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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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es ja tun. Matilda hat an sich selbst schwer genug zu tragen, und außerdem muss sie sich nach dem Aufstehen ums Morgenmahl kümmern.«
    »So wie vorhin mit der Wurst?«
    Clarissa kicherte und nickte. »Und Jacopo kann auch kein Wasser holen, denn er hat nur noch einen halben rechten Fuß.«
    »Du liebe Zeit«, sagte ich betroffen.
    »Den anderen halben hat er im letzten Türkenkrieg verloren. Ein blutrünstiger Osmane hat ihn mit seinem Krummsäbel abgehackt.«
    Ich stellte es mir bildlich vor, mit der Folge, dass mir übel wurde.
    »Dafür hört er ausgezeichnet«, vertraute Clarissa mir an. »Er stellt sich bloß taub, damit er nicht andauernd auf Matildas ewiges Genörgel eingehen muss. Aber du darfst es dir nicht anmerken lassen, sonst muss er es ausbaden und wird böse auf uns sein.«
    »Die paar Stunden werde ich es schon für mich behalten können«, versprach ich.
    Sie musterte mich von der Seite, als wollte sie widersprechen, blieb dann aber still.
    Ich wich einem Mann aus, der eine Ziege am Strick führte, und ein paar Meter weiter wäre ich vor Schreck fast in den Kanal gefallen, weil dort ein Bettler hockte, der mir seinen mit Geschwüren übersäten Armstumpf entgegenhielt. »Eine milde Gabe, schönes Fräulein!«
    Hilflos blieb ich stehen. »Ich habe kein Geld. Aber einen Schluck Wasser könnte ich Euch anbieten.«
    »Schnaps hast du keinen?«
    »Leider nicht.«
    »Na gut, dann nehme ich das Wasser.« Er grinste berechnend zu mir hoch und streichelte mit seiner verbliebenen Hand ganz und gar nicht krüppelhaft meine Wade. »Du hübsches Kind, komm ruhig ein bisschen näher, dann trinkt es sich leichter.«
    Clarissa bedachte den Bettler mit Flüchen, die mir die Schamesröte ins Gesicht trieben. Eilig ging ich weiter. Hoffentlich ließ Sebastiano nicht so lange auf sich warten!

    Das Frühstück bestand aus einem Becher kaltem Wasser, ein paar Stücken von der Wurst und einer Holzschale mit einer undefinierbaren, leicht salzigen Pampe, von der Clarissa meinte, es handle sich um Hirsebrei.
    Die Wurst roch nicht übel, aber ich wagte nicht, davon zu essen. In der Pelle konnte sonst was stecken, inklusive Salmonellen. Schließlich wusste ich ganz genau, dass diese Wurst noch nie einen Kühlschrank von innen gesehen hatte. Und ich bezweifelte auch, dass Matilda sich vorm Kleinschneiden die Hände gewaschen hatte. Der Brei schien immerhin gekocht zu sein und ließ sich mit einiger Überwindung sogar aufessen.
    Matilda störte sich nicht daran, dass ich einen Teil der Mahlzeit verschmähte. Noch bevor ich mit dem Brei fertig war, hatte sie meine Wurstportion verdrückt.
    Anschließend kümmerten Clarissa und ich uns um den Abwasch: In einem Spültrog wurden die Teller, Bretter und das Besteck (das aus hölzernen Löffeln und spitzen einfachen Messern bestand, Gabeln sah ich nirgends) mit einer Bürste abgescheuert und dann in dem Wandregal neben der Kochstelle verstaut.
    Danach zeigte mir Clarissa, wie man Küche und Verkaufsraum mit einem Reisigbesen ausfegte, in den beiden Schlafkammern die Betten aufschüttelte, die Nachttöpfe im nächsten Kanal entleerte (dabei hielt ich ausreichenden Sicherheitsabstand) und diverse Mausefallen in Haus und Garten einsammelte. In einer davon steckte eine tote Maus, was mir fast den Hirsebrei wieder hochkommen ließ. Lieber holte ich Holz für die Feuerstelle aus einem Bretterverschlag hinterm Haus und ließ mir zeigen, wie man mithilfe von Zunder, Feuerstein und Schlageisen das Kochfeuer in Gang brachte. An der Kette wurde ein gewaltiger eiserner Kessel über die Flammen gehängt, in dem wir uns Wasser zum Haarewaschen heiß machten.
    Unterdessen saß Jacopo die ganze Zeit am Küchentisch und schnitzte an einem Stück Holz herum. Zwischendurch schaute er uns beim Arbeiten zu und lächelte dabei freundlich.
    Auch Matildas Laune hatte sich deutlich gebessert, sie war ganz in ihrem Element als tüchtige Kräuterhändlerin. Mehrere Kunden kamen in den Laden, und während Clarissa und ich in der Küche werkelten, kriegte ich unfreiwillig diverse Verkaufsgespräche mit.
    »Gegen die Herzschmerzen deines Mannes habe ich eine neue Rezeptur, Petersilie in Essig, Honig und Wein. Es wirkt hervorragend, ich habe es an Jacopo ausprobiert!«
    Ich sah, wie Jacopo entnervt die Augen verdrehte und so tat, als müsse er sich übergeben.
    »Bei Herzleiden, die eher durch Traurigkeit kommen, empfehle ich allerdings einen Trank aus Storchenschnabel, Poleiminze und Weinraute.«
    »Hm, dein

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