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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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mitzugehen.«
    »Unsere Geschäfte mit Trevisan sind nicht langweilig. Sondern eher … unvermeidlich.« Diesmal klang Alvises Lachen eindeutig gemein. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, während es in meinem Nacken munter weiterjuckte. Vorsichtig spähte ich durch den Spalt, um mehr sehen zu können.
    »Dorotea, meine Schöne, wenn du unbedingt mitwillst, kann ich das einrichten«, sagte Alvise. Er griff ihr spielerisch in die aufgetürmten Locken. »Auch ohne dein herrliches feuriges Haar abzuschneiden.«
    Sie schob seine Hand weg. »Mach dich nicht lustig über mich!«
    »Nicht doch, das täte ich nie.« Er grinste. »Wieso kommst du nicht ganz einfach mit?«
    »Aber was werden die Leute sagen!«, meinte Dorotea zweifelnd. »Ich bin frisch verwitwet!«
    »Niemand wird dich erkennen. Setz eine Maske auf, das tun sowieso die meisten.«
    »Aber es ist doch noch gar keine Karnevalszeit«, wandte Orsola ein. »Ist da nicht das Maskentragen verboten?«
    »Du Lämmchen«, sagte Giovanni. »An solche Verbote hält sich kein Mensch. Außerdem findet die Feier ja drinnen statt, wer soll sich daran stören?«
    Dorotea klatschte in die Hände. »Ach, das wäre so wundervoll! Seit Jahren war ich auf keiner Feier mehr.« Sie dachte nach. »Zuletzt auf meiner Hochzeitsfeier. An der nur steinalte Leute teilnahmen, von denen kaum noch jemand eigene Zähne hatte.«
    »An Zähnen soll es dir nicht mangeln«, versprach Alvise lachend. Wie zum Beweis biss er Dorotea ins Ohrläppchen, was ihr ein unterdrücktes Quietschen entlockte.
    Ich kratzte mich heftig im Nacken, doch das Jucken wurde davon höchstens schlimmer. Soeben war mir wieder eingefallen, woher ich den Namen Trevisan kannte. Sebastiano hatte ihn in der Nacht meiner Ankunft erwähnt, als ich aus meiner Ohnmacht erwacht war.
    Noch heute Nacht soll es Trevisan ans Leder gehen und wenn nicht ich es verhindere, wer dann? Die Malipieros lauern mit Gift und Dolch an jeder Ecke!
    Das ließ der Fantasie nicht viel Spielraum. Alvise wollte Trevisan ans Leder, vorzugsweise mit Gift oder Dolch. Mit anderen Worten, er plante, diesen Trevisan zu killen, und zwar schon morgen auf dessen Feier!
    Na super, dachte ich verstört. Was zum Henker sollte ich jetzt machen?
    »Wo ist eigentlich Anna?«, fragte Dorotea.
    Orsola räusperte sich bedeutungsvoll und durch den Spalt sah ich, wie sie eine diskrete Geste in meine Richtung machte, die so viel besagte wie Anna ist auf dem Klo . Leider wurde sie nicht von allen verstanden.
    Alvise, der neben Dorotea auf dem Bett gesessen hatte, stand auf und versuchte, über den Wandschirm zu spähen.
    »Ist diese Anna noch so unschuldig, dass Männerblicke sie ins Versteck treiben?«
    »Wenn die Blicke so dreist sind wie deine, ist das reine Notwehr«, erklärte sein Bruder, worauf er und Alvise in wieherndes Gelächter ausbrachen. Einen Moment lang hoffte ich, sie würden mich einfach vergessen, doch den Gefallen tat Alvise mir nicht. Er kam näher. Noch zwei Schritte und er könnte mich sehen. Noch einen. Einen halben.
    »Na so was«, sagte er. »Was haben wir denn hier?«
    »Einen Vogel.« Ich hielt den Käfig so vor mich, dass mein Kopf und mein Oberkörper dahinter verborgen waren. »Es geht ihm gar nicht gut. Ich bring ihn mal raus an die frische Luft.«
    Bevor mich irgendjemand aufhalten konnte, hatte ich mich auch schon an Alvise vorbeigezwängt und wand mich durch das Gedränge in der Kammer zur Tür. Draußen auf dem Gang kickte ich mit dem Fuß die Tür hinter mir zu.
    »Das war knapp«, sagte ich zu Polidoro.
    »Ich will nicht zurück nach Neapel«, krächzte er verschlafen.
    »Keine Sorge. Wir gehen nur ein bisschen in den Garten.«

    Auf dem Weg zum Garten ließ ich den Käfig im Kreuzgang stehen, wo ihn sicher irgendein Frühaufsteher finden und zu Dorotea zurückbringen würde.
    »Schön leise sein«, mahnte ich Polidoro.
    Dann bewaffnete ich mich mit einem frischen Talglicht und schlich in den Kräutergarten. Dort stolperte ich eine Weile an der Mauer entlang. Statt einer Kerze hätte ich lieber eine ordentliche Taschenlampe dabeigehabt; es dauerte ewig, bis ich endlich die Strickleiter gefunden hatte.
    Ich kletterte hinauf und stellte oben fest, dass die Leiter mit Haken am Mauerkranz befestigt war. Zum Springen ging es mir zu tief hinunter, ganz abgesehen davon, dass ich ja auch später irgendwie wieder zurückmusste, also zog ich die Leiter hoch, hängte die Haken andersherum auf und ließ die Tritte an der Außenseite der

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