Zeitlabyrinth
verstanden. Aber ich fürchte, daß wir den anderen nicht helfen können. Machen Sie sich jedoch keine Sorgen. Nach der Wende sind sie wieder gesund und munter.«
»Noch etwas kommt mir in den Sinn: ich hatte – äh – Gepäck bei mir …«
»Das dürfte verlorengegangen sein, als wir den Fangstrahl auf Sie richteten. Aber ich helfe Ihnen gern aus, wenn Sie etwas brauchen.«
»Passen Sie auf, Tyson!« R’heet steuerte das Gespräch wieder auf das gegenwärtige Problem zurück. »Sie könnten uns eine große Hilfe sein, da Sie durch eine ganze Reihe von Schauplätzen gewandert sind. Weshalb dürfen wir nicht wenigstens eine kleine Gehirnwäsche vornehmen – wir würden es so arrangieren, daß Sie danach noch selbständig essen und sich sogar die Schnürsenkel binden können …«
»Kommt nicht in Frage!« sagte Q’nell sofort.
»Q’nell, deine Skrupel behindern die Forschung«, beschwerte sich R’heet. »Wenn ich geahnt hätte, wie gefühlsbetont du reagierst, hätte ich dich niemals aufgefordert, einen Beischlaf-Kontrakt mit mir zu unterzeichnen.«
»Reg dich nicht auf«, sagte Q’nell kühl. »Das hat mit Gefühlen nichts zu tun. Aber ist es dir vielleicht entgangen, daß ein und derselbe Verstärker sein und mein Gehirn verbindet? Die Folgen dürften dir klar sein.«
»Hmmm. Wenn wir ihn ausquetschen, vernichten die Oberschwingungen auch deinen Verstand.«
»Tut mir wirklich leid, Freunde«, sagte Roger. »So gern ich euch aushelfen würde – ich kann nicht dulden, daß der jungen Dame etwas zustößt.«
»Den Verstärker kann man wohl nicht entfernen?« fragte ein Mann in rotbraunen Kleidern zweifelnd.
»Das weißt du ganz genau, D’olt. Das feine Drahtnetz hat sich unauflöslich mit T’sons Nervensystem verbunden. Jedes Eingreifen würde augenblicklich zum Tod führen – wie bei Q’nell, als T’son den Verstärker an sich nahm.«
»Heißt das – daß ich sie umgebracht habe?« stieß Tyson hervor. »Du liebe Güte, Miß Q’nell – entschuldigen Sie!«
»Bitte, bitte. Wenn ich es Ihnen befahl, dann hatte ich zweifellos meine Gründe.«
»Sie sind wirklich anständig«, stellte Roger bewundernd fest.
»Wir Bürger der Ersten Kultur begeben uns selten auf die Stufe reiner Emotionen«, stellte das Mädchen ruhig fest.
»Oh, tatsächlich?« Roger zog eine Augenbraue hoch. »Ich glaube mich zu erinnern, daß Sie noch vor wenigen Minuten erröteten.«
»Meine physiologisch bedingten Reaktionen stehen in keiner Beziehung zu meinem intellektuell bestimmten Handeln«, sagte Q’nell scharf.
»Oh, oh«, erwiderte Roger neckend. »Zorn! Dabei sind Sie ein hübsches Mädchen. Könnten wir beide nicht –«
»Darf ich Sie daran erinnern, T’son, daß ich Q’nell einen Beischlaf-Kontrakt angeboten habe?« mischte sich R’heet ein. »Ihre Komplimente sind daher nicht willkommen.«
»Mal sehen, was sie dazu sagt …«
»Ich sage, daß wir noch zwölf Minuten bis zum Start haben«, erklärte Q’nell. »Ich mache mich am besten fertig.«
»Ihr müßt sie zurückhalten!« protestierte Roger. »Sie wird sterben!«
»Wahrscheinlich nicht«, sagte R’heet ruhig. »Durch die Abänderung der Forschungsmission in eine Bombardierung wird ein neuer Faktor in die Gleichung eingeführt.«
»Sie haben ein zartes Gemüt!« meinte Roger. »Verschieben Sie den Start zumindest! Lassen Sie mir Zeit! Vielleicht erinnere ich mich noch, wie die Botschaft gelautet hatte.«
»Eine Verschiebung ist nicht möglich«, warf S’lunt ein. »Die zyklische Natur des Phänomens verlangt es, daß der Versuch innerhalb von sechs Stunden stattfindet oder nie – zumindest nicht in den nächsten hundertzwölf Jahren; und bis dahin hat sich die Zeitmatrix so verschlechtert, daß das gesamte Raum-Zeit-Kontinuum in sich zusammensackt. Eine Katastrophe!«
»Dann warten Sie sechs Stunden! Weshalb wollen Sie den Aufbruch nicht bis zur letzten Sekunde hinauszögern?«
»In einer Viertelstunde ist die Wende. Wenn der Verstärker zu dieser Zeit noch in seiner Zeitmatrix ist, zerfällt er natürlich wieder in seine Einzelteile. Deshalb müssen wir uns beeilen.«
»Aber – aber Sie können doch das Mädchen nicht einfach so mit einer Bombe fortschicken?«
S’lunt rülpste R’heet zu, der in der gleichen Manier antwortete. S’lunt ging mit ausgestreckter Hand auf Roger zu.
»Wunderbar!« sagte er. »R’heet und ich haben die Angelegenheit von allen Seiten beleuchtet und sind zu dem Schluß gekommen, daß wir Ihr mutiges
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