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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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fragen, ob sich das alles lohnte. Zuerst erfaßte der Lichtstrahl nur die Umrisse geborstenen Betons, Löcher, halb gefüllt mit Regenwasser, Haufen von Brettern und Putz. Er lief eine Weile herum, leuchtete hierhin und dorthin. Schließlich, nachdem er über ein Gewirr von rostigen Drähten gestolpert war, stieß er auf einen primitiven Unterschlupf aus Schutt, offenkundig von den Jungens erbaut.
Er kniete nieder und richtete das Licht auf den Boden neben dem Unterstand. Und wahrhaftig, da im Licht schimmerte vergilbtes Papier. Er klemmte die Lampe unter den Arm und grub mit beiden Händen, bis er es ausgeschaufelt hatte. Es löste sich als dicker Packen. Sammy hatte recht gehabt, es schien ein Telefonbuch zu sein, oder zumindest ein Teil davon.
Zusammen mit dem Telefonbuch vermochte er die Reste großer, auf Kunstdruckpapier gedruckter Familienzeitschriften auszugraben. Aber danach fiel das Licht hinab in eine Zisterne oder ein Abflußsystem. Zu riskant, entschied er. Lieber warten, bis es hell wurde.
Er nahm Telefonbuch und Zeitschriften und ging zurück zum Haus.
Was für ein trostloser Ort, dachte er. Kein Wunder, daß Margo von der Stadt die Räumung verlangt. Die Leute dort können nicht bei Trost sein. Ein gebrochener Arm, und sie haben einen Schadenersatzprozeß am Hals.
Selbst die Häuser in der Nähe der Ruinengrundstücke wirkten dunkel und unbewohnt. Und der Gehsteig vor ihm war rissig und mit Schutt übersät.
Schöne Gegend für Kinder.
Als er das Haus erreichte, trug er das Telefonbuch und die Zeitschriften in die Küche. Vic und Margo waren im Wohnzimmer. Sie bemerkten beide nicht, daß er etwas mitgebracht hatte. Sammy war zu Bett gegangen. Er breitete Packpapier auf dem Tisch aus und legte vorsichtig hin, was er gefunden hatte.
Die Zeitschriften waren zu feucht, als daß man sie hätte aufschlagen können. Er legte sie ans Heizgerät zum Trocknen, dann befaßte er sich mit dem Telefonbuch.
Als er es aufschlug, bemerkte er, daß der Umschlag und die ersten und letzten Seiten fehlten. Nur der Mittelteil war vorhanden.
Es war kein Telefonbuch, wie er es kannte. Der Druck wirkte schwärzer, die Type größer. Auch die Ränder waren breiter. Er vermutete, daß es sich um das Buch für eine kleinere Gemeinde handelte.
Die Telefonämter waren ihm fremd. Florian. Edwards. Lakeside. Walnut. Er blätterte, ohne etwas Besonderes zu suchen; was gab es schon zu suchen? Irgend etwas, dachte er. Aus dem Rahmen fallend. Etwas, das hervorstach und nicht zu übersehen war. Beispielsweise konnte er nicht sagen, wie alt das Buch war. Ein Jahr? Zehn Jahre? Wie lange gab es gedruckte Telefonbücher?
Vic kam in die Küche und sagte: »Was hast du da?«
»Ein altes Telefonbuch.«
Vic beugte sich über seine Schulter, dann ging er zum Kühlschrank und öffnete ihn.
»Ein Stück Apfelkuchen?«
»Nein, danke.«
»Gehören die dir?« Vic deutete auf die trocknenden Zeitschriften.
»Ja.«
Vic verschwand wieder im Wohnzimmer, einen Teller in der Hand mit zwei Stück Kuchen.
Ragle griff nach dem Telefonbuch und trug es in die Diele, zum Telefonapparat. Er setzte sich auf den Hocker, suchte aufs Geratewohl eine Nummer heraus, nahm den Hörer ab und wählte. Er hörte Knacken, dann meldete sich die Vermittlung.
»Welche Nummer rufen Sie?«
Er las sie ab.
»Bridgeland 3-4465.«
Eine Pause.
»Würden Sie bitte auflegen und die Nummer noch einmal wählen?« sagte die Telefonistin mit ihrer ein wenig hochmütigen Stimme.
Er legte auf, wartete einen Augenblick und wählte die Nummer noch einmal.
»Welche Nummer rufen Sie?« sagte augenblicklich eine Stimme – nicht dieselbe wie vorher.
»Bridgeland 3-4465.«
»Augenblick, Sir«, sagte die Telefonistin.
Er wartete.
»Tut mir leid, Sir. Würden Sie die Nummer noch einmal vergleichen?«
»Warum?« sagte er.
»Augenblick, Sir«, sagte die Stimme, und in diesem Augenblick riß die Verbindung ab. Niemand war am anderen Ende der Leitung; er hörte, daß dort nichts war. Er wartete, aber es rührte sich nichts.
Nach einer Weile legte er auf, wartete und wählte erneut.
Diesmal hörte er an- und abschwellendes Sirenengetön, ohrenbetäubend. Der Lärm zeigte an, daß er sich verwählt hatte.
Er suchte andere Nummern heraus und wählte sie. Jedesmal begrüßte ihn der Lärm. Fehlwahl. Schließlich klappte er das Telefonbuch zu, zögerte und wählte die Nummer der Vermittlung.
»Vermittlung.«
»Ich versuche, Bridgeland 3-4465 zu erreichen«, sagte er. Er konnte nicht erkennen, ob es dieselbe

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