Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitlabyrinth

Zeitlabyrinth

Titel: Zeitlabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
nahe. Roger trat rasch einen Schritt nach vorn und faßte sie am Ellbogen.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Ja – ich – ich – es ist nur – ich dachte – ich sei der letzte Mensch auf der Welt!« Sie sank in seine Arme und schluchzte hysterisch.
     
5
     
    Eine halbe Stunde später, als sich ihre Gastgeberin wieder beruhigt hatte, saßen sie um den Küchentisch, tranken heißen Kaffee und tauschten ihre Erfahrungen aus.
    »Und da habe ich mich eben damit abgefunden und das Beste daraus gemacht«, sagte Mrs. Withers. »Ich glaube, das waren die erholsamsten drei Monate meines Lebens.«
    »Wie sind Sie durchgekommen?« fragte Roger. »Ich meine – mit dem Essen?«
    Mrs. Withers ging an den braunen Holz-Eisschrank und öffnete ihn.
    »Jeden Morgen ist er von neuem voll«, sagte sie. »Die gleichen Dinge: drei Scheiben Schinken, ein halbes Dutzend Eier, eine Flasche Milch, etwas Salat, ein paar Reste. Und dann noch die Konserven. Ich habe vierzig Mal die gleiche Dose Maispüree gegessen.« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Zum Glück mag ich Maispüree.«
    »Und das Eis?« Roger deutete auf den halb geschmolzenen Block im untersten Fach.
    »Es schmilzt jeden Tag und ist jeden Morgen wieder fest. Ebenso die Blumen: ich schneide sie jeden Tag und trage sie ins Haus, und am nächsten Morgen sind sie wieder draußen, am gleichen Stiel. Und einmal habe ich mich an einer Dose geschnitten. Es war eine tiefe Wunde, aber am nächsten Morgen sah man nichts mehr davon, nicht einmal eine Narbe. Anfangs riß ich täglich ein Blatt vom Kalender, aber es kam zurück. Verstehen Sie, es verändert sich nie. Nichts verändert sich. Der Himmel bleibt gleich, das Wetter, sogar die Wolken sehen gleich aus. Es ist immer derselbe siebzehnte August neunzehnhunderteinunddreißig.«
    »In Wirklichkeit …« begann Roger.
    »Still, Junge«, flüsterte Luke hinter vorgehaltener Hand. »Wenn sie Trost in der Annahme findet, daß es zweiundzwanzig Jahre später ist, wollen wir ihr die Illusion nicht nehmen.«
    »Und wenn ich nun behaupte, daß wir das Jahr neunzehnhundertsiebzig schreiben?«
    »Dann behaupte ich, daß Ihr Verstand über Bord gegangen ist, Junge.«
    »Ich würde mit Ihnen darüber streiten«, meinte Roger. »Nur habe ich Angst, daß sich mein Verdacht bestätigen könnte.«
    »Was ist denn geschehen, Mister Tyson?« fragte Mrs. Withers. »Was bedeutet das alles?«
    »Wir sind in eine Art Falle geraten«, entgegnete Roger. »Vielleicht eine Naturerscheinung, vielleicht wurde sie auch künstlich angelegt. Aber sie hat ihre Gesetze und Grenzen. Einige kennen wir bereits.«
    »Ja.« Mrs. Withers nickte. »Sie sind schließlich hierhergekommen – von irgendwo. Können wir dorthin zurückkehren?«
    »Es würde Ihnen kaum gefallen«, sagte Roger. »Aber ich glaube auch nicht, daß wir wieder am gleichen Ort landen würden. Das ist bisher noch kein einziges Mal geschehen. Offenbar gibt es eine Reihe dieser Käfige, die sich alle an einem Punkt treffen – eine Art vierdimensionaler Knoten. Wenn wir diese Zelle verlassen, geraten wir vermutlich in die nächste. Aber ich hoffe, daß wir letzten Endes doch noch nach draußen finden.«
    »Mister Tyson – darf … darf ich mitkommen?«
    »Gern, wenn Sie wollen!«
    »Natürlich will ich«, sagte Mrs. Withers. »Aber Sie bleiben doch bis morgen früh?«
    »Eine Nacht Schlaf würde mir guttun«, seufzte Roger. »Ich weiß nicht mehr, wann ich mich zum letzten Mal ausgeruht habe.«
    Als Roger eine halbe Stunde später in einem freundlichen Zimmer und einem sauberen Bett lag, warf er einen Blick auf die Uhr. Zwölf Uhr zwanzig. Es gab natürlich keinen Grund zu der Annahme, daß eine willkürlich festgelegte Mitternacht irgendeinen Einfluß auf jene physikalischen Gesetze hatte, welche die Lage hier beherrschen, aber dennoch …
    Die Zeit flimmerte.
    Es war kein physischer Schock, kein Geräusch, keine Lichtveränderung. Aber etwas hatte sich ereignet. Um genau zwölf Uhr einundzwanzig, wie Roger feststellte. Er sah sich im Zimmer um, konnte jedoch in der tiefen Dunkelheit nichts Außergewöhnliches feststellen. Er trat an Luke Harwoods Bett und beugte sich über das Gesicht des Schlafenden.
    Die Kratzer waren verschwunden. Roger betastete seine eigenen Rippen, zuckte zusammen.
    »Ein geschlossenes System, zeitlich ebenso wie räumlich«, sagte er leise. »Alles kehrt wieder in den Zustand zurück, in dem es sich vor vierundzwanzig Stunden befand – alles bis auf mich. Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher