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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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wir die schwach erleuchtete Saint-Étienne-du-Mont. Einigermaßen verwundert darüber, dass die Sybarites in dieser Kirche das Bankett abhalten wollten, stiegen wir aus unseren Kutschen.
    Die Mort-Vivants stiegen ebenfalls ab und wiesen uns stumm an, ihnen zu folgen. Lautlos vor uns her gleitend geleiteten sie uns zu einem Seitentrakt der Kirche und öffneten die dortige Tür. Vor uns befand sich eine Wendeltreppe, die in die Tiefe führte. Der stumme Wächter bedeutete uns, hinabzusteigen. Unsere Gastgeschenke im Schlepptau stiegen wir die Treppe hinab. Alle vier Stufen beleuchtete eine Fackel das steinerne Gewölbe, während wir Stufe um Stufe immer weiter in die Tiefe vordrangen. Es schien mir eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein, als die Windungen der Treppe endlich ein Ende nahmen und wir in einem kleinen Vorraum vor einer schweren, eisenbeschlagenen Holztür standen. Auch hier wartete wieder einer der monströsen Wächter in seiner Kutte, nickte uns kurz zu und öffnete dann die Tür.
    Plötzlich befanden wir uns in einem riesigen hellerleuchteten Saal. Unzählige Kerzen beleuchteten die Wände und kolossale Lüster hingen von der hohen gewölbten Decke herab. Die Wände waren mit kunstvollen Fresken bemalt, die bei genauerer Betrachtung diverse blutige und obszöne Szenarien offenbarten. In der Mitte des Saales war eine große U-förmige Tafel aufgebaut, an der bereits etliche extravagant gekleidete Vampire saßen und uns erwartungsvoll anschauten. Wachsam bemerkte ich, dass die Tische zwar mit Tüchern aus feinstem Damast bedeckt waren, dafür aber außer wertvollen Kristallgläsern dort jegliches Geschirr oder Besteck fehlte. In einer Nische stand ein Streichquartett und spielte stimmungsvolle Hintergrundmusik.
    Nun trat von der Seite her eine kleine Delegation von Vampiren an uns heran, allen voran der Marquis de Momboisse. Wie immer schien er strahlend gutgelaunt und begrüßte uns überschwänglich. »Mesdames und Messieurs, herzlich willkommen!.« Neugierig beäugte er unsere teilnahmslos dastehenden »Gastgeschenke«. »Und dies sind also Ihre kostbaren Präsente. Sie gestatten, wenn wir sie bis zu dem großen Augenblick noch frisch halten.« Er klatschte kurz in die Hände und ein paar Lakaien, alle ebenfalls Vampire, eilten herbei und führten unsere Gastgeschenke in einen Nebenraum.
    Dann stellte er uns zu seiner Linken einen untersetzten kleinen Vampir mit geziertem Blick vor. »Dies ist der Vicomte de Sabourdin. Er wird heute Abend unser Zeremonienmeister sein.«
    Sabourdin verneigte sich kurz vor uns und führte uns an das Kopfende der Tafel, an dem drei Vampire thronten und uns abschätzig musterten.
    Die Musik verstummte und Sabourdin wandte sich uns zu, wies auf den mittleren der drei Vampire und verkündete mit lauter Stimme: »Mesdames und Messieurs, der Duc de Longueville, Oberhaupt aller Sybarites! Monsieur le Duc, dies sind die Marquise de Fontainebleau, die Marquise de Larchant, der Marqués de Alvarellos sowie der Conde de Horcajo.« Der Duc, ein hagerer Vampir mit weißgepudertem Haar und eisgrauen Augen, nickte uns hoheitsvoll zu und Maddy und ich versanken in einen standesgemäß tiefen Knicks und Francisco und Miguel zeigten die entsprechende Verbeugung.
    Dann wandte sich Sabourdin den anderen beiden Vampiren zu, die er als den Marquis de Verneuil und den Comte de Trébuchon präsentierte und wir wiederholten das Vorstellungsspiel.
    Der Duc erhob sich und klatschte zweimal in die Hände. Dabei blieb mein Blick an seinem mächtigen Siegelring hängen, den das Wappen der Sybarites zierte. Der Wappenschild darauf war viergeteilt, wurde von zwei Greifen gehalten und enthielt als Hauptsymbole gekreuzte Knochen sowie ein anatomisches Herz. Die Symbolik dünkte mir unmissverständlich. Auf das Klatschen des Duc hin erschienen nun ein paar der Lakaien und stellten für uns einen separaten Tisch in der Mitte der Tafel auf. Longueville sah uns eindringlich an. »Mesdames, Messieurs!«, erklärte er dann mit kehliger Stimme. »Euch wird die unschätzbare Ehre zuteil, Mitglieder der Sybarites de Sang zu werden. Doch zuvor müsst Ihr Euch unserer Gemeinschaft für würdig erweisen, indem Ihr uns Eure Gastgeschenke präsentiert und hier vor unseren Augen Euren Durst an ihnen stillt. Erst dann dürft Ihr als vollwertige Mitglieder an unserer Tafel Platz nehmen. Die Damen haben den Vortritt.«
    Er klatschte erneut in die Hände und die Lakaien trugen zwei übergroße Silbertabletts herein auf denen

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