Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)
Wissenschaft Erkenntnisse erhoffte, die ihn und seinen Vater in ihren Machtbestrebungen voranbringen würden.
An Xaviers einundzwanzigstem Geburtstag machte Valentin sein Versprechen wahr und verwandelte ihn. Per Zufall entdeckte Xavier schließlich irgendwann die Möglichkeit, Mort-Vivants zu erschaffen und half seinem Vater damit, seine Ziele zu verwirklichen und Oberhaupt der Sybarites zu werden.
Jedoch wurde Xavier mit der Zeit immer eifersüchtiger auf die Freundschaft zwischen mir und Valentin. Ich war nach wie vor der engste Vertraute de Longuevilles und gewisse Entscheidungen besprach er nur mit mir. Xavier glaubte, dass ich ihm dabei im Weg stand, die Gunst und Aufmerksamkeit Longuevilles, die ihm seiner Meinung nach zustanden, zu erlangen.
Also ließ er mich eines Tages von den Mort-Vivants entführen und in jenes Verlies sperren. Triumphierend berichtete er mir, dass er Longueville gegenüber behauptet hatte, ein unkontrollierter Mort-Vivant hätte mich versehentlich getötet.
Von da an besuchte er mich sporadisch, um mir von seinen glanzvollen Triumphen und Erfolgen bei den Sybarites zu erzählen. Ich nehme an, er hat mich nur deshalb nicht umbringen lassen, damit er mich mit seinen gelegentlichen Berichten demütigen kann.«
Nachdem der Comte mit seiner Geschichte geendet hatte, schwiegen wir alle eine Weile um das Erzählte zu verdauen.
»Wie würdet Ihr das Verhältnis zwischen Longueville und seinem Sohn Xavier einschätzen?«, fragte Giles schließlich zögernd.
»Ich denke, er empfindet einen gewissen Stolz hinsichtlich seiner Erfolge«, überlegte der Comte.
»Und wie würde Longueville Eurer Ansicht nach auf den Umstand reagieren, dass Ihr am Leben seid und Xavier Euch all die Jahre gefangen hielt?«, hakte Giles nach.
»Er würde es ihm nie verzeihen«, antwortete Radisset schlicht.
Wir vereinbarten mit dem Comte, dass er noch eine Zeitlang unauffälliger Gast in dem Benediktinerkloster bleiben würde, bis wir eine Möglichkeit gefunden hätten, das an ihm begangene Unrecht zu sühnen und verabschiedeten uns von ihm.
Auf dem Rückweg nach Paris besprachen wir dann die jüngsten Erlebnisse. »Unglaublich, dass Radisset Junior das Risiko eingegangen ist, den Comte am Leben zu lassen«, eröffnete ich das Gespräch.
»Vermutlich aus reiner Eitelkeit«, mutmaßte Maddy. »Er brauchte jemanden, vor dem er mit seinen Triumphen prahlen konnte.«
»Aber wenn Longueville diesen Verrat entdeckt, wird er ihn sicherlich bestrafen und entmachten«, vermutete ich. »Vielleicht wird er ihn sogar töten?«
»Das glaube ich nicht«, widersprach Félice. »Immerhin ist er sein leiblicher Sohn.«
»Zumindest wird diese Entdeckung nicht ohne Folgen bleiben«, überlegte Giles. »Diese Geschichte hat das Potential, das Machtgefüge der Sybarites empfindlich zu erschüttern. Und somit ist sie für uns Gold wert. Wir müssen uns jetzt nur sorgfältig überlegen, wie wir damit umgehen.«
»So oder so wird Radisset Junior nicht mehr Maître de Sécurité bleiben«, stimmte ich ihm zu. »Und auf die Schnelle wird Longueville auch keinen geeigneten Nachfolger für ihn auftreiben können. Wenn wir jetzt noch eine weitere Schwachstelle im Gefüge der Sybarites finden und für uns nutzen könnten, dann könnten wir vielleicht eine gewisse Unruhe unter den Mitgliedern auslösen.«
»Das wäre zumindest einen Versuch wert«, unterstützte Miguel meine Überlegungen. »Wie wäre es, wenn wir die menschlichen Handlanger der Sybarites auch ein Weilchen beschatten würden, um zu sehen, ob wir etwas Brauchbares herausfinden können? Radisset Senior ist auf Mont Saint-Michel zunächst einmal gut untergebracht, und da wir seine Verpflegung mit dem Abt geregelt haben, wird er es sicherlich auch noch eine Weile dort aushalten.«
»Aber die Mort-Vivants werden Radisset Junior in der Zwischenzeit von der Befreiung seines Gefangenen Bericht erstattet haben«, gab Francisco daraufhin zu bedenken.
»Ja, und das wird ihn mit Sicherheit auch ziemlich nervös machen«, entgegnete ich, »aber was soll er schon groß unternehmen? Da es äußerst unwahrscheinlich ist, dass die Mort-Vivants einen von uns erkannt haben und er auch keinen Hinweis darauf hat, wohin wir seinen Adoptivvater gebracht haben, hat er nicht viele Möglichkeiten, aktiv zu werden.«
»Er wird bestimmt durchdrehen«, bemerkte Maddy vergnügt. »Allerdings wird er uns alle auch noch genauer unter die Lupe nehmen als zuvor«, fügte sie ernst hinzu. »Wir
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