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Zeitlabyrinth

Zeitlabyrinth

Titel: Zeitlabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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über der Brust und löste sie sofort wieder.
    »Nur realistisch«, entgegnete Q’nell. »Sehen wir den Tatsachen ins Auge: ich habe im Moment den schwächeren Verstand. Es hängt also alles von dir ab, T’son. Ich habe mein möglichstes getan.«
    »Was hast du aus dem Verhör geschlossen?«
    »Was sollte ich schon schließen? Vollkommene Dunkelheit, lautlose Stimmen – ich bin nicht einmal sicher, daß es ein Verhör war.«
    »Natürlich«, erklärte Roger überlegen. »Und sie sind noch nicht fertig. Sie kommen bald wieder.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weibliche Intuition!«
    »Ach, das!« sagte Q’nell abschätzig. »Ein Mischmasch aus vagen Ahnungen und Wunschdenken.«
    »Du wirst schon sehen«, sagte Roger lässig. »Und nun sei still! Da du hilflos zu sein scheinst, muß ich eben tun, was ich kann.« Er streckte sich auf dem Boden aus und starrte in das Grau, das vor seinen geschlossenen Augen kreiste …
    … und wurde von einem Fußtritt in die Rippen geweckt. Q’nell zappelte in den Armen von zwei kräftigen blauen Wachtposten.
    Diesmal wurden sie ohne Umstände durch schwach glimmende Korridore geschoben. Sie landeten in einem Hof, der von einer hohen Mauer umringt war. Der Himmel zeigte im Zenit einen grauen Streifen.
    »Ich glaube, allmählich verstehe ich, was das Licht so merkwürdig macht«, vertraute Roger Q’nell an, als sie nebeneinander an einer Wand mit vielen kleinen Löchern standen. »Das gesamte Spektrum ist verschoben; wir sehen Wärme – deshalb leuchten auch alle Lebewesen – und das sichtbare Licht befindet sich irgendwo im Röntgenbereich.«
    »Und ich glaube, allmählich etwas noch viel Faszinierenderes zu verstehen«, sagte Q’nell. »Die zehn blauen Männer da drüben mit den Pistolen in der Hand sind ein Hinrichtungskommando.«
    »Als Vermittler bist du ein Bombenerfolg«, meinte Roger erbittert. »Worauf haben sie noch gewartet, wenn das hier ein Kompromiß sein soll?«
    »Zumindest werden wir nicht gefoltert.« Q’nells Stimme war scharf geworden. »Sei still! Wir müssen uns konzentrieren. Vielleicht spornt mich die Not dazu an, wenigstens einen Teil deines Gehirns auszunützen. Unsere Instrumente haben angezeigt, daß es zu zweiundneunzig Prozent brachliegt.«
    »Ich habe keine Ahnung, wie ich dein Gehirn bedienen soll.«
    »Versuch es wenigstens! Es ist nach den Erkenntnissen der Ersten Kultur sorgfältig abgestimmt und gründlich trainiert. Du kannst es voll ausnützen.«
    Auf der anderen Seite des gespenstischen Hofes reihten sich die Schützen auf und betrachteten ihre Opfer mit glänzenden gelben Augen. Roger schauderte.
    »Ich kann nicht«, sagte er. »Ich muß immer an die Kugeln denken.«
    »In diesem Fall ist es wohl aus«, meinte Q’nell. »Leider stört die Angstreaktion deines Körpers auch meine Konzentration.«
    Roger empfand plötzlich Zärtlichkeit dem Mädchen gegenüber. »Was diese Annäherungsversuche betrifft – ich wollte nicht prüde sein …«
    »Offen gestanden, ich bewundere deine Haltung«, erwiderte Q’nell. »Nur eine Schlampe hätte nachgegeben.«
    »Was? Also, du hast dich geradezu aufgedrängt! Und wenn ich nun Mitleid gezeigt hätte, wäre ich eine Schlampe gewesen?«
    »Beruhige dich! Ich wollte dir ein Kompliment machen.«
    »Ausgerechnet! Und ich dachte, du liebst mich! Dabei hast du nur mein Verhalten getestet!«
    »He, das stimmt nicht. Du bist sehr anziehend. Ich wollte nur sagen, daß … Aber ist es nicht gleich, was ich sagen wollte? Wir müssen jeden Moment sterben. Adieu, T’son! Es war sehr interessant.«
    Roger gab keine Antwort. Er sah wie gebannt zu, als die blauen Männer ihre Gewehre luden ….
    Ein senkrechter Lichtstreifen zitterte plötzlich zwischen Roger und den angelegten Gewehren. Er schwankte, verschwand, flimmerte wieder auf …
    »T’son!« rief Q’nell scharf. »Da ist ein Portal! Der gute, alte S’lunt!«
    »Wenn er es nur rascher einstellen würde!« Roger biß die Zähne aufeinander. »In ein paar Sekunden –«
    »Wir zählen bis drei und werfen uns dann zu Boden«, flüsterte Q’nell. »Eins!« Das Hinrichtungskommando zielte.
    »Zwei!«
    Das Portal schwankte nicht mehr. Eine Gestalt tauchte darin auf – eine rötlich glühende Rübe, mit einem Ring von gelenkigen Tentakeln versehen.
    »Drei!« rief Q’nell. Roger ließ sich fallen, hörte, wie in kurzen Abständen Stille den Lärm zerriß, und sah das Monster in winzige Fragmente zerstieben, als es die Kugeln abfing, die für ihn und Q’nell

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