Zeitreise ins Leben (German Edition)
pferd , a ber Friedrich machte es mir leicht und ich fühlte mich wie bei einem gut geführten Tanz. Ich musste als Erste aussteigen und versuchte dies möglichst elegant zu bewerkstell i gen. D a nach stellte ich mich rasch an die Seite, um der eigentlichen Attraktion, dem König , Platz zu m a chen. Es dauerte nicht lange und er erschien auf der ersten Stufe des Ausstiegs, posierte gekonnt und winkte dem Volk mit einem strahlenden Lächeln zu. Ein erstes Raunen ging durch die Menge, denn der König wirkte im gleißenden Sonnenlicht strahlend und schön und wie ein Sonnen könig (der ja eigentlich erst im siebzehnten Jahrhundert in Frankreich lebte) . Sein Auftritt war perfekt und das Volk nicht länger uninteressiert. Es war wie ein Fu n kenschlag, der von ihm ausging, eine Energiewelle, die ein Feuer in der Menge entfachte und die Jung und Alt auf die Knie zwang, um ihm Ehre zu erweisen. Ganz automatisch ging ich ebenso in einen Knicks und verweilte in tiefe r Haltung . Es war eine Respektsbezeugung, die ich in diesem Moment erstmals genau so meinte und wollte. Von der plötzlich aufwalle n den Freude der Menschen angesteckt, wurde mir erst so richtig bewusst, dass ich mit dem höch s ten Mann des römisch-deutschen Reiches die Kutsche und bei weitem mehr geteilt hatte .
Friedrich lächelte mich an, bevor er mich sanft in die Höhe zog . Er schien meinen Respekt zu bemerken. A ls er sich mit mir dann gemeinsam der Menge zuwandte und winkte, fingen die Ersten an zu jubeln und zu kreischen. Eine stimmungsvolle Welle nach der anderen überrollte uns und ich konnte meine Euphorie kaum zügeln. Friedrich war wie ein Star und wir beide inmitten seiner hysterischen Fans char . Immer wieder blieb er stehen und widmete sich seinem Volk, ehe er sich lächelnd ab wandte und mit mir zum Eingang der Tribüne ging . Keine Frage, er hatte den besten, überdachten Platz auf dem ganzen Gelände. Gerade ein paar wenige Plätze des Adels hatten ebenfalls den Luxus einer Überdachung, während für das einfache Volk Holzbänke und Stehplätze vorgesehen waren. Das gesamte Gelände hatte sicher die Größe von mehr als einem Fußballfeld und war in einer leicht ovalen Form angelegt. Hinter den beiden Spitzen des Feldes waren Zelte für Ritter und Bedienstete au f gebaut.
Die Menschen klatschten erregt, pfiffen und johlten, doch als die Fanfaren den Beginn des Tu r niers ankündigten, wurde es schlagartig still. Mittlerweile war ich nicht nur euphorisch, sondern nur noch aufgeregt und ungeduldig. Jeden Moment würde ich Raimund sehen und, so Gott wollte, würde er das Turnier gewinnen.
Ein kleiner Mann mit langer Nase und fließende m Umhang betrat den Kampfplatz. Um Wichtigkeit bemüht blickte er zum König, rümpfte kurz seine Nase und verbeugte sich dann so tief, dass ich meinte, er würde sich mit dem langen Ding in den Bo den graben. Doch dem war nicht so und das unterwürfige Gehabe offenbar Teil des Zeremoniells . Nach einem Ze i chen von Friedrich, entrollte der Mann ein großes Stück Pergament und begann mit feierl i chem Singsang – und viel zu hoher Stimme – das Turnier zu eröffnen. Mit überschwänglicher Bet o nung las er vor und ich musste mich zusammenreißen, nicht laut zu lachen. Der Mann am Felde bemerkte nichts davon, war völlig in seiner Hingabe an den Text versunken , doch Friedrich bemerkte es wohl und gab mir augenblicklich zu verstehen, dass meine Erheiterung nicht angebracht war. So tat ich mein Bestes und verkniff mir mein Lachen . Das kleine Männchen sang indessen fleißig weiter, las die Namen und Titel der Turnierteilnehmer vor und wurde an manchen Stellen lauthals von M u sik unterstützt. Manche der Ritter hatten sich besondere Ehren erworben und wurden mit viel Tamtam, Musik und jungfräulichen Tä n zerinnen angekündigt. Davon konnte bei Herzog Raimund Friedrich Wilhelm von Rabenhof natürlich keine Rede sein. Er wurde eher als Verbrecher gehandelt, denn als ehrenwerter Ri t ter. Aber zumindest stand er auf der Liste! Er war also hier und wü r de tatsächlich am Turnier teilnehmen ! Blieb nur zu hoffen, dass Friedrich ihm wirklich eine Chance auf Rehabilitierung gab un d das Turnier nicht nur benutz te , um ihn gefangen zu nehmen . Die Erwähnung seines vollständigen N a mens brachte eine schmerzhafte Saite in mir zum Schwingen, denn es klang schon wie Hohn, dass ausgerechnet Raimund mit zwe i tem Namen Friedrich
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