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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Butch Cline und Leo Tarski hatte er eine große Menge Dachleisten zu einer wirklich tollen Abwehrstellung aufgetürmt. Hier würden sie sich eine Ewigkeit halten können. Als nächstes war das Sammeln von Erdklumpen mit langen Grasbüscheln geplant – als ideale Wurfgeschosse.
Er kauerte hinter der Brustwehr und fröstelte im Abendwind.
Der Graben mußte tiefer werden. Er griff nach einem Brett, das aus dem Boden ragte, und zerrte dran. Eine Masse von Ziegeln, Asche, Dachplatten, Unkraut und Erde brach ab und rollte vor seine Füße. Zwischen zwei geplatzten Betonplatten war eine Öffnung zu sehen, noch ein Stück vom alten Keller, oder vielleicht ein Abflußkanal.
Keiner konnte sagen, was es da zu entdecken gab. Er legte sich auf den Boden und griff nach Putz und Drahtgeflecht, begann zu graben.
Im Zwielicht fand er, die Augen vor Anstrengung zusammengekniffen, einen feuchten, gelben Papierklumpen. Ein Telefonbuch. Danach durchnäßte Zeitschriften.
Fieberhaft grub er weiter.

Vic saß im Wohnzimmer kurz vor dem Abendessen seinem Schwager träge gegenüber. Ragle hatte ihn gefragt, ob er einige Minuten Zeit hätte. Er wolle mit ihm reden. Vic sah den düsteren Ausdruck auf dem Gesicht seines Schwagers und sagte: »Soll ich die Tür zumachen?« Margo hatte im Eßzimmer angefangen, den Tisch zu decken; das Geklapper des Geschirrs mischte sich mit den Sechs-Uhr-Nachrichten im Fernsehapparat.
»Nein«, sagte Ragle.
»Geht es um das Preisausschreiben?«
»Ich überlege mir, freiwillig auszuscheiden«, sagte Ragle. »Es wird mir zuviel. Die Belastung. Hör mal.« Er beugte sich vor. Seine Augen waren rotgerändert. »Vic«, sagte er, »ich stehe vor einem Nervenzusammenbruch. Sag nichts zu Margo.« Seine Stimme schwankte und wurde leise. »Ich hatte das Gefühl, das mit dir besprechen zu müssen.«
Es war schwer, die richtige Antwort zu finden.
»Liegt es am Preisausschreiben?«
»Wahrscheinlich.« Ragle hob die Hand und ließ sie wieder sinken.
»Wie lange?«
»Wochen schon. Zwei Monate. Ich weiß nicht mehr.« Er verstummte und sah an Vic vorbei auf den Boden.
»Hast du den Leuten von der Zeitung schon Bescheid gesagt?«
»Nein.«
»Wird man sich dort nicht aufregen?«
»Was die tun, ist mir egal«, sagte Ragle. »Ich kann nicht weitermachen. Ich mache vielleicht eine weite Reise. Kann sein, daß ich sogar das Land verlasse.«
»Menschenskind«, sagte Vic.
»Ich bin ausgelaugt. Vielleicht wird mir besser, wenn ich eine lange Ruhepause einlege, ein halbes Jahr vielleicht. Möglicherweise versuche ich es mit körperlicher Arbeit. An einem Fließband. Oder in der freien Natur. Was ich mit dir klären möchte, ist die finanzielle Seite. Ich habe zum Haushalt im Monat etwa zweihundertfünfzig Dollar beigesteuert; darauf läuft es im Durchschnitt des letzten Jahres hinaus.«
»Ja«, sagte Vic. »Das dürfte stimmen.«
»Könnt ihr beiden ohne das Geld auskommen? Bei den Zahlungen für das Haus, den Wagen und dergleichen?«
»Sicher«, sagte er. »Das können wir schon.«
»Ich möchte dir einen Scheck über sechshundert Dollar geben«, sagte Ragle. »Für alle Fälle. Wenn du das Geld brauchst, lös ihn ein. Wenn nicht, dann nicht. Leg das Geld lieber auf ein Konto ... Schecks sind nur einen Monat oder so gültig, nicht? Leg ein Sparkonto an, damit du deine vier Prozent Zinsen bekommst.«
»Zu Margo hast du nichts gesagt?«
»Bis jetzt noch nicht.«
Margo erschien an der Tür und sagte: »Das Essen ist gleich fertig. Warum sitzt ihr Männer so feierlich da?«
»Geschäfte«, sagte Vic.
»Kann ich zuhören?« fragte sie.
»Nein«, sagten beide Männer gleichzeitig.
Sie ging wortlos.
»Kann ich weiterreden«, sagte Ragle, »wenn es dir nichts ausmacht zuzuhören. Ich habe daran gedacht, ins Versorgungskrankenhaus zu gehen ... ich kann mich als Kriegsteilnehmer ärztlich behandeln lassen. Aber ich habe Zweifel, ob das in ihr Gebiet fällt. Ich habe auch daran gedacht, mir das Soldatengesetz zunutze zu machen, auf die Universität zu gehen und ein paar Vorlesungen zu belegen.«
»In welchen Fächern?«
»Ach, sagen wir, Philosophie.«
Das erschien ihm bizarr.
»Warum?« fragte er.
»Ist die Philosophie nicht Zuflucht und Trost?«
»Das habe ich nicht gewußt. Früher einmal, vielleicht. Mein Eindruck von Philosophie ist, daß sie mit den Theorien der letzten Wirklichkeit und der Frage nach dem Sinn des Lebens zu tun hat.«
Ragle sagte plötzlich: »Was ist daran auszusetzen?«
»Nichts, wenn du meinst, daß es dir hilft.«
»Ich

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