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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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bin Taddeo überaus dankbar und werde stets nach Kräften sein Andenken ehren. Immerhin hat er mir sein ganzes Vermögen hinterlassen. Damit kann ich als Witwe ein würdevolles Leben führen und muss mir nichts versagen.«
    Als hätte sie sich damit selbst ein Stichwort gegeben, zog sie unter ihrem Bett einen Weinkrug hervor. Sie goss zwei Becher randvoll und reichte mir einen. Anschließend prostete sie zuerst mir, dann sich selbst im Spiegel zu. »Auf dich, lieber Taddeo.«
    Obwohl ich nur nippte, spürte ich, wie der schwere Wein mir sofort zu Kopf stieg. Dorotea trank ihren Becher mit ein paar beherzten Zügen leer und machte sich dann summend daran, in den Ecken frische Kerzen aufzustellen.
    »Sie kommen, sobald es draußen richtig dunkel ist«, verriet sie mir verschwörerisch, während sie sich ausgiebig mit Parfüm bespritzte.
    Ich nieste, weil der plötzliche Geruch nach Rosen so betäubend war. »Wer denn? Die anderen Nonnen?«
    »Die natürlich auch. Und die Männer. Mit denen wird die Feier erst richtig lustig.«
    »Wie kommen sie denn rein?«
    »Sie werfen im Schutze der Nacht eine Strickleiter über die Mauer am Kräutergarten. Dann schleichen sie sich ins Dormitorium.«
    »Habt ihr keine Angst, dass die Äbtissin es rauskriegt?«
    »Ach, die feiert ab und zu selbst ganz gerne. Nur Giustina ist etwas empfindlich, aber das lässt sich meist gut regeln.«
    Ich nippte noch mehr von dem Wein, mit der Folge, dass ich mich nach einer Weile absolut bettreif fühlte. Gerade als ich überlegte, ob ich nicht vielleicht einfach kurz die Füße hochlegen sollte, hob Dorotea lauschend den Kopf. »Mir scheint, ich höre Schritte!«
    Gleich darauf klopfte es und die ersten Gäste trafen ein, in dem Fall Orsola und Beata. Kichernd kamen sie herein, ließen sich von Dorotea Wein einschenken und fingen an, über Leute zu reden, von denen ich noch nie gehört hatte. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis es erneut klopfte.
    Dorotea sprang auf und prüfte noch einmal rasch im Spiegel ihr Make-up.
    Ich rappelte mich ebenfalls hoch und stand mit jagendem Puls da. Nicht etwa, weil ich wegen der bevorstehenden Party so aufgeregt gewesen wäre, sondern weil ganz plötzlich mein Nacken angefangen hatte zu jucken. Es fühlte sich an wie Alarmstufe Rot.
    Dann hörte ich die leise Männerstimme vor der Tür und wusste, warum.

    Die Tür ging auf, und die übrigen Gäste kamen herein. Allerdings konnten sie mich nicht sehen, weil ich mich mit einem Riesensatz hinter dem Wandschirm verdrückt hatte. Durch einen Spalt in der Bespannung lugend, erkannte ich Imelda, die drei Männer im Schlepptau hatte. Zwei von den Kerlen kannte ich. Es waren Alvise und Giovanni Malipiero, der dritte war offenbar ein guter Freund der beiden.
    Alle waren glänzender Laune. Giovanni fing sofort an, mit Beata herumzuknutschen und sie ließ es sich kichernd gefallen. Alvise riss Dorotea in eine wilde Begrüßungsumarmung und erstickte sie förmlich mit glühenden Küssen. Kein Wunder, dass sie nichts von einer trauernden Witwe an sich hatte. Alvise war allem Anschein nach ihr Lover. Bestimmt meldete sie sich nur deshalb so oft zum Beten und Beichten ab, um ihn zu treffen. Wenn sie nicht gerade shoppen ging.
    Der dritte Mann goss sich Wein ein und schäkerte mit Imelda herum. Die beiden mussten sich wohl erst näher kennenlernen, doch schon jetzt sah es ganz danach aus, als wäre das reine Formsache, die allerhöchstens ein paar Minuten dauern würde.
    Orsola nahm sich ebenfalls Wein und blickte suchend umher. »Wo ist denn Anna?«, fragte sie. »Eben war sie doch noch da.«
    Sie schaute hinter den Wandschirm und ich ließ mich blitzschnell auf den Nachttopf sinken, der zum Glück leer und sauber war.
    Orsola erfasste die vermeintliche Lage sofort. »Ach so«, sagte sie verdutzt, bevor sie sich wieder zu den anderen gesellte und in das allgemeine Geplauder einstimmte. In erster Linie wurde über verschiedene venezianische Adelssippen gelästert.
    Dann hörte ich Alvise etwas sagen, das mich aufhorchen ließ.
    »Natürlich gehen wir morgen auf die Feier von Trevisan. Wir haben noch dringende Geschäfte mit ihm.« Die Art, wie Alvise das Wort Geschäfte aussprach und hinterher ein kleines boshaftes Lachen folgen ließ, klang ganz und gar nicht geschäftlich, sondern eher … hinterhältig?
    »Ach, langweilige Geschäfte«, maulte Dorotea. »Auf Feiern soll man tanzen und singen und fröhlich sein! Ich würde eine Handbreit meines Haars dafür opfern,

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