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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Lichter. Nicht einmal mehr Verkehr. Nur die Straße vor ihm, links der Mittelstreifen. Der Beton in seinem Scheinwerferlicht.
Dunkelheit, flache Felder. Oben Sterne.
Nicht einmal Bauernhäuser? Schilder?
Mein Gott, dachte er. Was passiert, wenn ich hier eine Panne habe? Wo bin ich? Überhaupt noch irgendwo?
Vielleicht gar nicht in Bewegung. Gefangen in einem Dazwischen. Die Räder des Kombis im Kies wirbelnd ... nutzlos in Drehung, für alle Ewigkeit. Die Illusion der Bewegung. Motorenlärm, Räderlärm, Räderlärm, Scheinwerfer auf Beton. Aber Unbeweglichkeit.
Und trotzdem fühlte er sich zu unsicher, um anzuhalten, auszusteigen und zu suchen. Zum Teufel damit, dachte er. Hier im Fahrzeug war er wenigstens sicher. Er hatte etwas um sich. Eine Metallhülle. Vor sich das Armaturenbrett, unter sich den Sitz. Skalen, Lenkrad, Pedale, Knöpfe.
Besser als draußen die Leere.
Und dann sah er, rechts weitab, ein Licht. Und ein wenig später leuchtete ein Schild auf. Hinweis auf eine Kreuzung. Eine Straße, die links und rechts wegführte.
Er bremste und bog nach rechts ab.
Im Scheinwerferlicht brüchiges, rissiges Pflaster. Der Kombi schwankte und holperte; er fuhr langsamer. Eine verlassene, aufgegebene Straße. Nicht gepflegt. Die Vorderräder kippten in eine Rinne; er schaltete auf den zweiten Gang herunter und kam fast zum Stehen. Demolierte beinahe die Achse. Vorsichtig fuhr er weiter. Die Straße begann sich zu schlängeln und anzusteigen.
Nun hatte er Hügel und dichtes Gesträuch um sich. Ein Ast unter den Rädern; er hörte ihn zerbrechen. Einmal huschte ein weißes, bepelztes Tier vorbei. Er riß das Lenkrad herum, um ihm auszuweichen, und die Räder drehten sich in der Erde. Entsetzt kurbelte er am Lenkrad. Der Alptraum von vorhin ... festsitzen, rotierende Räder, hinabsinken in die lockere, zerbröckelnde Erde.
Er schaltete herunter und fuhr den steilen Weg hinauf. Aus dem Teer war feste Erde geworden. Tiefe Rinnen, von anderen Fahrzeugen. Etwas streifte das Fahrerhaus; er duckte sich unwillkürlich. Seine Scheinwerfer leuchteten in Laub, strömten von der Straße fort, als der Kombi auf ein Gefälle zurollte. Dann bog die Straße scharf nach links ab; er rang mit dem Lenkrad. Wieder tauchte die Straße auf, eingeschlossen von Gebüsch, das vorgekrochen war. Die Straße wurde schmaler; er trat auf die Bremse, als der Wagen über ein Schlagloch polterte.
Bei der nächsten Biegung verfehlte der Kombi den Straßenrand. Die beiden rechten Räder rotierten ins Dickicht; der Wagen schleuderte, und er trat heftig auf die Bremse und würgte den Motor ab. Der Wagen kippte. Er spürte, wie er vom Steuer wegrutschte; er klammerte sich fest, dann bekam er den Türgriff zu fassen. Der Wagen hob sich, ächzte und kam zum Stillstand, halb umgekippt.
Das wär’s, dachte er.
Nach einigen Augenblicken konnte er die Tür öffnen und aussteigen.
Die Scheinwerfer glitten über Bäume und Büsche. Oben der Himmel. Die Straße kaum noch zu sehen, immer noch ansteigend. Ragle drehte sich herum und schaute hinunter. Tief unten konnte er die Lichterreihe sehen, die Fernstraße. Aber keine Stadt. Keine Siedlung. Der Rand des Hügels schnitt die Lichter ab wie mit einer Schere.
Er begann die Straße hinaufzusteigen, mehr mit dem Gefühl als mit dem Blick. Als sein rechter Fuß Laub berührte, wandte er sich nach links. Der Radarstrahl, sagte er sich. Auf Kurs bleiben oder hinunterstürzen.
Im Laub raschelte es. Er hörte die Wesen davonhuschen, als er näherkam. Harmlos, dachte er. Oder sie würden nicht so schnell das Weite suchen.
Plötzlich trat er daneben, stolperte, vermochte sich wieder aufzurichten. Die Straße wurde wieder eben. Er blieb keuchend stehen. Er hatte den Hügelkamm erreicht.
Rechts brannte Licht. Ein Haus, abseits der Straße. Ein Ranchhaus. Offenbar bewohnt. Die Fenster hell.
Er ging darauf zu, auf einem ungeteerten Weg zum Zaun. Er tastete sich mit den Händen zu einem Gatter vor. Nach geraumer Zeit vermochte er es zu öffnen. Der Weg, zwei tiefe Spuren, führte zum Haus. Nachdem er ein paarmal hingestürzt war, krachte er endlich gegen Steinstufen.
Das Haus. Er hatte es erreicht.
Mit ausgestreckten Armen stieg er zur Veranda hinauf. Seine Hände tasteten herum, bis seine Finger sich um eine altmodische Glocke schlossen.
Er läutete und blieb stehen, nach Atem ringend, in der nächtlichen Kälte zitternd.
Die Tür ging auf, und eine farblose, braunhaarige, ältere Frau sah ihn an. Sie trug eine helle, lange Hose

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