Zeitreise ins Leben (German Edition)
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„Herzog Raimund Friedrich Wilhelm von Rabenhof! Ich gratuliere zu Eurer hervorrage n den Leistung und Eurem wohlverdienten Sieg. Es war mir ein großes Vergnügen, Euch wieder in Höchstform zu sehen. Meine Ge- fährtin ...“, begann er, um das Wort „Gefangene“ nicht ausz u sprechen und dennoch einen Hinweis auf die Situation zu geben . „... wird Euch dieses gold e ne Königssi e gel als Zeichen der Anerkennung überreichen!“ Mit einem zufriedenen Auge n zwinkern gab er mir zu verstehen, dass ich nun an der Reihe war. Raimund ließ sein Pferd näher an den Balkon traben und streckte mir seinen Kopf entgegen , ohne mich dabei anz u blicken. Doch so einfach kam er mir nicht davon! I ch beugte mich übermäßig stark nach vo r ne und ließ mir Zeit mit meiner Aufgabe , legte langsam das Band auf seine breiten Schultern und streifte dabei wie zufällig mit meiner Hand seine Wange. Ich konnte nicht anders, ich musste ihn einfach berühren. Sein Blick traf mich und durchbohrte mich mit u n gewohnter Härte und einem Vorwurf, de n er nicht ausspr e chen konnte . Mein Herz raste und meine ga n ze Liebe legte ich in den Blick, den ich ihm nun schenkte. Ich wollte keine Zwietracht zw i schen uns und keine Eifersucht, wollte ihn und immer nur ihn. Und genau das konnte er schließlich erkennen, denn in seinen Augen fand ich nun die Liebe , die ich die ganze Zeit vermisst hatte. Beide sprachen wir kein Wort und sahen uns nur noch tief in die Augen . Es war, als hätte eine unsichtbare Hand uns vom Rest der Welt abgeschirmt, Ton und Bild mit einem Mal a n gehalten und uns in eine Zukunft blicken lassen, die wir nie haben würden. Es war ein Traum, ein ganz kurzer, wunderschöner Traum und ich wie benommen von diesem unbewussten Austausch unserer Se e len. Doch letztendlich war dieses Timeout viel zu kurz . D er Lärm der Menge schwoll ins Unerträgliche an und der normale Zeitablauf drängte sich wieder im Höllentempo zwischen uns. Ich löste mich von seinem Anblick, spürte den Schmerz unserer Liebe und hä t te am liebsten um uns und unser mögliches Leben geweint. Doch dafür war keine Zeit und Friedrich bereits viel zu ungeduldig und präsent hinter mir. Meine Rolle war noch nicht zu Ende, mein Versprechen an Friedrich noch gültig. Mit Tränen in den Augen wankte ich zurück auf meinen Platz.
„Nun, Herzog von Rabenhof! Eine Sache gilt es fürwahr noch zu klären “, rief der König nun laut und mit unverhohlener Vorfreude. Auch die Menge wollte endlich den Preis für den Si e ger wissen und stimmte einen fröhlichen Sprechgesang an.
„Ein Wuns ch, ein Wunsch, ein Wunsch “, hallte es durch die Reihen und erzeugte zusät z lich Spannung und eine gehörige Portion Unruhe. Doch Raimund ließ sich Zeit, schien den Au f ruhr zu genießen und dennoch angestrengt zu überlegen. In der Zwischenzeit ergriff Frie d rich Besitz ergreifend meine Hand und verdeutlichte noch einmal, welches Druckmittel er hier in Händen hielt. Raimund schien weiterhin zu überlegen und ließ sich von Friedrichs nonverb a ler Attacke nicht provozieren . Ich hingegen rang schon wieder längst um Fass ung, wollte Raimund mit aller Vehemenz deuten, dass er nichts riskieren durfte. Nicht für mich! Er sollte auf seine Leute achten, seine Burg zurückerobern, sein altes Leben leben. Doch Raimund überlegte weiter, war versunken und konzentriert, während die Menge immer hysterischer wurde . Die Menschen tobten und wollten endlich seinen Wunsch hören , a ber Raimund ließ sie zappeln und jonglierte gekonnte mit den Gefühlen aller.
„Ich …“, sagte er schließlich fest. „... bitte um Rehabilitierung durch die Hand dieser Dame!“ Z u gleich deutete er auf mich und mein schweres Keuchen ging vollkommen unter im lauten Raunen der Menge. Ich war echt von der Rolle wegen seinem Wunsch, hörte das grimmige Schnalzen Friedrichs und meinte doch ausschließlich aus Schmetterlingen und leichtem V o gelgezwitscher zu bestehen. Ich schwebte, fühlte mich leicht und konnte doch das volle Au s maß dieses Wunsches nicht gleich erfassen. Dennoch ahnte ich , dass diese unglaublich g e schickte Formuli e rung tatsächlich eine Möglichkeit aus all unserem Dilemma bot. Raimunds Augen glänzten golden zu mir und brannten sich in mein Herz, während die Menge al l mählich begriff und in einen heftigen Applaus überschwenkte . Das einfach e Volk
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