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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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auftaucht, sende ich einen Boten. Und jetzt wird es Zeit, dass du zum Kloster zurückkehrst. Ich würde dir ja gern für den Rest der Nacht Logis anbieten, aber es würde ziemlichen Ärger geben, wenn du morgen früh nicht im Kloster bist. Man würde Büttel ausschicken, um nach dir zu suchen, schließlich bist du armes mutterloses Geschöpf dem Kloster anvertraut worden.«
    Verdrossen nahm ich ihre Worte zur Kenntnis und kam mir dabei vor wie Bambi. Blöd war vor allem, dass ich es nicht mal richtigstellen konnte. Meine Mutter war zwar nicht tot, aber auch noch nicht geboren. Noch lange nicht.
    Eines musste man Marietta lassen: Sie war eine erstklassige Gastgeberin. Auf ihren Befehl hin brachte mir die Magd Brot mit Schinken und einen Becher von dem unvermeidlichen verdünnten Wein, und nachdem ich den Imbiss verdrückt hatte, sorgte Marietta auch dafür, dass ich für den Rückweg einen fahrbaren Untersatz hatte: Ein Ruderknecht brachte mich mit der Gondel zum Kloster. Als er mich an der Anlegestelle absetzte, gab er mir sogar ein frisches Windlicht mit, weil meine Kerze mittlerweile längst heruntergebrannt war.
    Kurz darauf folgte ein banger Moment, denn als ich mich dem Klostergebäude näherte, kam eine Wachpatrouille um die Ecke gestiefelt, zwei mit Speeren und Helmen bewehrte Muskelmänner. Ich schaffte es gerade noch, unter einem Torbogen zu verschwinden und die kleine Laterne hinter meinem Körper zu verstecken, doch zu meiner Erleichterung marschierten sie vorbei, ohne mich zu entdecken.
    Hurtig huschte ich am Gebäude entlang zu dem Mauerstück, wo die Strickleiter baumelte. Ich war grenzenlos erleichtert, sie noch vorzufinden, sonst hätte Plan B in Kraft treten müssen. Der den Nachteil hatte, dass ich ihn mir erst hätte ausdenken müssen.
    Bis zum Morgenläuten blieb mir nicht mehr viel Zeit. Im Osten zeigte sich am Horizont bereits ein fahler Saum, ich musste mich beeilen, über die Mauer zu kommen. Beim Klettern zog ich den Kopf ein und versuchte, mich unsichtbar zu machen. Trotzdem kam es mir vor, als würde ich von allen Seiten beobachtet.
    Oben zog ich die Leiter hoch und ließ sie nach dem Abstieg auf der anderen Seite im Garten zwischen ein paar Beerenbüschen verschwinden, bevor ich im Laufschritt den restlichen Weg zum Hauptgebäude zurücklegte.
    Der Vogelkäfig war verschwunden. Vorsorglich drückte ich mein Ohr gegen die Tür von Doroteas Zelle und lauschte, doch es war nichts zu hören. Somit konnte ich wohl davon ausgehen, dass die Party vorbei war. Auf mein vorsichtiges Klopfen hin dauerte es eine Weile, bis sich die Tür öffnete. Verschlafen lugte Dorotea heraus. Ihr Gesicht war von Make-up verschmiert, sie hatte sich nach der Feier nicht mehr die Mühe gemacht, sich abzuschminken. »Da bist du ja«, sagte sie, während sie mich einließ. »Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«
    »Ach, ich hatte noch was Wichtiges in dem Haus vergessen, wo ich vorher war.«
    »In welchem Haus warst du denn vorher?«
    »Ich weiß nicht«, log ich. »Es liegt irgendwo am Canal Grande. Aber frag mich nicht genau, wo. Ich bin nicht von hier und kenne mich nicht so gut aus.«
    »Richtig, du bist ja aus Rom.« Sie legte sich wieder ins Bett. »Und du hast recht. Man braucht Wochen, um sich hier zurechtzufinden. Aber trotzdem. Hat man sich einmal hier eingelebt, möchte man nie wieder weg.« Verträumt blickte sie an die Decke. »Mit Alvise kommt niemals Langeweile auf.«
    Das konnte ich bedenkenlos unterschreiben. Man musste jede Sekunde vor ihm auf der Hut sein.
    Ich zog mir die Schuhe aus und kroch in mein Bett. »Bist du schon länger mit ihm zusammen?«
    Ihre Verlegenheit war fast mit Händen zu greifen, doch ihre Stimme klang trotzig. »Ich war ganz allein und niedergeschlagen. Und er sieht so gut aus, dass jede Frau dahinschmelzen muss.«
    Das war eindeutig Ansichtssache. Von der wiehernden Lache dieses Typs ganz zu schweigen.
    »Außerdem ist er immer so lustig«, fuhr Dorotea fort. »Er hat mir in meiner Trauer sehr geholfen.«
    Dieses fadenscheinige Argument ließ ich unkommentiert, doch in einem Punkt musste ich unbedingt nachfassen. »Kommt er öfters hierher zu dir? Ich meine, zum … ähm, Feiern?« Falls ja, müsste ich mir schleunigst eine andere Unterkunft suchen, denn ich konnte mich nicht jedes Mal vor dem Kerl verstecken. Er hatte mich bei Marietta gesehen und würde garantiert blöde Fragen stellen, das war mir zu gefährlich. Wenn ich nur an das Messer an seinem Gürtel dachte, wurde

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