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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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Brüder Matthew und Gerald Kingsbury, Söhne eines wohlhabenden Tuchhändlers aus Inverness, aus.
    Ebenso wie London war Edinburgh zu dieser Zeit bereits eine pulsierende Stadt und wir genossen es, in ihr zu leben und zu studieren. Da wir in der Nacht nicht viel Schlaf benötigten und nur gelegentlich auf die Jagd gingen, wenn wir durstig waren, kamen wir mit dem Studium recht schnell voran. Schon nach wenigen Jahren hatten wir unser Studium Summa Cum Laude abgeschlossen und bekamen beide an der Universität Lehrstühle angeboten. Wir nahmen das Angebot mit Freude an, da wir beide gerne noch länger in Edinburgh blieben. Die Lehrtätigkeit wurde gut bezahlt und so bekam auch ich wieder die Chance, meine Ersparnisse zu mehren.
    Ich dachte noch gelegentlich an den Viscount Arlington und an den Baron of Travisham und an die Umstände meiner Verwandlung, doch wenn auch die Erinnerung nicht verblasste, so nahm doch mein Groll im Laufe der Zeit ab. Ich empfand die Geschehnisse zwar nach wie vor als unverzeihlich, doch rückten sie angesichts meines ausgefüllten Lebens einfach von selbst in eine gewisse Ferne.
     
    Maddy und ich wussten, dass wir eines Tages Edinburgh verlassen mussten, da es sonst irgendjemandem auffallen würde, dass wir nicht alterten. Und als im Jahre 1615 dieser Tag schließlich gekommen war, stellten wir fest, dass wir vom Universitätsleben noch nicht genug hatten, und zogen zunächst weiter nach Oxford. Dort schrieb ich mich für Jura und Latein ein, Maddy wählte die Fächer Griechisch und Botanik. Zur damaligen Zeit gab es noch keine große Vielfalt wissenschaftlicher Studiengänge und so vertieften wir unser Wissen in den jeweiligen Fächern. Nachdem wir auch in Oxford unsere Abschlüsse mit Auszeichnung erhielten, blieben wir noch einige Jahre als Fellows am All Souls College. Die Fellows waren Gelehrte, die von der Universität zum Zwecke der Forschung und Lehre finanziell unterstützt wurden.
    In den folgenden Jahren ergänzten wir unsere Lebensläufe noch um ein paar weitere Abschlüsse an anderen Universitäten mit jeweils anschließender Hochschulkarriere. Auf diese Weise war mittlerweile ein halbes Jahrhundert vergangen und wir hatten es beide zu einem recht ansehnlichen Wohlstand gebracht.
    Man schrieb inzwischen das Jahr 1664. England war nach dem Bürgerkrieg und dem daraus resultierenden Commonwealth nun wieder eine Monarchie. Charles II. regierte das Land und betrieb mit Hilfe des Parlaments und der Anglikanischen Kirche Restaurationspolitik, um auf diese Weise seine königliche Macht neu zu festigen.
    Maddy und ich waren in all den Jahren enge Freundinnen geworden und einander sehr ans Herz gewachsen. Nichtsdestotrotz beschlossen wir nun, eine Zeitlang getrennte Wege zu gehen, da Maddy Fernweh bekam und in die britischen Kolonien in Nordamerika reisen wollte. Ich hingegen hatte Heimweh nach London und ging daher dorthin zurück.
     
    Es waren über 60 Jahre vergangen, seit ich aus London fortgegangen war. Seitdem war das Stadtbild um einige prachtvolle Bauten ergänzt worden. So hatte Inigo Jones, der Baumeister des Königs, zum Beispiel das Banqueting House als Teil des Whitehall Palace errichtet. In Covent Garden hatte er eine wundervolle Piazza erschaffen und in Greenwich das Queen’s House für Königin Henriette Maria. Doch der Anblick dieser imposanten Plätze und Gebäude war nichts gegen den vertrauten Duft Londons, der sich aus der enormen Vielfalt des Lebens dieser Stadt zusammensetzte und mir dieses unverkennbare Heimatgefühl gab.
    Ich fand eine elegante Wohnung am St. James’s Square und aufgrund meiner hervorragenden Referenzen bekam ich auch recht schnell eine lukrative Anstellung, und zwar als Prokurator am Lincoln’s Inn, einer der vier Anwaltskammern des Königs. Der Posten war interessant und abwechslungsreich, da ich nicht nur Prozessschriften entwarf, sondern auch vor dem Gerichtshof plädieren durfte. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass ich, nachdem man mich damals vor Gericht verurteilt und der Hexerei für schuldig befunden hatte, nun selbst auf der anderen Seite des Gesetzes stand und sogar ein gewisses Ansehen genoss.
     
    In London zu leben, war nicht das Einzige, was ich vermisst hatte, ich vermisste es auch ebenso sehr, mal wieder eine Frau sein zu dürfen und schöne Kleider zu tragen. Um dieses Bedürfnis nicht ganz verkümmern zu lassen, hatten Maddy und ich uns immer mal wieder kleine Auszeiten genommen und waren verreist, um an anderen

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