Zeitlabyrinth
»Voyeure mit einer schmutzigen Fantasie wie Sie tragen die Schuld an all der Prüderie auf unserer Welt. Ich kann nichts dafür, daß mein Anblick Sie erregt.« Er spürte, wie seine – oder Q’nells – rechte Hüfte eine schwingende Bewegung vollführte, die seinen Oberbau zum Erzittern brachte.
»He!« rief er. »Das war nicht ich – sondern Ihr Körper, dieses unruhestiftende Ding! Allmählich verstehe ich so einiges vom Kampf der Geschlechter.«
»Weshalb Kampf?« fragte Q’nell eindringlich. Rogers Gesicht war zu einem unangenehmen Lächeln verzogen, wie er mit Abscheu feststellte. Bestimmt hatte er ein hilfloses weibliches Wesen niemals so angesehen!
»He!« Q’nell deutete an ihm vorbei. »Wir bekommen Gesellschaft.« Sie sprang auf und stellte sich vor Roger. An einem nahe gelegenen Bergkamm zeigte sich urplötzlich ein geisterhaftes Schauspiel. Es war ein Pferd, das in blaßtürkisen Schattierungen leuchtete. An seinem nachtschwarzen Geschirr hing glitzernder Schmuck, der an Christbaumkerzen erinnerte. Auf dem Rücken des Tieres saß ein Reiter mit fahlblau schimmernder Haut. Er war nur spärlich bekleidet, doch auf seinem Kopf wippte flammender Federschmuck. Die Erscheinung galoppierte heran und blieb drei Meter vor den beiden Abenteurern stehen. Der Reiter sprach, und es klang wie das Blipblip von leeren Stellen auf einem Magnetofonband.
»Ruhig bleiben, Liebling!« sagte Q’nell grimmig. »Ich mache das schon.« Sie trat vor, die Fäuste in die Hüften gestemmt und rasselte eine Rede in der Schnellsprache der Ersten Kultur herunter. Daraufhin beugte sich der Reiter aus dem Sattel und versetzte ihr mit einem langen, knorrigen Prügel einen Hieb gegen die Schläfe.
»Sie Ungeheuer!« zeterte Roger und war mit einem Sprung bei seinem gefallenen Körper.
»Wa–« erkundigte sich Q’nell und rollte benommen hin und her. Plötzlich sprang sie auf, schob Roger zur Seite, packte den Prügel, der eben wieder auf sie niedersausen wollte, und zerrte den Reiter aus dem Sattel. Der Gaul scheute und galoppierte davon, als die beiden sich im Staub wälzten. Blaue und schmutzigweiße Arme hoben und senkten sich im Takt zu dumpfen Hieben. Roger hatte ein sonderbar erhebendes Gefühl, als Q’nell sich von ihrem Gegner freimachte, aufsprang und sich den Staub abklopfte.
»Der nächste bitte!« rief sie und hob Rogers Fäuste. Der blaue Mann stöhnte.
»Keine Freiwilligen?« Q’nell grinste breit. Roger hatte noch nie zuvor bemerkt, was für ein dummes Grinsen er besaß … aber andererseits war es wieder süß – beinahe jungenhaft, ganz so als müsse man ihn bemuttern.
»Bis zu diesem Augenblick hatte ich keine Ahnung, was ihr Männer am Kampfsport so schön findet«, sagte Q’nell fröhlich. »Aber, offen gestanden, es tut der unterdrückten Psyche ganz gut, wenn man seine Knöchel gegen den Schädel des Gegners krachen hört.« Sie legte beiläufig die Hand auf Rogers Schulter. Zu seinem Entsetzen spürte er, daß seine geliehenen Knie wieder zu zittern begannen.
»Finger weg, Sie – Sie Barbar!« quiekte sie und schüttelte die Hand des Anstoßes ab. »Sehen Sie doch den armen Mann! Sie haben ihn verletzt.« Sie kniete neben dem gefallenen Krieger nieder und versuchte den verkrusteten Staub von seinem Gesicht zu wischen. Der Patient öffnete die Augen – sie waren verblüffend gelb, wie beleuchtete Zitronenlimonade – und lächelte, wobei er ein herrliches Gebiß entblößte. Einen Augenblick später fummelte eine blaue Hand an Rogers Hüfte. Mit einer Reflexbewegung knallte er dem blauen Verlierer die flache Hand ins Gesicht und schickte ihn zurück ins Reich der Träume.
»Wollte dieser Wüstling etwa frech werden?« Q’nell kam streitsüchtig näher.
»Lassen wir das jetzt«, entgegnete Roger. »Wir müssen fort von hier.«
»Ich habe gute Lust, den verkommenen Kerl noch einmal –«
»Q’nell! Es war nichts. Und nun konzentrieren wir uns auf die Parameter, die Ihnen noch vor wenigen Minuten so am Herzen lagen!«
»Glaub mir, ein Verrückter wie der hier hat nur eines im Sinn!«
»So wie ich: ich möchte fort von hier. Es handelt sich um einen völlig fremden Planeten, falls Ihnen das entgangen sein sollte. Ein Glück, daß wir wenigstens die Atmosphäre vertragen! Aber vielleicht nehmen wir in diesem Augenblick eine tödliche Strahlungsdosis in uns auf!«
»Ich möchte wissen –« Q’nell betrachtete den Eingeborenen mit unverminderter Feindseligkeit – »was diesen Komiker auf
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