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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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reichte.
    »Was ist mit Euren Sachen, nehmt Ihr die nicht mit?«, wollte sie wissen.
    »Davon brauchen wir nichts mehr«, sagte Sebastiano.
    Daraufhin fiel Monna Faustinas Abschiedsgruß weit freundlicher aus, als unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Ich meinte sogar, bei ihr die Andeutung eines Lächelns zu erkennen, bevor wir gingen.
    »Eins ist sicher«, stellte ich draußen auf der Gasse fest, während ich von dem Käsebrot abbiss. »Die Frau kann beinhart verhandeln.«
    »Du aber auch«, sagte Sebastiano lächelnd.
    »In dieser Zeit bleibt alleinstehenden Frauen nichts anderes übrig«, erklärte ich. Eigentlich hatte ich das scherzhaft gemeint, doch noch während ich es aussprach, erkannte ich, wie zutreffend es war.
    Sebastiano nahm ebenfalls einen Happen von dem Käsebrot, dann wieder ich, und bis wir die Anlegestelle erreicht hatten, war alles aufgegessen.
    Wir kletterten in die Gondel, die er dort vertäut hatte. Das Windlicht befestigte er in der dafür vorgesehenen Halterung und legte das lange Ruder in die Gabel. Er bestieg die hintere Abdeckung des Boots und stieß es vom Kai weg. Während er die Gondel mit geschickten Bewegungen durch das Gewirr der nächtlichen Kanäle steuerte, saß ich auf der Bank und schaute verstohlen zu ihm hoch. Besonders deutlich war er nicht zu sehen, denn das Windlicht befand sich am anderen Ende des Bootes. Auch die Fackeln und Kerzenlaternen, die an den Ufern der Kanäle brannten, gaben nur wenig Licht. Trotzdem entging mir kaum ein Detail seiner Erscheinung. Der düstere Ausdruck seines Gesichts, die kraftvolle Linie seiner Schultern, die Umrisse seiner Beine. Ich sah sogar das schwache Funkeln seiner Augen und fragte mich, was er wohl dachte, während er ein ums andere Mal das Ruder durchs Wasser zog und über meinen Kopf hinweg in die Dunkelheit spähte.
    Ob er überlegte, wie er Bart aus dem Gefängnis holen und herausfinden könnte, was mit Trevisan und Clarissa geschehen war? Wie er es schaffen könnte, Alvise auszutricksen und ihn letztlich zu besiegen?
    An Sebastianos Stelle hätte ich pausenlos über nichts anderes nachgedacht und mir ins Hemd gemacht vor lauter Angst. Aber ich war nicht an seiner Stelle, sondern nur ein Mädchen, das zufällig in der Vergangenheit gelandet war. Ich hatte meinen Teil zu der ganzen Story beigetragen und den Mann, um den es ging, unter Einsatz meines eigenen Lebens gerettet. Ich hatte genug riskiert und durchgemacht. Folglich durfte ich wieder nach Hause und hatte mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun.
    Fragte sich nur, woher dieses merkwürdige Gefühl kam. Fast so, als hätte ich ein schlechtes Gewissen. Obwohl das eigentlich völlig unmöglich war, denn es gab keinen vernünftigen Grund dafür. Nicht einen einzigen.
    Entschlossen straffte ich die Schultern und blickte stur geradeaus, bis das Kurtisanenhaus in Sicht kam.
    Sebastiano vertäute die Gondel an einem der Pfähle, die dort aus dem Wasser ragten, während ich auf den Kai kletterte und wartete, bis er ebenfalls ausgestiegen war. Wir sprachen kein Wort, auch nicht, als ich ihm zur Pforte folgte. Heftiger als nötig betätigte Sebastiano den Türklopfer. Marietta öffnete uns persönlich die Tür.
    »Da seid ihr ja endlich!« Trotz der nächtlichen Stunde war sie strahlend schön. Und vor allem roch sie gut. Kein bisschen ungewaschen. Zur Begrüßung umarmte sie mich und küsste mich auf die Wange. Dabei rümpfte sie nicht einmal die Nase, was ich ihr hoch anrechnete.
    »Ich habe ein Bad für dich vorbereiten lassen und frische Kleidung bereitgelegt.«
    »Das ist echt der Oberhammer!«, rief ich begeistert. Es klang eher wie Was für eine unermessliche Wohltat! , aber so oder so kam es aus tiefstem Herzen. Zögernd blickte ich zu Sebastiano. »Das heißt, ich weiß nicht, ob …«
    »Wir haben noch genug Zeit«, unterbrach er mich.
    »Und es sind keine fremden Männer im Haus«, sagte Marietta. »Diese Nacht findet keine Feier statt.«
    »Oh, das ist … Das wäre doch nicht nötig gewesen«, sagte ich.
    »Sie fällt nicht deinetwegen aus«, informierte mich Sebastiano. »Sondern weil Sonntag ist.«
    »Da haben meine Mädchen und ich frei, weil es sich so gehört«, fügte Marietta hinzu.
    Ich nickte verlegen. So genau wollte ich es gar nicht wissen.
    Ein Dienstmädchen führte mich ins Obergeschoss zu demselben Himmelbettzimmer, in dem ich schon einmal übernachtet hatte. Nach den elenden Wochen in Monna Faustinas Dachkammer war ich wie erschlagen von

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