Zeitreise ins Leben (German Edition)
sie ihn rasend gemacht hatte. Nicht einen Moment hatte er es länger g e schafft, sein Ve r langen zu zügeln. Sie musste ihn ja zwangsweise für einen ehrlosen Mann halten und das in mehr als nur einem Belang. Ob sie ihm wohl geglaubt hätte, dass er sich sonst nie hinreißen ließ und eher ritterliche Zurückhaltung übte? So derart verrückt und u n kontrolliert benahm er sich erst, seit sie in sein Leben getreten war. Zum Teil erkannte er sich selbst nicht wieder und zum anderen dafür umso mehr . Das Zusammensein mit ihr bele b te ihn wie frischer Frühlingssaft. Sie hatte ihn zu neuem Leben erweck t und aus einer Ersta r rung ge lö st , die ihn die letzten Jahre einsam und verbittert gemacht hatte. Sie war ein Wu n der für ihn, ein Segen und er fragte sich wohl zum hundertsten Male, ob er richtig geha n delt ha t te.
„Ja, verdammt “, brummte er laut. „Es war richtig!“ Jakob runzelte verlegen die Stirn, weil sein Herr Selbstgespräche führte. Aber er hatte zu viel Respekt, um ihn darauf anzusprechen. Heimlich musterte er den Herzog und hoffte inständig, dass er in der kurzen Zeit, die ihnen bis zum Turnier bleiben würde, seine alte Kampfqualität fi n den würde . Er hatte eine Menge an Gewicht verloren und war offensichtlich nicht ganz g e sund, doch das schien für diesen Mann nicht von Bedeutung. Seit er ihn kannte, hatte er sich von der Hartnäckigkeit und Z ä higkeit des Herzogs überzeugen können. Rabenhof war und blieb ein Krieger. Er war beso n nen und überlegt auf der einen Seite und Berserker auf der anderen. Außerdem zeichnete ihn eine gewisse Rücksichtslosigkeit aus, die Jakob zwar schockierte, seinem Herrn aber meist den e r wünschten Sieg brachte.
„Was grübelst du, mein Freund?“, fragte Rabenhof nachdem Jakob so still neben ihm ritt.
„Hach, ich dachte nur, dass ich Euch eine Menge zu Essen beschaffen muss, damit ihr E u er Kampfgewicht wieder erreicht.“
„Keine Angst mein Freund, wir werden gemeinsam auf die Jagd gehen und wahre Köstlic h keiten auf den Tisch bringen. Außerdem verspüre ich seit Tagen einen derartigen Hei ß hunger, dass ich – trotz deiner Kochkünste – jeden Tag einen halben Bären verdrücken werde .“ Damit klopfte er ihm lachend auf den Rücken und Jakob machte eine gespielt empörte Miene.
„Ihr werdet schon sehen ! M eine Kochkünste übertreffen die des Klosterkochs sicherlich bei weitem.“ Sie lachten und versuchten diese heitere Stimmung eine Zeit aufrecht zu erha l ten . D as Leben war sowieso schwierig genug , überhaupt wo sie beide als voge l frei galten . Jeder, der sie erkannte, durfte sie verhaften oder töten. Sie mieden daher größere Landstraßen und wichen an manchen Stellen direkt in den Wald aus. Während ihrer Rast machten sie daher auch kein Feuer , verhielten sich möglichst ruhig und aßen den Proviant, den Bonifazius für sie eingepackt ha t te.
„Wisst Ihr, Herr ... ich hab e da ein Mädchen kennen gelernt “, begann Jakob leise während dem Essen und Raimund war froh über die Ablenkung, weil er seinen eigenen Gedanken nicht länger nachhängen wollte .
„Jakob, das freut mich!“
„Es ist eine Angestellte von Tsor.“
„Und wie ist sie so?“
„Sie ist das süßeste Mädel, das ich je gesehen habe “, antwortete Jakob und Raimund ve r spürte einen Schmerz im Herzen . Er ließ sich jedoch nichts anmerken.
„Nun denn, mein Freund, dann hat es dich ja ganz schön erwischt. Wie heißt sie denn?“, fragte Raimund und Jakob lehnte sich zurück und grinste verträumt in die dunklen Bau m kronen hi n auf.
„Marie, sie heißt Marie “, lächelte er un d Raimund wurde neugierig.
„ Uuuund? “, fragte er anzüglich und stieß seinen Kumpanen sanft an.
„Öh, ja ... uuuuund hat auch stattgefunden.“
„Wieso diese Verlegenheit mein Freund? War etwas nicht zu deiner Zufriedenheit?“
„Nein, das nun wirklich nicht. Sie ist nur ... nun ja ... sie ist etwas jung.“
„Wie jung? Mann, spann mich nicht auf die
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