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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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eben nicht.«
Seine Mutter sagte: »Liebes, das ist der Mr. Gumm, der immer das Preisausschreiben in der ›Gazette‹ gewinnt. Vorige Woche haben wir im Fernsehen den Film von ihm gesehen.« Sie wandte sich an Ragle. »Oh, ich weiß alles über Sie. 1937 habe ich beim ›Old Gold‹-Preisausschreiben mitgemacht. Ich kam bis ganz nach oben; ich habe jedes Rätsel gelöst.«
»Sie hat aber geschwindelt«, meinte ihr Sohn.
»Ja«, sagte Mrs. Kesselman. »Eine Freundin und ich gingen in der Mittagspause mit fünf Dollar, die wir zusammenlegten, zu einem kleinen, alten Zeitungshändler, der uns unter der Theke die Lösungen verkaufte.«
»Hoffentlich macht es Ihnen nichts aus, im Keller zu schlafen«, sagte Garret. »Es ist eigentlich kein Keller; wir haben vor ein paar Jahren einen Hobbyraum daraus gemacht, mit Bett und Bad ... für Gäste, die nicht mehr heimfahren konnten.«
»Sie haben doch nicht mehr vor – sich umzubringen, oder?« fragte Mrs. Kesselman. »Haben Sie das nicht aufgegeben?«
»Doch«, sagte Ragle.
Erleichtert sagte sie: »Ich bin ja so froh. Als eine Art Kollegin wäre mir das furchtbar. Wir hoffen alle, daß Sie weiterhin gewinnen.«
»Denk nur«, sagte Garret. »Wir gehen in die Geschichte ein als die Leute, die ...« er stolperte über den Namen – »Mr. Gumm daran gehindert haben, dem Antrieb zur Selbstzerstörung nachzugeben. Unsere Namen werden mit dem seinen verbunden sein. Ruhm.«
»Ruhm«, bestätigte Ragle.
Wieder wurden die Gläser mit Tennessee-Whisky gefüllt. Die drei saßen im Wohnzimmer, tranken und beobachteten einander.

9
    Es läutete an der Tür. Junie Black legte ihre Zeitschrift weg und stand auf, um zu öffnen.
»Telegramm für Mr. William Black«, sagte der Bote. »Bitte hier unterschreiben.« Er gab ihr Block und Bleistift; sie unterschrieb und bekam das Telegramm.
Sie schloß die Tür und brachte es ihrem Mann.
»Für dich.«
Bill Black riß es auf, drehte sich weg, damit seine Frau nicht mitlesen konnte, und überflog es.
Krad hat Kombi verfehlt. Gumm an Raststätte vorbeigefahren. Ihre Meinung.
Schick nie einen Jungen zur Arbeit für Erwachsene, sagte sich Black. Ich weiß so viel wie ihr. Er schaute auf die Armbanduhr. 21.30 Uhr. Es wurde immer später. Es war schon zu spät.
»Was steht im Telegramm?« fragte Junie.
»Nichts.« Möchte wissen, ob sie ihn finden, dachte er. Ich hoffe es. Wenn nicht, werden einige von uns morgen um diese Zeit tot sein. Weiß der Himmel, wie viele tausend Tote es geben wird. Unser Leben hängt von Ragle Gumm ab. Von ihm und seinem Preisausschreiben.
»Es ist eine Katastrophe«, sagte Junie. »Nicht wahr? Ich sehe es an deinem Gesicht.«
»Dienstliche Dinge«, sagte er.
»So, wirklich? Lüg mich nicht an. Ich wette, es hängt mit Ragle zusammen.« Sie riß ihm das Telegramm plötzlich aus der Hand und lief hinaus. »Genau!« rief sie, als sie das Telegramm gelesen hatte. »Was hast du getan – jemanden beauftragt, ihn zu töten? Ich weiß, daß er verschwunden ist. Ich habe mit Margo telefoniert, und sie sagt ...«
Er brachte das Telegramm wieder an sich.
»Du hast keine Ahnung, was das zu bedeuten hat«, sagte er mit einer gewaltigen Anstrengung, sich zu beherrschen.
»Ich sehe, was es bedeutet. Als Margo mir sagte, daß Ragle verschwunden sei ...«
»Ragle ist nicht verschwunden«, sagte er, fast am Ende seiner Beherrschung. »Er ist fortgegangen.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es.«
»Du weißt es, weil du für sein Verschwinden verantwortlich bist.«
In gewisser Beziehung hat sie recht, dachte Bill Black. Ich bin verantwortlich, weil ich dachte, sie machen Spaß, als er und Vic aus der Hütte kamen.
»Okay«, sagte er. »Ich bin verantwortlich.«
Ihre Augen veränderten sich. Die Pupillen schrumpften.
»Oh, ich hasse dich«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Ich möchte dir die Kehle durchschneiden können.«
»Nur zu«, sagte er. »Vielleicht ist das eine gute Idee.«
»Ich gehe nach nebenan«, sagte Junie.
»Warum?«
»Ich sage Vic und Margo, daß du schuld bist.« Sie eilte zur Haustür. Er lief ihr nach und fing sie ab. »Laß mich los«, sagte sie und riß sich los von ihm. »Ich sage ihnen, daß Ragle und ich uns lieben, und wenn er überlebt, was du mit deiner gemeinen ...«
»Setz dich hin. Sei still.« Und dann dachte er wieder daran, daß Ragle morgen nicht da sein würde, um das Rätsel zu lösen. Panik entstand in ihm und begann ihn zu beherrschen. »Ich hätte Lust, mich im Schrank zu verstecken«, sagte er.

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