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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Bleistift, Rotstift, Kugelschreiber und Tinte Rufnummern und Namen notiert. Adressen, Daten, Uhrzeiten, Ereignisse ... das jetzt gültige Telefonbuch, von diesen Leuten in diesem Haus verwendet. Walnut, Sherman, Kentfield, Devonshire-Nummern.
Die Nummer am Wandapparat selbst war eine Kentfield-Nummer.
Das war also geklärt.
Er ging mit dem Buch durch das Haus ins Eßzimmer, zog den Schlüssel heraus, sperrte auf und riß die Tür weit auf.
Die Kammer war leer. In die Rückwand war ein großes Loch geschnitten, ein noch warmer Rand von Holz und Putz, und man sah in ein Schlafzimmer hinein. Sie hatten sich binnen Minuten durchgesägt. Am Boden vor dem Loch lagen zwei winzige Bohrspitzen; eine war verbogen und beschädigt. Die falsche Größe. Zu klein. Und die andere hatte man vermutlich nicht ausprobiert; man hatte die richtige Größe gefunden und in der Hast, hinauszugelangen, die beiden Schneidewerkzeuge vergessen.
Er hielt die Schneider in der Hand und sah, daß er so etwas in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte.
Während sie vernünftig und sachlich mit ihm sprachen, hatten sie die Rückwand geöffnet.
Ich bin hoffnungslos unterlegen, dachte er. Ich kann genausogut aufgeben.
Er ging durch das Haus. Nichts zu sehen von ihnen. Die Hintertür klappte im abendlichen Wind auf und zu. Sie waren draußen, sie hatten das Haus verlassen. Er spürte die Leere im Haus. Nicht einmal der Hund; von dem war nichts zu sehen. Der Hund war mitgelaufen.
Er konnte hinausstürzen auf die Straße; im Haus gab es vermutlich irgendwo eine Taschenlampe, vielleicht sogar einen Mantel, den er anziehen konnte. Mit etwas Glück vermochte er eine größere Strecke zurückzulegen, bevor die Kesselmans Zeit hatten, mit Verstärkung zurückzukommen. Er konnte sich im Wald verstecken und warten, bis es hell wurde, versuchen, die Autostraße zu erreichen ... versuchen, den ganzen Berg hinunterzulaufen, so viele Meilen das auch sein mochten.
Was für eine elende Aussicht. Er zuckte davor zurück, er brauchte Ruhe und Schlaf.
Oder – er konnte im Haus bleiben und es in der noch verfügbaren Zeit möglichst gründlich durchsuchen. Erfahren, so viel er konnte, bevor sie ihn wieder ins Schlepptau nahmen.
Das letztere war ihm lieber, wenn nur die beiden Möglichkeiten blieben.
Er kehrte ins Wohnzimmer zurück. Diesmal öffnete er Schubladen und Schränke und befaßte sich genauer mit gewöhnlichen Gegenständen wie dem Fernsehgerät in der Ecke.
Auf dem Fernsehgerät stand ein Tonbandgerät. Er schaltete es ein, und ein Band begann zu laufen. Nach wenigen Augenblicken leuchtete der Bildschirm auf. Das Band diente nicht nur Hör-, sondern auch Videozwecken, erkannte er. Er trat zurück und blickte auf den Bildschirm.
Auf dem Schirm erschien Ragle Gumm, zuerst von vorn, dann von der Seite. Ragle Gumm schlenderte durch eine Alleestraße, vorbei an geparkten Autos und Rasenflächen. Dann eine Nahaufnahme frontal.
Eine Stimme sagte aus dem Lautsprecher: »Das ist Ragle Gumm.«
Ragle Gumm saß auf dem Bildschirm nun in einem Liegestuhl hinter einem Haus, mit Shorts und Hawaiihemd.
»Sie hören eine Probe seiner Ausdrucksweise«, sagte die Stimme aus dem Lautsprecher, dann hörte Ragle seine eigene Stimme: »...vor dir zu Hause bin, mache ich das«, sagte Ragle Gumm. »Sonst kannst du es morgen machen. Einverstanden?«
Sie haben mich schwarz auf weiß, dachte Ragle. In Farbe, um genau zu sein.
Er stoppte das Band. Das Bild blieb als Standaufnahme. Dann drehte er den Schalter, und das Bild schrumpfte zu einem leuchtenden Punkt, der endlich verschwand.
Kein Wunder, daß mich jeder erkennt. Alle sind ausgebildet.
Wenn ich mir wieder einbilde, verrückt zu sein, werde ich an dieses Tonbandgerät denken. Das Lernprogramm für Identifizierungen mit mir als Thema.
Möchte wissen, wie viele solcher Bänder in wie vielen Geräten in wie vielen Häusern liegen. In einem Gebiet von welcher Größe. In jedem Haus, an dem ich je vorbeigekommen bin. In jeder Straße. In jeder Stadt, vielleicht.
Auf der ganzen Erde?
Er hörte in der Ferne ein Motorengeräusch. Es riß ihn aus seiner Versunkenheit.
Nicht mehr lange, dachte er. Er öffnete die Haustür, und das Geräusch wurde lauter. In der Dunkelheit gleißten zwei Lichter auf und verschwanden wieder kurz.
Aber wozu das? fragte er sich. Wer sind sie?
Wie sind die Dinge wirklich? Ich muß wissen ...
Er lief durch das Haus, von einem Gegenstand, einem Zimmer zum anderen. Möbel, Bücher, Lebensmittel in der Küche,

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