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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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nächsten Tagen werde ich abgeholt.«
    »Von deinen Verwandten?«
    Sie nickte. »Von meiner steinalten Schwägerin und meinem steinalten Schwager, die mich zwingen werden, in dem steinalten Haus meines steinalten und inzwischen toten Gemahls zu leben.«
    »Ich will nicht zurück nach Neapel!«, kreischte Polidoro inbrünstig. »Ich will nicht zurück nach Neapel!«
    »Polidoro schnappt oft Dinge auf, die nicht für die Ohren anderer bestimmt sind«, sagte Dorotea entschuldigend.
    Das brachte mich auf eine Idee. Als Dorotea kurz darauf verschwand, weil sie zum Abtritt musste, stellte ich mich vor den Vogelbauer. »Hallo, Polidoro, ich heiße Anna und komme aus der Zukunft«, sagte ich. Oder vielmehr, ich wollte es sagen. Heraus kam stattdessen: »Sei gegrüßt, Polidoro, ich heiße Anna und komme von weit her.« Danach versuchte ich es noch einmal mit iPod , was prompt in Spiegel umgewandelt wurde.
    So viel also dazu, die Sperre überlisten zu wollen.

    Das Abendessen, das die Bewohnerinnen des Klosters nach einem gemeinsamen Gebet im Refektorium einnahmen, war überraschend gut, genauso schmackhaft und reichhaltig wie das Frühstück im Kurtisanenhaus. Hier aß man wirklich hervorragend.
    Vermutlich hing dieser Luxus damit zusammen, dass die Nonnen aus reichem Hause kamen. Ihre Familien mussten eine Menge Geld für einen Platz im Kloster zahlen, also legten sie auch Wert darauf, dass es den Mädchen und Frauen dort gut ging.
    Ich fragte mich, warum man Clarissa nicht hier untergebracht hatte, hier hätte sie es leichter gehabt als bei Matilda. Clarissa … Nach wie vor hatte ich das Gefühl, dass ich nicht alles über sie wusste. Zum einen wegen Sebastianos dunklen Andeutungen, zum anderen aber auch wegen ihrer merkwürdigen Worte bei meinem Aufbruch.
    Habe ich nicht genug gebüßt?
    Was hatte sie wohl damit gemeint? Vor ein paar Stunden noch hätte ich Sebastiano danach fragen können, aber ich hatte so viele andere Probleme im Kopf herumgewälzt, dass ich es völlig vergessen hatte.
    Dorotea kam vom Abtritt zurück und meinte, es sei nun höchste Zeit, dass wir uns für die Feier zurechtmachten. Ich nahm es kommentarlos zur Kenntnis, weit von jeder Partystimmung entfernt. Viel lieber hätte ich mich in Ruhe in eine Ecke gesetzt und über alles nachgedacht. Oder mich aufs Ohr gelegt und mich richtig ausgeruht. Obwohl ich bis mittags geschlafen hatte, war ich schon wieder müde. Kein Wunder nach all dem, was ich in der letzten Zeit hatte wegstecken müssen.
    Doch ich wollte keine Spielverderberin sein, das wäre undankbar gewesen. Schließlich hatte Dorotea mich liebenswürdig aufgenommen und mir sogar ihre roten Schuhe angeboten, wobei sie sich im Gegenzug mein rüschenbesetztes Unterkleid ausgeborgt hatte. Ich hatte nichts dagegen, auch wenn ich auf die roten Schuhe keinen Wert legte, weil sie mir mindestens zwei Nummern zu klein waren.
    Dorotea räumte ihre Sachen auf, indem sie einfach die ganze Unordnung hinter den Wandschirm verfrachtete, einschließlich Vogelkäfig. Dann setzte sie sich vor den Spiegel und legte richtig los. Sie umrandete ihre Augen mit Khol und trug reichlich Rouge auf, danach türmte sie ihre Locken mit Haarnadeln zu einer Art Wasserfall auf, garnierte alles mit einer spanischen Mantilla und wollte anschließend wissen, wie es aussah. Ich versicherte ihr, dass sie umwerfend sei, worauf sie erfreut mit einem fransenverzierten Fächer vor ihrem Gesicht herumwedelte.
    »Heute bin ich wirklich schön«, befand sie, womit sie Polidoro zu Begeisterungsschreien hinriss, obwohl er hinter dem Wandschirm im Käfig hockte und sie gar nicht sehen konnte. Nachdem er mindestens zehn Mal »Monna Dorotea, meine Schöne« gekrächzt hatte, warf ich das gelbe Tuch über den Käfig und brachte ihn damit zum Schweigen. Das wiederum gab Dorotea Gelegenheit, umso mehr zu reden. Sie erzählte mir haarklein von ihrem Mann Taddeo, seinen Nasenhaaren, seinem Mundgeruch, seiner Gicht und seinem nie versiegenden Harndrang. Mit Nachdruck hob sie außerdem hervor, wie sehr unerfahrene Menschen doch manchmal den Wert des Geldes überschätzten, vor allem im Zusammenhang mit der Ehe.
    »Lass dir mein Schicksal zur Lehre gereichen«, empfahl sie mir. »Heirate lieber einen armen, aber schönen Jüngling als einen reichen, aber steinalten Tattergreis.«
    Ich versprach ihr, mich daran zu erinnern, falls ich irgendwann Hochzeitspläne schmieden sollte.
    »Nicht, dass du denkst, ich wäre pietätlos«, fuhr Dorotea fort. »Ich

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