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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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tadellos funktionierte.
    »Du bist so still«, meinte er.
    »Ach, das täuscht.« Ich wich auf ein anderes Thema aus. »Ich wollte dich gerade fragen, was deine Familie so macht. Ich meine, geschäftlich.«
    »Vater handelt mit antiken Sammelstücken, das ist ein sehr einträgliches Gewerbe.«
    Ich war verblüfft, dass Heinrich Tasselhoff einen ähnlichen Beruf ausübte wie in seinem alten Leben. Ein paar Dinge blieben den Leuten, die gegen ihren Willen in die Vergangenheit verfrachtet wurden, also doch erhalten. Etwa die Namen. Aus Juliane war Giulia geworden, aus Heinrich Enrico und aus Matthias Matteo.
    »Mutter beschäftigt sich viel mit Astrologie«, fuhr Matthias fort. »Ihre Voraussagen sind oft unglaublich genau. Sogar die Dogaressa 14 hat meine Mutter schon zurate gezogen.«
    Das war ebenfalls erstaunlich. Auch hier mussten Reste aus dem alten Leben hängen geblieben sein. Juliane hatte sich in der Zukunft damit gebrüstet, wie gut sie sich in der Geschichte Venedigs auskannte. Diese unbewussten Erinnerungen konnte sie hier in der Vergangenheit anzapfen, um den Leuten Horoskope zu verkaufen. Wobei sie ihre Prognosen weniger aus den Sternen gewann als aus dem tiefen Teich ihres Unterbewusstseins.
    Ob man die Tasselhoffs mit Hypnose dazu bewegen könnte, sich an alles zu erinnern? In meiner Zeit hatte ich davon gehört, dass Hypnotiseure Leute in Trance versetzten und sie so dazu brachten, sich an ein früheres Leben zu erinnern. Manche hatten angeblich sogar mehrmals gelebt. Rein theoretisch könnte das auch in der umgekehrten Richtung klappen. Wieso sollte sich jemand in der Vergangenheit nicht an sein zukünftiges Leben erinnern? Zumal es in diesem speziellen Fall tatsächlich eins gab, es war nicht mal Humbug, sondern knallharte Realität.
    Natürlich brauchte man dazu einen Profi, der etwas von Hypnose verstand. Ich selbst hatte leider keine Ahnung davon, abgesehen von dem, was ich im Fernsehen aufgeschnappt hatte. Du fällst jetzt in einen tiefen Schlaf, aber trotzdem kannst du meine Stimme hören …
    »… beginnen gerade die Bauarbeiten an unserem neuen Haus«, sagte Matthias mitten in meine Gedanken hinein. »Es wird viel größer als unser altes und bekommt eine prächtige Fassade.«
    »Das klingt aufregend«, sagte ich höflich, aber geistesabwesend. Beendet wurden die Hypnosesitzungen in Filmen dann meist mit Sätzen wie Ich zähle jetzt von zehn rückwärts, und bei null wachst du auf und fühlst dich frei und leicht …
    »Als Architekten konnte Vater den herausragenden Mauro Codussi verpflichten. Und mit den Wandmalereien am Außenputz will Vater die besten Künstler beauftragen. Nächstes Jahr um diese Zeit soll der Palazzo Tassini schon fertig sein.«
    Wir waren die Treppe hinaufgestiegen und hatten den Portikus erreicht. Matthias’ Eltern hatten sich bereits unter die übrigen Gäste gemischt. Nervös reckte ich den Hals, in der Befürchtung, irgendwo Alvise herumlungern zu sehen. Ich musste damit rechnen, dass er noch hier war. Vielleicht wartete er auf eine zweite Chance, Trevisan in einen Hinterhalt zu locken. Oder mich.
    »Mutter meint, es wird bestimmt das schönste Haus in der ganzen Stadt«, sagte Matthias.
    »Das ist fein«, meinte ich zerstreut. Bislang hatte ich Alvise nirgends entdeckt, auch nicht seinen Bruder oder seinen Vater.
    »Ich liebe es, bei den Bauarbeiten zuzusehen«, erzählte Matthias. »Zuerst muss das Gelände eingedeicht werden, um das Wasser fernzuhalten. Dann werden Tausende von Eichenpfählen in den Grund der Lagune gerammt, um darauf das Fundament zu errichten. Vielleicht willst du es dir mal anschauen. Ich kann dir gern alles zeigen.«
    »Was soll ich mir anschauen?« Aufmerksam beäugte ich meine Umgebung. Der große Saal war mittlerweile gerammelt voll, es gab kaum freie Flächen. Die Musiker spielten ein Stück, das zum Tanzen animierte. Jedenfalls hopsten in einem Teil des Saals etliche Gäste auf fröhliche Weise herum.
    »Die Bauarbeiten am Palazzo Tassini.«
    Matthias’ Antwort setzte tief in meinem Gehirn ein paar Zahnräder in Bewegung und komischerweise musste ich dabei an isländische Geysire denken. Dann stockte mir der Atem. In der Menge war ein bekanntes Gesicht aufgetaucht.
    Sebastiano war zurückgekehrt.

    Ich war so unendlich erleichtert, dass mir ganz flau im Magen wurde. »Entschuldige mich«, sagte ich zu Matthias. »Ich muss dringend jemanden begrüßen, den ich kenne.«
    »Aber …«
    »Ich werde mir bestimmt die Bauarbeiten an

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