Zeitreise ins Leben (German Edition)
„Heirat! Heirat! Heirat “, brüllten tausende Menschen zur gleichen Zeit und stellten sich s o mit voll hinter den Herzog und seinen Wunsch, scherten sich nicht um Anstand, Etikette oder um die Diffamierung des Königs. Sie alle wollten endlich eine Heirat sehen und am Ende e i nes harten Kampfes die Romantik erleben, von der sie offenbar in ihrem eigenen Leben träumten. Doch der König konnte das natürlich nicht zulassen! Er erhob sich, produzierte sich in ganzer Größe und gab der Menge ein herrisches Zeichen, um sich Gehör zu verscha f fen. Währenddessen gab er einem Soldaten hinter mir ein unauffälliges Zeichen, reichte mir se i ne Hand und zog mich an seine Seite. Er zeigte stolz seinen Besitz, während er mit nicht minder theatralischer Geste dem Publikum verdeutlichte, dass er nun sprechen wollte. Inzw i schen rückte der befehligte Soldat näher und drückte ohne Umschweife eine scharfe Klinge in meinen R ü cken. Ich zuckte zusammen, versuchte aber so rasch als möglich meine Fassung wieder zu gewinnen. Dass nicht nur mit fairen Mitteln gespielt werden würde, hatte ich mir schon erwartet , doch mit dem spitzen Metall im Rücken, fühlte ich mich hilfloser und ausg e lieferter als je zuvor. Einen Eklat konnte ich mir jetzt nicht leisten und soweit ich sehen kon n te, hatte niemand etwas von Friedrichs List bemerkt ... außer Raimund vielleicht. Dessen Blick war angespannt auf mich gerichtet und schien mir beständig etwas sagen zu wollen. Doch ich konnte mich nicht auf ihn konzentrieren, wusste auch so , dass ich in höchster L e bensgefahr schwebte. Hitze wallte in mir auf, trieb erste Schweißperlen auf meine Stirn. Was würde in den nächsten Minuten wohl geschehen? Schon jetzt lieferten sich wildeste Sz e narien vor meinem geistigen Auge einen Schlagabtausch. Stocksteif stand ich da und spürte die dünne Klinge bereits direkt an meiner Haut. Raimunds Blick mahnte mich zur Ruhe, wol l te mir zeigen, dass er um die Gefahr wus s te. Aber ich war panisch, konnte nur daran denken, dass sich die Klinge in den nächsten Seku n den in meine Eingeweide schieben würde. Meinen Tod könnte der König schon irgendwie erklären, als plötzlichen Schwächeanfall oder bestä n dige Krankheit darstellen . Und wer würde schon sein majestät i sches Wort hinterfragen oder sich ihm entgegen stellen? Ich hatte Angst und fühlte mich m ehr denn je wie eine Schachf i gur , die auf den nächsten geschickten Zug der beiden Herren warten musste . Einen Zug, der unter de m dynamischen und unberechenbaren Einfluss der Menge stehen würde. Raimund hatte b e reits ein paar Punkte erzielt, doch das Duell war noch nicht vorüber. Alles war offen und nichts sicher, außer vielleicht, dass ich die Figur im Spiel war, die das Messer im Rücken hatte … beziehungsweise noch nicht im Rücken hatte. Mein Atem ging schneller , denn m it t lerweile hatte sich das Messer durch den Stoff meines Kleides gebohrt und ritzte meine Haut. Wahrscheinlich blutete ich schon und die lebhafte Vorstellung von Rot verschlimmerte mein Befinden. Möglichst ruhig stand ich da und spürte doch, wie sich mit jedem heftigeren Ate m zug, die Spitze des Messers mehr und mehr in mein Fleisch vorarbeit e te.
„Aber “, erwiderte Friedrich laut und erhob seinen rechten Zeigefinger, um dem Publikum eine Mischung aus Erheiterung und Drohung zu präsentieren. Er wollte Dramatik und Em o tion, denn nur so konnte er die Menge für sich zurückgewinnen. Und die sprang sofort auf den neuen Unte r halter an, wandte sich mit einem kollektiven Seufzer seiner gebieterischen Majestät zu und schien nun ganz Ohr zu sein. Theater und Schauspiel waren offenbar das Um und Auf , hier voranzukommen .
„Gebietet mir doch die Ehre, nicht über den Kopf dieser Dame hinweg zu entscheiden! Die edle Frau von Hochdeutschland ...“ und damit wies er mit einer schwungvoller Geste in meine Ric h tung. „… sollte natürlich zuerst gefragt werden! Denn sie ist es, die ihre Zustimmung zu geben hat oder nicht!“ Seine Augen funkelten vergnügt, denn er wusste genau, welch scharfes Druckmittel er für die richtige Antwort besorgt hatte. Ich wurde blass, bewegte mich zu stark und spürte, dass sich das Messer nun sehr schmerzhaft in meiner Haut bewegte.
„Schließlich bin ich ein Mann von Ehre und kann das Herz einer schönen Dame nicht ei n fach unberücksichtigt lassen!“ Er lächelte und
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