Zeitreise ins Leben (German Edition)
sein majestätisches Blut in Wallung. Seine Augen scho s sen kleine Blitze in meine Richtung und mit einer energischen Handbewegung schob er mich von sich. Gerade noch schien er ehrlich besorgt um meine Zukunft und dann reicht eine ei n zige Frage und er war völlig verändert. Das Gespenst Raimund hatte sich mit aller Macht zw i schen uns gedrängt, sich in das Geschehen hinein reklamiert und deutlich g e macht, in welch verfluchte r Dreiecksbeziehung wir mittlerweile festsaßen . Mir schlotterten die Knie, weil mir meine Stellung abermals bewusst wurde und a m liebsten hätte ich um Gnade gebettelt für Raimund und mich . Friedrichs Miene zeigte jedenfalls, dass er nicht gewillt war, auf mich als Druckmi t tel zu verzichten.
„Ich habe dir gesagt, dass ich dir nichts versprechen kann “, gab er mürrisch zu verst e hen. Seine Priorität lag bei Raimu nd und bei sonst niemand. Lediglich in seinem Blick loderte mit t lerweile ein Feuer, das mich in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Zum ersten Mal an di e sem Abend verspürte ich Angst. Seit unserer gemeinsamen Eskalation hatte er sich wie ein Gentleman verhalten, doch was ich nun sehen kon n te, mahnte mich zur absoluten Vorsicht. Alleine die Erwähnung Raimunds hatte unser kleines Zweierbündnis um eine Kraft pote n ziert, die Friedrichs dunkle Seite heraufzubeschwören schien. Er war i n nerlich gespannt wie ein Drahtseil, auch wenn er sich nach a u ßen bemüht gelassen gab.
„Trotzdem bitte ich dich jetzt um etwas “, meinte er dann mit ernster Miene. „Bleib heute Nacht bei mir!“ Und mit seiner Bitte entwaffnete er mich im ersten Moment völlig. Denn mit Freundlichkeit bei Dringlichkeit hatte ich nicht gerechnet. Welche Selbstbeher r schung dieser Mann aufbrachte, konnte ich nur erahnen, denn sein Blick zeigte, dass ihm ganz und gar nicht nach freundlichem Vorgehen zumute war. W ir waren beide einsam, voller Seh n sucht und ungestillter Leidenschaft , wenngleich uns beiden klar war, auf wen sich unser Wollen in Wirklichkeit bezog. Selbst als Ersatzpro gramm war es dennoch köstlich e Verlockung und eine Möglichkeit Dampf abzulassen. Aber das konnte ich nicht zulassen.
„Ich kann das nicht, Frie d rich. Ich ... so sehr ich auch versucht bin . W ir dürfen das nicht!“ Er musste sehen, wie schwer mir diese Entscheidung fiel und doch war ihm meine Zerrisse n heit inzwischen egal. Sein Blick war wild, sein Wollen klar. Mit einem Mal zeigte er jene kalte Entschlossenheit, mit der er drohte, sich einfach zu ne h men, was er begehrte. Es war eine Rücksichtslosigkeit, die ich nur zu gut kannte und die mich in ihrer Stärke und Brutalität schockierte. Angsterfüllt wartete ich ab, hoffte auf ein Wunder und versuchte zugleich das verräterische Prickeln in meinem Bauch zu ignorieren. Aber Friedrich unternahm keinen Ve r such, mir noch einmal nahe zu kommen, wog mein Nein mit gefährlicher Wut ab und verlor doch ganz deutlich j ede Freundlichkeit.
„ Verschwinde, augenblicklich ! “, brüllte er mich an und nahm dabei eine Haltung an, als würde er mich jeden Moment packen, niederwerfen und erschlagen. Seine dunkle Sti m me hämmerte in ungewohnter Lautstärke auf mich ein, schockiert mich wie ein harter Pr ü gel und trieb mich voran. In Panik riss ich meine Röcke in die Höhe und rannte blin d lings davon , zuerst ins königliche Schlafgemach und dan ach in die angrenzenden Nebe n räume. Konfus blickte ich umher und fand schließlich den Weg zurück in meine Unterkunft. Ich hatte zwar nicht die Möglichkeit mein persönliches Gefängnis von innen zu verschließen, doch ein and e rer Ort fiel mir nicht ein. Als ich Schritte hörte, hastete ich in einen dunklen Bereich meines Gefängnisses , presste mich an die Wand und wagte nicht mehr zu atmen. Friedrich aber blieb vor meiner Türe st e hen, schien zu wissen, wo ich mich befand und wartete ab. M ein Herz pochte laut und dröh n te in meinem Kopf. Friedrich hätte wahrlich jede Chance gehabt, sich zu nehmen, w o nach ihm der Sinn stand oder aber mich gekonnt zu verführen . So oder so wäre ich ihm hilflos ausgeliefert ge wesen. Warum er also vor der Türe abwartete, verstand ich nicht , war aber heil froh, dass er letztendlich Wort hielt.
19 . Kapitel
Marie blieb in St. Nimmerlein zurück, um von einem Angestellten aus Tsor abgeholt zu we r den. Bevor Raimund und Jakob
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