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Zeitlabyrinth

Zeitlabyrinth

Titel: Zeitlabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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dirigieren. Die eigentliche Arbeit mache ich. Und da wir keine Ahnung haben, was wir an unserem Ziel vorfinden werden, schlage ich vor, daß wir ein wenig über den Daumen peilen. Richten Sie sich nur nach mir!«
    »Ha! Und woher beziehen Sie Ihre Überlegenheit?« erkundigte sich Roger.
    »Moment!« warf Q’nell ein. »Mir dämmert eben, daß ich auch Ihr beschränktes Gehirn besitze, wenn ich in Ihrem Körper stecke.«
    »Wagen Sie es ja nicht, mein Gehirn zu benutzen!« befahl Roger scharf.
    »Still! Ich überprüfe gerade das System. Wenn ich schon keine andere Wahl habe, will ich zumindest sehen, mit welchem Material ich auskommen muß.« Es entstand eine kurze Pause. »Hallo – da ist ja eine Menge ungenützter Kapazität. Vielleicht kann ich damit etwas anfangen.«
    »Halten Sie sich an unsere Befehle«, beharrte Roger. »Jetzt, da ich uns wieder auf den richtigen Weg gebracht habe – praktisch jedenfalls – dürfen Sie durch Ihre Experimente nicht alles verderben.«
    »Befehle sind dazu da, übergangen zu werden«, meinte Q’nell gleichgültig. »Ich habe das Gefühl, wenn ich diesen Parameter hier ein wenig verschiebe – und den hier leicht drehe …«
    Roger spürte, wie die immaterielle Bezugsebene plötzlich ins Wanken geriet und nach unten kippte. »Halt!« rief er. »Sie machen das falsch!«
    »Hoppla! Halten Sie sich fest; vielleicht hätte ich doch den hier nehmen sollen.«
    Sein Magen verkrampfte sich, als der Raum von innen nach außen gestülpt wurde. Roger spürte, wie er unvermittelt riesengroß und ebenso plötzlich winzig wurde. Er verschwand und tauchte auf der anderen Seite wieder auf. Licht knallte ihm ins Gesicht, Lärm dröhnte. Er drehte sich im Kreis, fiel, versank in kaltem Sirup …
    Er tauchte auf, überkugelte sich zweimal und öffnete die Augen. Er lag auf wogendem Gras, das unheimlich schimmerte, wie ein von unten beleuchtetes Aquarium. Der Himmel war von einem totalen, samtigen Schwarz. Er sah, daß sein Körper im Dunkeln leuchtete, in einem sanften Glühwürmchen-Grün. Ihm gegenüber setzte sich ein verschreckt aussehender, leuchtender Mann auf und rieb sich das unrasierte Kinn.
    Mein Gott, habe ich wirklich diesen Schafsblick? überlegte er, als er sein Gegenüber betrachtete.
    »Nun liegen Sie nicht da und starren Sie mich an!« sagte Q’nell über das Dröhnen und Knistern des Himmels. »Lassen Sie sich etwas einfallen!«

8. Kapitel
     
1
     
    »Wo sind wir Ihrer Meinung nach?« erkundigte sich Roger und bürstete vorsichtig Leuchtstaub von den ungewohnten Formen seines geborgten Körpers.
    »Wie soll ich das wissen?« fuhr Q’nell ihn an. Sie marschierte unbeholfen auf und ab, wie ein Schauspieler im Rampenlicht, und schwang dabei Rogers Arme. Über die schimmernde Landschaft blickte sie zu einer Kette von phosphoreszierenden Hügeln. »Wie zum Teufel halten Sie diesen infernalischen Körper im Gleichgewicht? Die Füße wiegen eine Tonne – und die Hüftgelenke haben kaum Abstand voneinander.«
    »Also, ich würde sofort mit Ihnen tauschen. Ich habe das Gefühl, daß mein Becken eine Meile breit ist – und was tun Sie gegen die Toplastigkeit Ihres Modells?«
    Q’nell sah ihn an, sah ihn noch einmal an. »Also, das ist keine schlechte Figur, wenn ich selbst das sagen darf.« Sie schlenderte näher. »Ganz reizvoll, diese Kurven – und wenn Sie sich erst bewegen …« Sie unterbrach sich mit einem verblüfften Gesichtsausdruck. »Du liebe Güte!« murmelte sie. »Sind das die Gefühle eines Mannes?«
    »Bleiben Sie mir vom Leib, Sie Onanistin!« kreischte Roger und zog sich zurück. Er bemerkte, daß die Angstgefühle in seinem Innern merkwürdig angenehme Schauder auslösten.
    »Sie armes Ding!« sagte Q’nell. »Wenn ich mir vorstelle, daß Sie beim Anblick einer jeden Frau so reagieren!«
    »Ich bin keine Frau! Ich bin Roger Tyson, ein hundertprozentig männlicher Mann! Und Sie lassen mich mit Ihren schmutzigen Fingern schön in Ruhe! Ich meine, Sie lassen mich mit meinen schmutzigen Fingern schön in Ruhe!«
    »Ist das wirklich Ihr Ernst?« Q’nell kam näher.
    »Zurück!« kreischte Roger. »Sie himmeln mich schon wieder an!«
    »Ha, warum ziehen Sie sich nicht züchtig an, Sie – Sie Exhibitionist! Wie soll ich mich auf unser Problem konzentrieren, wenn Sie hier herumwogen? Das machen Sie mit Absicht! Offenbar vermittelt es Ihnen ein Machtgefühl oder sonst etwas.«
    »Zum ersten Mal ist mir klar, wie das Puritanertum entstehen konnte!« murmelte Roger.

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