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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ist sie wirklich attraktiv. Aber so unreif wie eines von den kleinen Mädchen, die mit Sammy spielen.«
Er hörte kaum, was sie sagte. Sein Kopf schmerzte, und er fühlte sich schlechter und verwirrter als vorher. Echos der letzten Nacht ...
Draußen stützten sich die Arbeiter auf ihre Schaufeln, rauchten Zigaretten und schienen in der Nähe des Hauses zu bleiben.
Sind sie hier, um mir nachzuspionieren? fragte sich Ragle.
Er spürte eine starke, reflexartige Aversion ihnen gegenüber; sie grenzte an Furcht. Und er wußte nicht, warum. Er versuchte zurückzudenken, sich zu erinnern, was mit ihm geschehen war, was er getan hatte und was man mit ihm gemacht hatte. Die olivgrünen Lastfahrzeuge ... das Laufen und Kriechen. Irgendwann ein Versuch, sich zu verstecken. Und da war etwas Wertvolles, das er gefunden hatte, das er verloren haben mußte, oder es war ihm weggenommen worden ...
    11
    Am nächsten Morgen rief ihn Junie Black an.
»Arbeitest du?« fragte sie.
»Ich arbeite immer.«
»Nun, ich habe mit Mr. Hempkin, meinem Anwalt gesprochen«, sagte sie. Ihr Tonfall verriet, daß sie vorhatte, in die Einzelheiten zu gehen. »Was für eine mühselige Sache«, sagte sie seufzend.
»Erzähl mir dann, wie sie ausgeht«, sagte er, weil er wieder zu seinem Rätsel zurückwollte. Aber er ließ sich auch jetzt von ihr einfangen, wie immer. Von ihren komplizierten, theatralischen Problemen. »Was hat er gesagt?« fragte er. Schließlich mußte er das ernst nehmen; wenn sie vor Gericht ging, würde er vielleicht als Mitbeklagter erscheinen müssen.
»Oh, Ragle«, sagte sie. »Ich möchte dich so gern sehen. Ich möchte dich bei mir haben. Ganz nah. Das ist alles so schwer.«
»Sag mir, was er gesagt hat.«
»Er sagte, es hänge alles davon ab, wie Bill eingestellt sei. Was für ein Schlamassel. Wann kann ich dich sehen? Ich traue mich nicht, zu dir zu kommen. Margo hat mir den schlimmsten Blick zugeworfen, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Meint sie, ich bin hinter dir her wegen deinem Geld? Oder ist das einfach ihre morbide Art?«
»Erzähl mir, was er gesagt hat.«
»Ich rede so ungern am Telefon mit dir. Warum kommst du nicht für eine Weile vorbei? Oder wird Margo da argwöhnisch? Weißt du, Ragle, ich fühle mich jetzt viel besser, seitdem ich mich entschieden habe. Bei dir kann ich ganz ich selber sein, ohne künstlich von Zweifeln behindert zu werden. Das ist der wichtigste Augenblick in meinem Leben, Ragle. Wirklich feierlich Wie in der Kirche. Als ich heute früh aufwachte, kam ich mir vor wie in einer Kirche, und ich war ganz umgeben von diesem heiligen Geist. Und ich fragte mich, wer der Geist sei, und bald erkannte ich, daß du es warst.« Sie verstummte und wartete darauf, daß er etwas beisteuerte.
»Was ist mit diesem Luftschutzlehrgang?« fragte er.
»Wieso? Ich halte das für eine gute Idee!«
»Gehst du hin?«
»Nein. Was meinst du damit?«
»Ich dachte, das sei der Sinn.«
»Ragle«, sagte sie gereizt, »manchmal bist du wirklich so rätselhaft, daß ich einfach nicht mitkomme.«
Er begriff, daß er einen Fehler gemacht hatte. Es blieb nichts anderes übrig, als das mit dem Luftschutz fallenzulassen. Es war aussichtslos, ihr erklären zu wollen, was er meinte und woran er gedacht hatte, als Mrs. Keitelbein aufgetaucht war.
»Paß auf, June«, sagte er. »Ich möchte dich sehr gern sehen, so wie du mich. Vielleicht noch dringender. Aber ich muß dieses gottverdammte Rätsel fertigmachen.«
»Ich weiß«, sagte sie. »Du hast deine Verpflichtung.« Sie sagte es resigniert. »Wie wäre es heute abend, nachdem du die Lösung abgeschickt hast?«
»Ich versuche dich anzurufen«, sagte er. Aber ihr Mann würde zu Hause sein, also würde nichts daraus werden. »Vielleicht später am Tag«, sagte er. »Am späten Nachmittag. Ich glaube, ich kann die Lösung heute früh abgeben.« Bis jetzt hatte er ziemlich viel Glück damit gehabt.
»Nein«, sagte sie. »Ich bin heute nachmittag nicht zu Hause. Ich gehe mit einer alten Freundin essen. Tut mir leid, Ragle. Ich hätte dir so viel zu sagen. Ein ganzes Leben liegt vor uns.« Sie redete weiter; er hörte zu. Schließlich verabschiedete sie sich, und er legte enttäuscht auf.
Wie schwer es war, sich mit ihr zu verständigen.
Als er in sein Zimmer zurückgehen wollte, läutete das Telefon wieder.
»Soll ich?« rief Margo.
»Nein, es ist vermutlich für mich«, sagte er. Er nahm den Hörer ab und erwartete, Junes Stimme zu hören. Aber statt dessen sagte eine

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