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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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Mit­ter­nacht noch auf der Stra­ße zu su­chen?
    Aber viel­leicht war es egal, ob er ihm glaub­te oder nicht. In­zwi­schen war sie in den Klau­en der Zau­be­rer.
    Als er zu Gil­bert zu­rück­ging, trat ein Mann vor ihn hin und sag­te: „Halt, von An­gel. Ich weiß, was Ihr sucht.“
    Der Mann war ein Zau­be­rer; et­was an­de­res konn­te er nicht sein.
     
     
    Ent­we­der weiß M ASCHI­NE , daß Ers­ter et­was ge­schrie­ben hat, oder sie weiß es nicht. Wenn ers­te­res der Fall ist, dann ist es ihr gleich, und er kann schrei­ben, was er will. Wenn letz­te­res der Fall ist, dann hat sie nicht be­merkt, daß er schreibt; und es gibt kei­nen Grund, warum sie es hät­te mer­ken sol­len.
    Er ver­bringt ei­ne lan­ge Zeit mit dem No­tiz­buch und ver­gleicht das, was er ge­schrie­ben hat, mit dem, was M ASCHI­NE ihm er­zählt, um dann noch mehr zu schrei­ben.
    Ers­te Per­son Sin­gu­lar, zwei­te Per­son Sin­gu­lar: Sie sind aus­tausch­bar.
    Er schreibt al­les auf, was ihm in den Sinn kommt, und wie­der­holt oft, was er auf der vor­her­ge­hen­den Sei­te schon auf­ge­schrie­ben hat und auf ei­ner an­de­ren Sei­te da­vor. Als sich die An­zahl der lee­ren Sei­ten zu ver­rin­gern be­ginnt, ver­klei­nert er sei­ne Hand­schrift. Er weiß zwar, daß er je­der­zeit wie­der nach drau­ßen ge­hen kann, um wei­te­res Schreib­ma­te­ri­al zu ho­len, aber ir­gend­wie möch­te er das nicht.
    Er ist dort zu­frie­den, wo er ist.
     
     
    Ich war leicht über­rascht dar­über, daß nie­mand den Ver­such mach­te, mich auf­zu­hal­ten, und daß Flan­dern sich nicht von an­de­ren Län­dern un­ter­schied: über­wach­se­ne Stra­ßen, um­ge­ben von Bäu­men und He­cken und Bü­schen und Fel­dern.
    Viel­leicht wur­de ich jetzt nicht mehr be­ob­ach­tet – und da­für be­lau­er­ten mich jetzt die Re­ne­ga­ten. Wa­ren bei ih­nen noch Bild­schir­me in Be­trieb?
    Ich hat­te mein Bes­tes ge­tan, um aus­zu­se­hen, als stamm­te ich von der Ober­flä­che; ich trug die rich­ti­gen Klei­der, wie soll­te ich mich da von den an­de­ren un­ter­schei­den? Ich könn­te ein Kauf­mann oder sonst je­mand sein, der reich ge­nug war, um ein Pferd zu be­sit­zen. Und ich soll­te einen gu­ten Grund ha­ben, um hier­her­zu­kom­men.
    Von An­gel muß­te auf die­ser Stra­ße ent­lang­ge­rit­ten sein, aber ich hat­te jetzt kei­ne Mög­lich­keit mehr, ihm durch drit­te zu fol­gen. Ich trieb mein Pferd zu ei­ner schnel­le­ren Gang­art an. Ich woll­te den Rit­ter nicht ver­lie­ren; das hät­te be­deu­tet, daß ich selbst nach dem Mäd­chen su­chen muß­te. Warum er al­ler­dings über­haupt nach Flan­dern ge­kom­men war, das konn­te ich mir nicht vor­stel­len. Es sei denn, er war ihr ge­folgt, und sie war ge­gen ih­ren Wil­len in die­ses Land ge­bracht wor­den. Selbst dann muß­te sie recht na­he der Gren­ze ge­we­sen sein, wenn ei­ne Ban­de von Fla­men sie ent­führt hat­te. Und warum war das von den Be­ob­ach­tern nicht be­merkt wor­den? Viel­leicht wa­ren die Sichtschir­me de­fekt oder nicht be­setzt; viel­leicht hat­ten die Be­ob­ach­ter ge­schla­fen; viel­leicht hat­te man es mir aus ir­gend­ei­nem Grund nicht er­zählt; viel­leicht war sie nicht in Flan­dern oder war nicht ein­mal ent­führt wor­den oder exis­tier­te nicht und hat­te es nie ge­tan…
    Schließ­lich er­reich­te ich ei­ne Stadt, be­zie­hungs­wei­se das, was hier­zu­lan­de als ei­ne Stadt galt.
    Ich über­leg­te, wie ein­fach es wä­re, ei­ne In­va­si­ons­ar­mee nach Flan­dern zu schi­cken. Nicht so leicht, wie es für mich ge­we­sen war, bis hier­her zu kom­men, aber auch nicht all­zu schwer. Sie hat­ten sich doch si­cher in­zwi­schen zu­viel vor­ge­nom­men, und ih­re ,Streit­macht’ ent­lang der Gren­ze war zu weit aus­ein­an­der­ge­zo­gen und des­halb zu dünn. Wenn sich die be­nach­bar­ten Län­der ver­bün­de­ten, konn­ten sie die flä­mi­sche Ar­mee be­sie­gen; die ein­zi­ge Schwie­rig­keit be­traf die Waf­fen, die die Re­bel­len hat­ten. Aber wenn sich ge­nü­gend vie­le Be­ob­ach­ter und Wäch­ter zu­sam­men­ta­ten, könn­ten sie da­mit fer­tig wer­den, viel­leicht, in­dem sie sich durch ver­ges­se­ne, nicht blo­ckier­te Tun­nels hin­ter ih­re Rei­hen

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