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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Telefonistin wie vorher war. »Würden Sie mich verbinden? Ich bekomme immer nur ein Fehlwahl-Signal.«
»Ja, Sir. Augenblick, Sir.« Eine lange Pause, dann: »Wie lautete die Nummer noch, Sir?«
Er wiederholte sie.
»Unter der Nummer besteht kein Anschluß«, sagte die Telefonistin.
»Würden Sie ein paar andere Nummern überprüfen?« fragte er.
»Ja, Sir.«
Er las von anderen Seiten Rufnummern ab. Sie waren alle nicht mehr angeschlossen.
Natürlich. Ein altes Telefonbuch. Lag nahe. Es stimmte; wahrscheinlich war die ganze Serie aufgehoben.
Er bedankte sich und legte auf.
Nichts war bewiesen oder in Erfahrung gebracht.
Eine Erklärung mochte sein, daß diese Nummern verschiedenen Städten in der Umgebung zugeteilt worden waren. Die Städte hatten sich zusammengeschlossen, und man hatte ein neues Nummernsystem eingerichtet. Vielleicht zu dem Zeitpunkt, als auf Selbstwahl umgestellt worden war, erst vor kurzem, vor einem Jahr oder so.
Er kam sich albern vor und ging zurück in die Küche.
Die Zeitschriften waren trocken geworden, er nahm eine davon und setzte sich. Seiten fielen heraus, als er die erste Seite umblätterte. Eine Familienzeitschrift, zuerst ein Artikel über Zigaretten und Lungenkrebs ... dann ein Artikel über Außenminister Dulles und Frankreich. Dann ein Artikel von einem Mann, der mit seinen Kindern den Amazonas hinaufgezogen war. Dann Kurzgeschichten, Wild-West, Krimi und Abenteuer in der Südsee. Anzeigen, Karikaturen. Er sah sich die Zeichnungen an und legte die Zeitschrift weg.
Die nächste Zeitschrift enthielt mehr Fotos; ähnlich wie ›Life‹. Aber das Papier war nicht von so guter Qualität. Immerhin, eine erstklassige Illustrierte. Der Umschlag fehlte, so daß er nicht sagen konnte, ob es sich um ›Look‹ handelte; er vermutete es, oder auch um ›Ken‹, die er ein paarmal gesehen hatte.
Die erste Bildgeschichte befaßte sich mit einem schrecklichen Zugunglück in Pennsylvania. Die nächste –
Eine wunderschöne, nordisch aussehende blonde Schauspielerin. Er griff zur Lampe und verdrehte sie so, daß sie mehr Licht auf die Seite warf.
Das Mädchen hatte dichte, schwere Haare, sehr lang und schön gelegt. Sie lächelte auf erstaunlich süße Art, ein nüchternes, aber intimes Lächeln, das ihn bannte. Ihr Gesicht war so schön, wie er es noch nie gesehen hatte, und dazu besaß sie ein volles, sinnliches Kinn und einen schlanken Hals, nicht den eher gewöhnlichen Hals der meisten Starlets, sondern einen erwachsenen, reifen Hals und großartige Schultern. Keine Spur von mager oder zuviel Fleisch. Ein Rassengemisch, entschied er. Deutsches Haar. Schweizer oder norwegische Schultern.
Aber was ihn wirklich in Bann schlug, war der Anblick der Figur des Mädchens. Guter Gott, dachte er. Was für ein gutaussehendes Mädchen. Wie konnte sie so entwickelt sein?
Und sie schien es freudig zu zeigen. Sie beugte sich vor, und fast der ganze Busen war zu sehen. Es schienen die glattesten, festesten, natürlichsten Brüste der Welt zu sein. Und sie sahen ganz warm aus.
Er erkannte den Namen des Mädchens nicht. Aber er dachte: Das ist die Antwort auf unser Bedürfnis nach einer Mutter. Sieh dir das an.
»Vic«, sagte er, stand mit der Illustrierten auf und trug sie ins Wohnzimmer. »Schau dir das an«, sagte er und legte sie auf Vics Schoß.
»Was ist das?« sagte Margo von der anderen Ecke her.
»Dich langweilt das bloß«, sagte Vic und stellte seinen Kuchen weg. »Echt, nicht wahr?« sagte er. »Ja, man kann darunter sehen. Keine Stütze. Er steht von selbst so.«
»Sie beugt sich vor«, sagte Ragle.
»Ein Mädchen, wie?« sagte Margo. »Laßt mich mal sehen. Ich meckere nicht.« Sie kam herüber, stellte sich neben Ragle, und sie betrachteten zu dritt das Bild. Es war ganzseitig, in Farbe. Durch den Regen war es natürlich fleckig und ausgewaschen, aber es gab keinen Zweifel, die Frau war einmalig.
»Und sie hat ein so sanftes Gesicht«, sagte Margo. »So fein und zivilisiert.«
»Aber sinnlich«, sagte Ragle.
Unter dem Bild stand: ›Marylin Monroe bei ihrem Besuch in England, wo sie mit Sir Laurence Olivier einen Film drehte.‹
»Hast du schon von ihr gehört?« fragte Margo.
»Nein«, sagte Ragle.
»Sie muß ein englisches Starlet sein«, meinte Vic.
»Nein«, sagte Margo, »da steht, daß sie zu Besuch in England war. Der Name klingt amerikanisch.« Sie befaßten sich mit dem Artikel selbst und lasen, was davon übrig war.
»Die tun so, als sei sie sehr berühmt«, sagte Margo. »Die

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