passende Ausdruck«, sagte ich.
    »Welcher wäre denn passend?«
    Umbringen , dachte ich. Sagen konnte ich es nicht, wegen der Sperre.
    »Er hat mich einfach nur … geärgert«, sagte ich. »Durch seine … ähm, unhöfliche Art. Falls du dich fragst, was ich von ihm halte: Ich kann ihn nicht ausstehen.« Wenigstens das durfte ich sagen.
    »Woher kennst du ihn überhaupt?«
    »Ach, das ist eine lange Geschichte … Und woher kennst du ihn?«
    »Er ist unser Nachbar.«
    Mir blieb die Spucke weg. »Du meinst, er wohnt hier?«
    »Nein, neben unserem alten Haus am Campo dei Mori. Und besonders gut leiden kann ich ihn auch nicht. Der Mann ist mir oft unheimlich, dabei weiß ich gar nicht mal, warum.« Eifrig hielt er mir den Arm hin, damit ich mich, ganz Edelfräulein, bei ihm einhaken konnte.
    Ich überlegte nicht lange und tat es, schon deshalb, damit ich mich festhalten konnte. Nach Alvises Attacke fühlte ich mich ziemlich zittrig und hörte Matteo, der mir langatmig die Fortschritte am Bau des Palazzo erklärte, nur mit halbem Ohr zu. Ich meinte immer noch die metallische Messerspitze zu spüren. Auch das Entsetzen über Doroteas erbarmungsloses Verhalten ließ nur langsam nach. Gleichzeitig grübelte ich, auf welche Weise ich in eine Situation geraten könnte, in der ich gegen meinen Willen dabei half, Trevisan zu töten. Dass es dabei um ihn ging, stand für mich außer Frage. Natürlich würde ich niemals freiwillig eine so grauenhafte Tat begehen, deshalb fiel es mir schwer, überhaupt darüber nachzudenken, welche Umstände mich dazu zwingen könnten. Keine, schwor ich mir. Und wenn es mich selbst das Leben kostete! Und da ich nun Bescheid wusste, würde ich erst recht darauf achten, dass es nicht so weit kam. Am besten ging ich gar nicht mehr in Trevisans Nähe. Schon um auszuschließen, dass ich ihm aus Versehen ein Bein stellte und er daraufhin die Treppe runterfiel und sich das Genick brach. Oder um zu verhindern, dass er sich über irgendwas, das ich sagte, so aufregte, dass er einen Herzinfarkt kriegte. Alles war möglich bei diesen merkwürdigen Zeitreise-Eventualitäten.
    »… auch eine kleine Stärkung vertragen?«, drang Matthias’ Stimme an mein

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