Zeitmanagement fuer Faule
Geschenk (»Plötzlich hatte ich eine Stunde Zeit!«).
Wer gut vorsorgt, hat immer was dabei, um eine Brücke über einen Riss im Ablauf zu bauen, damit er in kein Warteloch fällt. Wie wäre es mit einem Buch, Vokabeltraining, Sudoku oder Kreuzworträtsel – oder Sachen für Wartezeiten sammeln, die unter die Rubrik »Das mache ich, wenn ich einmal Zeit dafür habe«, fallen: Beim nächsten Mal Warten übertrage ich die neuen Visitenkarten in mein Handy, lese ich die Gebrauchsanweisung meines Fotoapparats. Ein Buch in der Handtasche oder im Auto dient als Überbrückung.
Könner brauchen keine Ablenkung vom Warten, die genießen es, nichts zu tun. Könner sind allerdings selten. Doch wenn wir uns bewusst machen, wie oft wir uns nach freier Zeit sehnen: Welche Zeit kommt dem näher als Wartezeit? So verwandelt sich Wartezeit von einem ärgerlichen Muss zu willkommener Muße. Wie der englische Dramatiker William Somerset Maugham schrieb: »In jeder Minute, die man mit Ärger verbringt, versäumt man sechzig glückliche Sekunden.«
Oft müssen wir warten, weil alle anderen zur selben Zeit dieselben Ideen haben wie wir. Versuchen Sie Ihre Besorgungen antizyklisch zu erledigen. Vielleicht können Sie am frühen Nachmittag einkaufen und bleiben dafür eine halbe Stunde länger im Büro – womit Sie sich eine halbe Stunde sparen, weil dieselben Einkäufe abends doppelt so lange dauern.
Blöderweise wollen abends alle zur gleichen Zeit nach Hause und es gibt Menschen, die reagieren allergisch auf rote Ampeln, aus denen die Stadt im Feierabendverkehr zu bestehen scheint. Dabei sind rote Ampeln eine erstklassige Gelegenheit für fünf italienische Vokabeln, Beckenbodentraining oder Lachyoga.
Zuspätkommern zuvorkommen
»Du kommst immer zu spät!« Wer diesen Satz zur Begrüßung sagt, hat schon viel ausgehalten. Leider bessern sich chronische Zuspätkommer nicht, auch wenn sie es immer wieder versprechen. Sie verspäten sich nie aus böser Absicht, sondern weil sie sich ablenken lassen, überschätzen, zu viel auf einmal anfangen und gar nichts dafür können: es sind die Umstände, jedes Mal andere. Kluge Zeitmillionäre bleiben trotzdem mit diesen liebenswerten Chaoten befreundet: Sie stellen sich auf Wartezeit ein und haben Proviant dabei oder sie nehmen es selbst nicht so genau und üben sich in Unpünktlichkeit. Pädagogisch Interessierte versuchen vielleicht die anderen zur Pünktlichkeit zu erziehen. Das ist nur in seltenen Fällen von Erfolg gekrönt und kann jahrelanges Training bedeuten. Moralische Aspekte beschleunigen allerdings manchmal: »Unpünktlichkeit ist unhöflich, da sie signalisiert: Du bist mir nicht wichtig, etwas anderes war mir wichtiger.« Auch ein Grundsatzgespräch kann Abhilfe schaffen: »Was genau bedeutet Pünktlichkeit für dich?« In manchen Familien wurde die »akademische Viertelstunde« mit der Muttermilch aufgesogen und gilt sogar als überpünktlich! Wenn Sie sich mehr ärgern als über ein Treffen mit zu erwartender Wartezeit freuen, hilft vielleicht Folgendes:
Bestätigen Sie den Termin am Tag zuvor schriftlich.
Rufen Sie an, wenn Sie losgehen: »Ich bin jetzt unterwegs!«
Kündigen Sie an, wie lang Sie maximal warten werden.
Gehen Sie nach einer angemessenen Wartezeit nach Hause.
Erkundigen Sie sich, nach welchem internationalen Höflichkeitsstandard Ihr Gegenüber den Termin wahrzunehmen gedenkt: deutsche Pünktlichkeit? Südamerikanische Lockerheit? Bayerische Gelassenheit: »Schau ma moi?« Oder wird es dem Himmel überlassen: »Inshallah« (so Gott will).
Wie Sie Ihre eigene Unpünktlichkeit austricksen
Wenn der Schwarze Peter bei Ihnen selbst liegt, wissen Sie, dass Zuspätkommen keine böse Absicht ist, sondern durch eine Verkettung tragischer Umstände passiert. Häufig verketten sich dieselben Glieder und hier können Sie ansetzen:
Bitten Sie die Person, mit der Sie verabredet sind, Sie kurz vorher anzurufen und machen Sie sich dann sofort auf den Weg. Sofort! Nicht wenn Sie noch schnell mal eben vorher Ihre Mails gecheckt haben.
Wenn Ihnen das peinlich ist: Stellen Sie einen Wecker und gehen Sie beim Klingeln sofort los.
Tragen Sie den Termin eine Viertel- oder halbe Stunde früher in Ihren Kalender ein und vergessen Sie das.
Entschuldigen Sie sich, wenn Sie es trotzdem nicht geschafft haben. Versichern Sie dem Betreffenden, dass Sie auf dem Weg der Besserung sind und Ihnen dieser Termin wichtig ist.
Hölzchen auf Stöckchen
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