Zeitreise ins Leben (German Edition)
gleißenden Sonnenlicht erstrahlen. Beide Ritter na h men Aufstellung und allmählich fühlte ich die zu erwartende Spannung und die Angst um Raimund. Schweinspeunt war ein starker Gegner und ich mit einem Mal nicht mehr ganz sicher, ob mein geliebter Herzog einer dämonischen Bestie gewachsen war .
Gewinne! Mach i hn alle! Rette dich, rette mich ... betete die leise Stimme in meinem Kopf und schämte sich kein bisschen für den puren Egoismus. Ich wollte Raimunds Sieg, seine Rehab i litierung und ich fand Diepold abscheulich und – zu meiner Schande – auch „entbeh r lich“. Mein Wunsch war klar und Raimunds Gegner automatisch zu dem meinen g e worden. Die Fahnen wurden geschwungen und mein Herz setzte für den Bruchteil einer S e kunde aus . Der Trommelwirbel im Hintergrund verstärkte meine Angst . Da bäumte sich Diepolds Pferd auf und stürmte mit seinem Herrn nach vorne. Auch Raimund gab seinem Hengst den kräftigen Befehl zum Angriff und galoppierte nicht minder beeindruckend auf seinen Gegner zu. Matsch wirbelte hoch, doch das nahm der Dynamik nicht seine Kraft . Beide Kämpfer blieben zielg e richtet in der Spur , hatten nur den Sieg vor Augen. Die Zuschauer jubelten euphorisch und machten mit ihren Anfeuerungsrufen den alles entscheidenden Kampf noch spektakul ä rer. Die Ritter waren kurz vor dem Zusammentreffen und ich für e i nen Moment versucht, meine Augen zu ver schließen , ehe ich mich aus ganzem Herzen dafür entschied hin zu sehen. Ja, ich w ollte Diepold im Dreck sehen und Raimund als strahlenden Helden in Empfang nehmen .
Diepolds Lanze schien jedoch unwirklich lange, sein Vorteil so offensichtlich. Konnte das denn niemand außer mir sehen? Mein Herz raste, mein Atem ging stoßweise, denn in meiner Hysterie meinte ich zweifelhaften Vorteil beim Gegner erkennen zu können. Noch fünf Meter! Drei! Entsetzt sprang ich hoch, als ich meinte, Diepolds Lanze hätte sich gerade in Raimunds Seite gebohrt. Aber da spielte mir wohl meine Emotion einen Streich. Raimund drehte sich geschickt zur Seite und erwischte im Gegenzug Diepold so gut, dass dieser strauchelte und wild rudernd vom Pferd fiel. Erneut war sein Gegner mit nur einem effizienten Hieb aus dem Sattel gehoben worden, obwohl dieser Treffer bedeutend später als sonst ausgefallen war.
Mit einem erfreuten „Hach “ taumelte ich vor zur Balustrade und stimmte ein, in das fröhl i che Geschrei und den Jubel der Menge. Nicht einmal Friedrich hielt mich davon ab. Wild winkend und jauchzend stand ich in vorderster Reihe und konnte nicht glauben, dass der ultimative Kampf zwischen Gut und Böse so schnell und unspektakulär zu Ende gegangen war. Raimund war der Sieger und ich in dem Moment der glücklichste Mensch auf Erden. Was für eine Freude und was für ein Ende! Diepold war offenbar nur leicht verletzt wo r den, denn so wie es aussah, versuchte er sich nun in die Höhe zu rappeln. D er Sog des matsch i gen Untergrunds machte es ihm jedoch unmöglich und so lag er – zur Belustigung der Leute – wie ein strampelnder Käfer auf dem Rücken und versuchte alles erdenkl i che, um sich zu drehen oder seine Lage zu verändern. Ein Zweikampf mit dem Breitschwert wurde daher mit jeder Sekunde unwahrscheinlicher und seine Niederlage sicherer. Und dann bestätigte Friedrich endlich den Sieg und die Menge brach in tob enden Applaus aus für Herzog Raimund von R a benhof , der seinem Gegner einen unverdient lächerlichen und schmutzigen Abgang b e schert hatte .
Mit geöffnetem Visier und entsprechender Siegesmiene ritt Raimund in unsere Richtung, wä h rend das Publikum bereits tanzte und schrie und sich erste Helfer um den verdreckten und wie festgeklebten, schwarzen Ritter kümmerten. Raimund hatte tatsächlich gewonnen und somit das Recht auf einen Wunsch an den König erworben . Friedrich überreichte mir ein rotes, kunstvoll verziertes Band mit goldener Plankette als symbolischen Preis des Turniers und meinte mit fe s ter Stimme:
„Du musst es ihm um den Hals legen! Das ist die Aufgabe der Frau an meiner Seite.“ D a bei waren seine Augen warnend auf mich gerichtet, weil ich mir keine Mätzchen leisten dur f te. Ich nickte unauffällig und während Friedrich feierlich die Hand hob, um den Gewinner zu huldigen, war ich in freudiger Erwartung, endlich meinem Helden nahe kommen zu können
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