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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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hieß.
     
    Hoffnungsvoll spähte ich immer wieder zu den Zelten, um Raimund zu erspähen , doch bei dem allgemeinen Getümmel und auf die Entfernung war das nicht möglich. Friedrich hing e gen saß majestätisch und kerzengerade in seinem thronähnlichen Stuhl und wirkte nach a u ßen vol l kommen gelassen. Nur sein klopfender Finger verriet ein wenig von seiner inneren Unruhe.              
                  Raimund trat in der Königsdisziplin an – dem Kampf mit der Lanze . S ie war die wichtig s te und spektakulärste und Voraussetzung dafür, das Turnier gewinnen zu können . Viele Wet t kämpfe fanden normalerweise mit einem speziellen Schutz an der Lanze statt, um starke Ve r letzungen zu vermeiden. Bei diesem Turnier jedoch war das anders und der Kampf somit eine richtig gefährliche Angelegenheit . Zwei Ritter im schnellen Galopp, jeder eine mächtige Lanze in der Hand ... meine G e danken schweiften automatisch in etwas andere Gefilde ab und stellten dumme, primitive Vergleiche an. Gut, diese Lanzen waren keine Riesenpimmel, das war mir schon klar, obgleich ein Herr Freud hier durchaus die eine oder andere Inspiration gehabt hätte. Aber sie waren in diesem Fall vor allem tödliche Waffen. Soweit ich wusste, war ihr G e wicht mör derisch und ihre Durchschlagskraft selbst bei einer Rüstung gegeben . Kein Wu n der, dass Raimund empfindlich reagiert hatte, als ich die Gefährlichkeit eines solchen Tu r niers n icht gleich erfasst hatte . Bei diesem Turnier würden heute sehr viele Männer verletzt, ve r krüppelt oder gar getötet werden. Als eine Art Rahmenprogramm gab es am Rande des Feldes Bogenschießen und Kämpfe mit dem Langschwert , die nicht ganz so spektakulär w a ren, wie die Kämpfe zu Pferd . Das Langschwert wurde zudem auch benutzt, wenn eine En t scheidung zwischen zwei Rittern gewünscht wurde, deren Kampf hoch zu Ross nicht einde u tig genug ausg e fallen war.
                  Angestrengt sah ich wieder zu den Zelten und musste in meiner Aufregung eingestehen, dass ich nicht mehr wusste, wie Raimunds Wappen aussah. War es der s chwar ze L ö we auf rotem Hintergrund oder der rote Drache auf schwarzem Hintergrund? Es war zum Schreien ... und g e nau das durfte ich nicht! Nicht einmal Grinsen war erlaubt! Dabei konnte Raimund bereits ganz in der Nähe sein und in diesem Moment gerade zu mir herübers e hen . Und ich? Ich konnte ihn zwischen all dem Blech nicht einmal erkennen ! Nervös und ungeduldig krampften sich meine Hände um die Lehne meines Stuhls, während der kleine Wicht da u n ten u n aufhörlich in seltsamer Sprachkakophonie allgemeines Blabla zum Besten gab .
                  „Mein Gott, stopft dem Kerl doch endlich das Maul “, murmelte ich recht undamenhaft und wunderte mich, dass von meiner Rechten ein höchst amüsierter Ton zu hören war. Friedrich hüstelte verlegen in seine Faust und verbarg so deutliche Anzeichen eines Lachanfalls. W e nigstens war er nicht wütend geworden. Im Gegenteil! Er gab sogar ein Zeichen, dass der z e remoniellen Vorrede genüge getan war . Das verärgerte zwar den kleinen Mann dort unten, aber es zwang ihn auch vom Platz.
     
    Das Spektakel konnte beginnen! Selbst die letzten Komödianten, die sich ständig am Rand des Feldes um die Aufmerksamkeit des Publikums bemüht hatten, tänzelnden nun schwun g voll zur Seite und fingen bei ihrem Abgang noch die letzen Lacher der Menge auf. Ein Tro m melwirbel e r tönte und der kleine Mann von vorhin meldete sich mit lauter Stimme von einem Podest auf der anderen Seite. In seinem üblichen Sprechgesang kündigte er die ersten beiden Ritter an, deren Namen jedoch so unaussprechlich waren, dass ich sie gleich wieder vergaß. Fanfaren spielten und unter dem Getöse des Publikums erschien der erste Kämpfer zu uns e rer Rechten, gleich gefolgt vom zweiten zu unserer Linken. Prachtvoll und stolz saßen sie auf ihren bunt geschmückten Pferden und boten in ihrem glänzenden Metall einen fast unwir k lich schönen Anblick. Uniformen an sich waren ja schon faszinierend, aber Rüstungen, die mehr verbargen als sie zeigten ... mmmmhh .              
                  Die beiden hatten ihre Visiere hochgeklappt und ritten nun langsam und mit ernster Mi e ne zur Tribüne des Königs. Die Menge tobte schon jetzt und ers te Anfeuerungsrufe w a ren zu hören. Die beiden Männer kamen genau vor dem König zu stehen und zollten ihm anmutig Respekt,

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