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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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winkten uns zu und trieben manchmal Schabe r nack mit den Soldaten des Königs. Die Gerüche zu dieser Zeit waren intensiv und stets g e mischt mit dem beißende Geruch von Pferdemist oder anderen Fäkalmischungen , doch je näher wir zum Turnierplatz kamen, desto besser roch es nach köstlich gebrate nem Fleisch, frisch gebackenem Brot und nach etwas verlockend Süßem. Begierig darauf diese neuen Dü f te zu inhalieren, streckte ich meine Nase aus dem Fenster und erntete von Friedrich ein am ü siertes Lachen.
                  „Deine kindliche Entdeckungsfreude ist faszinierend, beinahe schon ansteckend! Du scheinst wirklich noch nie auf einem Turnier gewesen zu sein!“
                  „Mmmmh, das riecht aber auch alles köstlich “, erklärte ich und lächelte ebenfalls . Die vi e len, ungewohnten Eindrücke waren doch sehr beeindruckend . Neidisch stierte ich zu dem ei n fachen Stand, der in Honig geröstete Nüsse und gebackenen, süßen Teig anbot. Der Duft ha t te nicht nur meine Nase betört, sondern bereits eine Vielzahl von kreischenden Kindern angelockt. Lachend und mit gierigen Gesichtern belagerten sie diesen Stand und brac h ten den Verkäufer ganz schön ins Schwitzen. Etwas abseits sah ich junge Burschen, die mit Hol z schwertern ihre Kampfkünste erpro b ten und weiter vorne entdeckte ich die ersten Gaukler und Spaßmacher. Umringt von einer gr o ßen Anzahl Menschen zeigten sie Zaubertricks und akrobatische Kunststücke, machten Schabernack und hofften auf ein paar Münzen in ihren kleinen Holzbechern. Weiter vorne pries ein Bader seine wunderbare Medizin an und ein Stück dahinter konnte ich einen Mann mit einem Tanzbären e r kennen. Das bunte Treiben erinnerte an einen Rummelplatz, auf dem viel Spaß, aber auch eine Menge Gesindel zu finden war. Ein paar finstere Männer konnte ich sehen, obwohl sie sich geschickt im Hintergrund hielten.
                  Friedrich blickte nicht oft aus dem Fenster. Die meiste Zeit war er in Gedanken oder am ü sierte sich über meine euphorische Stimmung. Dabei entsprang diese sicher auch meiner Angst vor dem Turnier und der Entscheidung, die daraus für Raimund und mich erfolgen würde . Friedrich hingegen wirkte ruhig, beinahe schon emotionslos. Das Volk kannte seinen Namen und seine hohe Stellung, akzeptierte ihn aber bei weitem nicht so, wie er es sich vo r gestellt hatte. Die Menschen waren arm, verunsichert und misstrauisch gegenüber dem ital i enischen Machthaber. Sonst wären sicher auch bedeutend mehr Menschen zur Kutsche g e laufen, um ihren Respekt und ihre Freude zu zeigen. So aber standen sie lieber bei den Gau k ler n und Zauberer n und verzichteten mit respektloser Lässigkeit auf das Anhimmeln eines fremden Königs . Vielleicht wirkte Friedrich deswegen so gedankenverloren und in sich g e kehrt . Erst im Jänner war er nach Deutschland gekommen, fast mittellos und hatte in den fünf M o nate n einen grandiosen Eroberungsfeldzug durch den deutschen Adel bewältigt. Mit dem einfachen Volk jedoch schien es ein wenig schwieriger zu sein . Es führte ein hartes L e ben und war nicht so leicht zu überzeugen . Umso gefinkelter war Friedrichs Schachzug das altrömische Prinzip der „Brot und Spiele“ hier einzusetzen und mit einem Turnier um die Gunst der Leute zu werben. So konnte er das Volk unterhalten, guten Kämpfen beiwohnen und zugleich jenen Mann anlocken, der ihn am meisten interessierte . In gewisser Weise b e wunderte ich ihn für seine Weitsichtigkeit.
                  Wie sehr man doch seine Ansicht ändern kann ... dachte ich beschämt, weil ich wusste, dass ich meine Einstellung zu ihm komplett gewandelt hatte . Den leicht en „ Hauch von Schwulheit “ b e zeichnete ich nun als besondere Empfindsamkeit und seinen Rachedurst schob ich auf sein extr e mes Gerechtigkeitsempfinden. Selbst seine schlimmste, sadistische Seite hatte ich mir in meinem Kopf besser zurechtgebogen und als Besessenheit erkannt, die auf unerwiderter Li e be beruhte. Zuneigung konnte also wahrlich viel verändern, vor allem die Sichtweise zu ein und derselben Pe r son.
     
    Die Kutsche bog scharf nach links, schleuderte mich kurz hin und her und kam dann abrupt zu stehen. Friedrich reichte mir se i ne Hand.
                  „Darf ich bitten?“, fragte er mit einem leichten Lächeln und ich nickte, obwohl ich nicht genau wusste, wer als erster auszusteigen hatte. Etikette war nicht gerade mein Stecke n

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