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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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mischte ich mich ein und erklärte, es sei alles meine Schuld, worauf der Mann sich mir zuwandte und deutlich freundlicher wurde. »Was bist du denn für ein süßes Kätzchen? Willst du mir die Soße vom Hemd putzen?«
    »Kein Problem, ich gehe nur schnell einen Lappen holen.« Und schon war ich durch die Hintertür gehuscht. Ich fand mich in einem zweiten Treppenhaus wieder, das deutlich enger und niedriger war als das andere, durch das ich vorhin heraufgekommen war. In schmalen Stufen wand sich die Treppe nach unten. Zwei Mal musste ich mich an die Wand drücken und Bedienstete vorbeilassen, die Nachschub aus der Küche nach oben brachten. Schließlich erreichte ich den Gang, der an den Wirtschaftsräumen vorbei zum Wassersaal führte.
    In dem steinernen Gewölbe roch es modrig, und die Musik von oben klang, als wäre sie meilenweit entfernt. Im Gang war es nahezu dunkel. Lediglich ein dürftiges Talglicht brannte an der Wand, sodass man nur ein paar Schritte weit sehen konnte. Aus dem Wassersaal waren Männerstimmen zu hören. Aufs Geratewohl näherte ich mich dem Durchlass und spitzte dabei die Ohren.
    »Wo ist denn nun das Geschenk?«, hörte ich Trevisans sonore Stimme.
    »Hier vorn, direkt beim Tor«, sagte Alvise. »Ihr müsst ein Stück näher zum Wasser kommen.«
    Ich glaubte fast, seine Gedanken zu hören.
    Nah genug, damit ich dich von hinten erstechen und in den Kanal schmeißen kann.
    Mein Nacken juckte heftig, doch ich unterdrückte heroisch den Drang, mich zu kratzen. Stattdessen stürzte ich Hals über Kopf los und platzte mit wehenden Röcken in den Wassersaal. »Wo ist denn hier der Abtritt?«, stieß ich hervor.
    Die drei Männer fuhren herum und starrten mich an. Trevisan stand dicht an der Kante der zum Wasser hin offenen Galerie. Ein Schritt noch und Alvise hätte ihn locker runterschubsen können. Nachdem er ihn mit dem Degen erledigt hatte.
    »Du liebe Güte«, lachte Trevisan. »Der Abtritt ist im großen Treppenhaus. Lasst Euch von einem der Lakaien den Weg zeigen.«
    Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und trat näher. »Eigentlich hat es noch einen Augenblick Zeit. Wo ich nun schon mal da bin, kann ich Euch auch genauso gut zuerst begrüßen. Guten Abend, Messèr Trevisan, und danke für die Einladung.«
    Das Ganze brachte ich unter verlegenem Gestotter heraus, doch es erfüllte seinen Zweck. Solange ich hier herumstand, konnte Alvise seinen perfiden Plan nicht in die Tat umsetzen.
    »Guten Abend«, sagte Trevisan verdutzt. Er deutete eine leichte Verneigung an. »Leider weiß ich nicht …«
    »Oh, ich trage ja die Maske, da könnt Ihr mich natürlich nicht wiedererkennen.« Ich lachte affektiert und wedelte mir mit einem imaginären Fächer Luft zu.
    »Ist sie nicht Doroteas Zofe?«, fragte Giovanni.
    »Das gehört zu meiner Verkleidung«, sagte ich möglichst überheblich.
    »Wie eine Zofe sieht sie wirklich nicht aus«, sagte Trevisan lächelnd.
    »Nein, das tut sie nicht«, meinte Alvise gedehnt. In seinen Augen stand wieder dieses unheimliche Glimmen. Es machte mir Angst, denn das Jucken in meinem Nacken hörte nicht auf. Die Gefahr war noch nicht gebannt.
    Trevisan spähte zum Wassertor. »Nun, so sagt mir endlich, wo das Geschenk ist, damit ich Euch danken und wieder zu meinen Gästen zurückkehren kann.«
    Alvise blickte mich aus verengten Augen an.
    »Merkwürdig«, sagte er. »Ich hatte unseren Gondoliere angewiesen, mit dem Boot direkt vors Wassertor zu fahren, damit man nicht erst lange Ausschau halten muss. Der dumme Bursche, sicher hat er wieder einen über den Durst getrunken.«
    Trevisan nickte höflich, doch ihm war anzusehen, dass seine Geduld erschöpft war.
    Er wandte sich zum Gehen. »Das Geschenk könnt Ihr mir später verehren, werte Herren. Es spielt keine Rolle, ob ich mich jetzt oder in einer Stunde freue.« Im Vorbeigehen bedachte er mich mit einem Lächeln. »Euch wünsche ich noch einen unterhaltsamen Abend, kleine Katze!« Und schon war er im Durchgang verschwunden.
    Ich wollte ihm auf dem Fuße folgen, doch ich war nicht schnell genug. Alvise sprang mir in den Weg.
    »Nicht doch, mein Kätzchen. Du warst hier noch nicht fertig.« Seine Miene war von Hass verzerrt. Das flackernde Licht der Wandlaterne ließ ihn wie einen Dämon aussehen, wobei ich nicht sicher war, ob es nicht doch von innen kam, von seinem miesen Charakter.
    »Warte im Durchgang und pass auf, dass niemand kommt«, befahl er seinem Bruder.
    Giovanni nickte und verschwand.
    Das Jucken in

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