Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
willst«, sagte Vic zu Ragle und deutete auf das Klubhaus. »Wir gehen ins Haus und kümmern uns ums Essen.«
»Was habt ihr da in der Hütte?« sagte Black. »Wenn es mich nichts angeht, könnt ihr es ruhig sagen. Aber ihr seid heute wirklich in einer ernsten Stimmung.«
»Ins Klubhaus dürfen Sie nicht«, sagte Sammy.
»Warum nicht?« fragte Junie.
»Sie sind nicht Mitglied«, erwiderte Sammy.
»Können wir uns anmelden?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Das geht einfach nicht«, sagte Sammy und sah seinen Vater an.
»Richtig«, sagte Vic. »Bedaure.«
Er ging mit Margo und den Blacks ins Haus.
»Wir haben noch nicht gegessen«, sagte Margo gepreßt.
»Wir wollten nicht jetzt kegeln gehen«, wandte Junie ein. »Wir wollten euch nur erwischen, bevor ihr Pläne macht. Hört mal, wenn ihr noch nicht mit dem Essen angefangen habt, warum kommt ihr nicht herüber und eßt bei uns? Wir haben eine Lammkeule und genug tiefgekühlte Erbsen, und Bill hat auf dem Heimweg Eis mitgebracht.« Sie sah Margo beinahe flehend an. »Was meinen Sie?«
»Danke«, sagte Margo, »aber vielleicht ein andermal.«
Bill Black schien sich noch nicht ganz beruhigt zu haben. Er blieb abseits, würdevoll und ein wenig kühl.
»Ihr wißt, daß ihr bei uns immer willkommen seid«, sagte er. Er führte seine Frau zur Haustür. »Wenn ihr Lust habt, mit uns kegeln zu gehen, kommt gegen acht vorbei. Wenn nicht ...« Er zuckte die Achseln. »Schadet auch nichts.«
»Wir sehen uns«, rief Junie, als Bill sie hinausführte. »Ich hoffe, ihr kommt.« Sie lächelte sie sehnsüchtig an, dann fiel die Tür hinter ihnen zu.
»Was für ein Brechmittel«, sagte Margo. Sie öffnete den Heißwasserhahn und füllte einen Topf.
»Man könnte eine vollständige psychologische Technik darauf aufbauen, wie Leute sich verhalten, wenn sie überrascht sind, bevor sie Zeit zum Nachdenken haben.«
Während Margo das Essen vorbereitete, sagte sie: »Bill Black wirkt vernünftig. Er hat die Hände gehoben, bis er sah, daß es ein Spielzeuggewehr war, dann ließ er sie sinken.«
»Wie groß sind die Chancen, daß er gerade in diesem Augenblick auftauchen mußte?« meinte Vic.
»Einer von denen ist dauernd hier herüben. Du weißt, wie sie sind.«
»Auch wahr«, sagte er.
    Im abgesperrten Klubhaus saß Ragle Gumm mit dem Kopfhörer vor dem Empfänger und machte sich Notizen. Im Lauf der Jahre hatte er sich durch seine Arbeit für das Preisausschreiben ein ausgezeichnetes Schnellschriftsystem angeeignet; während er zuhörte, notierte er nicht nur, was er hörte, sondern auch eigene Bemerkungen und Gedanken. Sein Kugelschreiber flog über das Papier.
Sammy beobachtete ihn.
»Du schreibst aber enorm schnell, Onkel Ragle. Kannst du das lesen, wenn du fertig bist?«
»Ja.«
Das Signal stammte ohne Zweifel vom nahen Landeplatz. Er erkannte die Stimme des Funkers dort schon. Was er herausfinden wollte, war die Art des Verkehrs, der dort startete und landete. Wohin wollte man? Man schoß am Himmel mit ungeheurer Geschwindigkeit vorbei. Wie schnell? Weshalb wußte in der Stadt niemand etwas von diesen Flügen? Handelte es sich um eine geheime militärische Einrichtung, um neue Versuchsschiffe, von denen die Öffentlichkeit nichts wußte? Aufklärungsraketen ... Peilstationen ...
»Ich wette, du hast im Zweiten Weltkrieg mitgeholfen, den japanischen Code zu knacken«, sagte Sammy.
Ragle hörte es und wurde plötzlich wieder von einem Gefühl der Sinnlosigkeit überwältigt. Eingeschlossen in der Hütte eines Kindes, einen Kopfhörer an den Ohren, stundenlang vor einem Detektorapparat sitzen und lauschen ... abhören, was Funkamateure und Verkehrsleitstellen sagten, als sei er selbst ein Kind.
Ich muß verrückt sein, sagte er sich.
Ich habe an einem Krieg teilgenommen. Ich bin sechsundvierzig Jahre alt, angeblich ein Erwachsener.
Ja, dachte er. Und ich bin ein Mann, der im Haus herumliegt und seinen Lebensunterhalt damit verdient, daß er Rätsel löst. Während andere Erwachsene Berufe haben, Ehefrauen, ein eigenes Heim.
Ich bin zurückgeblieben – psychisch. Halluzinationen. Ja, dachte er, geisteskrank, infantil und wahnsinnig. Was treibe ich hier? Bestenfalls hänge ich Tagträumen nach. Tagträumen über Raketenschiffe, die am Himmel vorbeischießen, Armeen und Verschwörungen. Paranoia.
Eine paranoide Psychose. Ich bilde mir ein, ich sei der Mittelpunkt einer gewaltigen Anstrengung von Millionen Männern und Frauen, bei der es um Milliarden Dollars und endlose Arbeit geht ... um ein

Weitere Kostenlose Bücher