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Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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beleidigt.
    »Fitzpatrick dürfte dich sogar sehr interessieren«, bemerkte Giles gespielt beiläufig, »er ist nämlich ein Gestaltwandler.«
    »Bist du sicher?«, ich sah ihn aufgeregt an und mein Ärger war komplett verflogen. »Miguel hat Maddy und mir einmal davon erzählt. Ich hätte bis zu dem Zeitpunkt nicht geglaubt, dass es tatsächlich so etwas gibt.«
    Giles lachte. »Natürlich bin ich sicher. Du hättest meine Verblüffung sehen sollen, als er sich bei einem unserer Trainingskämpfe plötzlich in einen Falken verwandelte.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ihr haltet Trainingskämpfe ab?«
    Giles zog mich auf seinen Schoß. »Denkst du denn, Karten- und Würfelspiel und gelegentliche Trinkgelage reichen aus, um meine Langeweile zu vertreiben?«, fragte er mit nachsichtigem Lächeln. »Ab und zu brauche ich auch eine gewisse sportliche Betätigung. Und Fergus geht es da ähnlich.«
    »Eine ›sportliche Betätigung‹?«, wiederholte ich mit mildem Spott. »So wie ich dich kenne, gehen diese Kämpfe wesentlich weiter.« Dann fiel mir noch etwas anderes ein. »In was für einen Falken verwandelt sich Fitzpatrick denn?«, fragte ich neugierig.
    »In einen Gerfalken«, antwortete Giles.
    »Oh, der kommt bei uns aber nur sehr selten vor«, überlegte ich.
    Giles lachte leise über mein gewecktes Interesse. »Was hältst du davon, wenn wir morgen Abend einfach mal alle zusammen im Epping Forest jagen gehen?«, schlug er vor. »Dann kann Fergus dir seine Fertigkeiten einmal vorführen und du kannst ihn alles fragen, was du möchtest.«
     
    Sir Fergus Fitzpatrick wirkte in der Tat anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Zwar wies sein braunes und für die derzeitige Mode relativ kurz gehaltenes Haar auch einen leichten und für Iren nicht untypischen Rotton auf, doch war er nicht klein und stämmig wie so viele Iren, sondern annähernd ebenso groß wie Giles. Er war recht geschmackvoll gekleidet, wenngleich er etwas hellere Farben als Giles bevorzugte und die Beziehung zu seinem Vaterland durch ein grasgrünes, raffiniert gebundenes Halstuch zum Ausdruck brachte.
    »Sir Fitzpatrick«, begrüßte ich ihn und reichte ihm meine Hand.
    Er beugte sich mit einer vollendeten Verbeugung darüber und hauchte mit einem verschmitzten Lächeln einen Handkuss darauf. »Bitte, Sie müssen Fergus zu mir sagen. Und darf ich so kühn sein, Sie mit Gemma anzureden? Ein Name, der übrigens ganz außerordentlich gut zu einem so edlen Geschöpf passt.«
    Ich lächelte ihn amüsiert an. »Sie sind so nassforsch wie viele Ihrer Landsleute. Aber nun gut: Fergus und Gemma.«
    »In der Kombination gefallen mir die Namen sogar noch besser. Als wären sie für eine Verbindung wie geschaffen«, antwortete Fitzpatrick übermütig.
    »Vorsicht! Übertreib es nicht, Freundchen!«, drohte Giles grinsend.
    »Aber wie könnte ich denn?«, entgegnete Fergus gespielt niedergeschlagen. »Ich weiß doch, dass sie bereits an dich vergeben ist. Allerdings hättest du mich auch ruhig vorwarnen können, wie bezaubernd sie ist.« Er beugte sich zu mir herüber und wisperte vertraulich: »Er hat Sie mir immer als etwas grobschlächtig beschrieben, mit verfilztem Haar und von eher stämmigem Wuchs.«
    Augenblicklich wurde Fitzpatrick in hohem Bogen nach hinten gerissen, da Giles ihn mit den Worten »Du elender Lügenbold!« am Kragen gepackt hatte. Lachend begannen die beiden einen spielerischen Boxkampf.
    Ich betrachtete das Schauspiel eine Zeitlang belustigt. »Wenn die Herren dann so weit wären, würde ich vorschlagen, dass wir uns auf den Weg zu Epping Forest machen«, schlug ich vor. »Ich werde mir nur rasch mein Jagdkostüm anziehen.«
    Fitzpatrick hielt kurz inne und sah mich begeistert an. »Oh ja, tun Sie das! Ich kann es kaum erwarten.« Dafür erntete er von Giles einen rechten Haken.
    Die Mode hatte sich seit der Jahrhundertwende inzwischen deutlich verändert. Die Frauen trugen nicht mehr ganz so einengende Korsetts und auch keine voluminösen Reifröcke mehr, sondern stattdessen Kleider im sogenannten Empire Stil, deren Taille direkt unter den Brüsten abgesetzt war und von dort aus in einen weich fließenden Rock überging, der den Beinen viel Bewegungsfreiheit bot. Doch zum Jagen waren auch diese Kleider nach wie vor ungeeignet, weswegen ich mir für diesen Zweck von meiner Schneiderin Jagdkostüme hatte anfertigen lassen, die in der Taille gerafft waren und anstelle eines Rockes bequeme Hosen aus einem anschmiegsamen Stoff besaßen.
    Da

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