Zeitlose Zeit
Ragle. »Ich drehe, und du hörst nur zu. Wenn ein Signal klar und deutlich hörbar ist, sag es.«
Ein Signal war bald vernehmbar. Irgendein Mann, der Angaben über ein Industrieverfahren machte. Er lauschte und sagte dann: »Sag mir, was du für Schlüsse gezogen hast.« Er war zu ungeduldig, um zuzuhören. »Was weißt du?«
»Noch nichts«, sagte Ragle, ohne seine Befriedigung zu verlieren. »Aber begreifst du denn nicht? Wir wissen, daß sie da sind.«
»Das wußten wir vorher schon. Jedesmal, wenn sie vorbeiflogen.«
Ragle und Margo – und auch Sammy – wirkten ein wenig bestürzt. Nach einer Pause sah Margo ihren Bruder an.
»Es ist schwer zu erklären«, sagte Ragle.
Vor dem Klubhaus rief eine Stimme: »Hallo Leute ... seid ihr denn?«
Margo hob warnend die Hand.
Im Hof suchte jemand nach ihnen. Vic hörte Schritte. Dann wieder die Stimme, noch näher: »Hallo?«
»Das ist Bill Black«, sagte Margo leise.
Sammy öffnete ein Guckloch.
»Ja«, flüsterte er. »Es ist Mr. Black.«
Vic hob seinen Sohn weg, bückte sich und schaute hinaus. Bill Black stand auf dem Weg und schaute sich um. Sein Gesicht wirkte verärgert und verwirrt.
»Möchte wissen, was er will«, sagte Margo. »Wenn wir uns still verhalten, geht er vielleicht wieder. Wahrscheinlich sollen wir bei ihnen essen oder mit ihnen ausgehen.«
Sie warteten.
Bill Black schlenderte ziellos herum und stieß mit der Schuhspitze ins Gras.
»He, Leute!« rief er. »Wo seid ihr denn?«
Stille.
»Ich käme mir wirklich albern vor, wenn er uns hier ertappt«, sagte Margo mit nervösem Lachen. »Es ist ganz so, als wären wir kleine Kinder. Er sieht wirklich komisch aus, wenn er sich so den Hals verrenkt. So, als suche er uns im hohen Gras.«
An einer Wand der Hütte hing ein Spielzeuggewehr, das Vic seinem Sohn einmal zu Weihnachten geschenkt hatte. Es besaß Flossen und gerippte Zylinder, und auf der Schachtel hatte gestanden: ›Roboter-Raketenstrahler aus dem 23. Jahrhundert, mit dem man hohe Berge vernichten kann‹. Sammy war ein paar Wochen damit herumgelaufen und hatte es rattern lassen, dann war die Feder gebrochen, und die Waffe war an die Wand gehängt worden, trophäenartig, um durch ihr bloßes Vorhandensein zu schrecken.
Vic nahm die Waffe herunter, öffnete die Klubhaustür, stieß sie auf und trat hinaus.
Bill Black stand mit dem Rücken zu ihm und rief: »He, Leute! Wo seid ihr?«
Vic duckte sich und zielte auf Black.
»Sie sind ein toter Mann«, sagte er.
Black fuhr herum und sah die Waffe. Er erbleichte und riß die Arme halb in die Höhe. Dann entdeckte er das Klubhaus, wo Ragle, Margo und Sammy herausguckten, sah die Flossen, Rippenzylinder und den grellen Lack des Gewehrs. Er ließ die Hände sinken und sagte: »Ha-ha.«
»Ha-ha«, sagte Vic.
»Was habt ihr gemacht?« fragte Black. Aus dem Haus der Nielsons kam Junie Black heraus. Sie stieg die Stufen hinunter zu ihrem Mann; sie zogen beide die Brauen zusammen und rückten aneinander. Sie legte den Arm um seine Hüfte. Black schwieg.
»Hallo«, sagte Junie.
Margo trat aus dem Klubhaus.
»Was habt ihr gemacht?« fragte sie Junie mit einer Stimme, vor der jede Frau zurückgezuckt wäre. »Es euch in unserem Haus bequem gemacht?«
Die Blacks starrten sie an.
»Na los«, sagte Margo mit verschränkten Armen. »Fühlt euch wie zu Hause.«
»Reg dich ab«, sagte Vic.
»Ja, sie sind einfach hineingegangen«, sagte seine Frau. »In jedes Zimmer, nehme ich an. Wie war der Eindruck?« fragte sie Junie. »Die Betten sauber gemacht? Staub an den Vorhängen? Habt ihr irgend etwas gefunden, das euch überhaupt nicht gefällt?«
Ragle und Sammy kamen heraus und traten zu Vic und seiner Frau. Sie standen den Blacks zu viert gegenüber.
Schließlich sagte Black: »Ich bitte um Entschuldigung für das Eindringen. Wir wollten wissen, ob ihr heute abend mit uns kegeln geht.«
Junie lächelte idiotisch dazu. Sie tat Vic ein wenig leid. Sie begriff gar nicht, daß sie jemanden beleidigen konnte; wahrscheinlich war ihr gar nicht zum Bewußtsein gekommen, was sie tat. Sie wirkte ganz kindlich mit ihrem Pullover und der blauen Hose.
»Tut mir leid«, sagte Margo. »Aber ihr solltet nicht einfach in anderer Leute Haus stürmen, das wissen Sie, Junie.«
Junie zuckte zurück.
»Ich ...«
»Ich habe gesagt, daß ich mich entschuldige«, sagte Black. »Was wollt ihr, Herrgott noch mal?« Er wirkte ebenso verstört.
Vic streckte die Hand aus, und sie tauschten einen Händedruck. Alles war vorbei.
»Bleib, wenn du
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