Zeitreise ins Leben (German Edition)
zwinkerte mir sogar zu. Die Menge brach auch tatsäc h lich in Jubel aus und schien beeindruckt von ihrem edlen Herrscher. Friedrich hatte das Ruder erneut geschickt an sich gerissen und so gro ß artig pariert, dass der Ausgang des verbalen Duells wieder ganz am Anfang stand. Friedrich genoss es im Rampenlicht zu stehen und vielmehr noch genoss er den Kampf mit Raimund . Das Volk war begeistert von seinem edlen Motiv, jubelte ihm zu und wäre wohl am liebsten über das Kampffeld gestürmt, um se i nen edlen Arsch zu küssen. Jetzt sollte ich nur noch etwas Furchtbares sagen, wie: „Den He r zog will ich nicht - ich lebe nur für den König!“ Doch so etwas würde ich wohl kaum über die Lippen bekommen. Gott verdammt! Der Kerl hinter mir hatte aber auch gar kein Gefühl! Mit t lerweile waren die Schmerzen schon fast unerträglich und ich zuckte demonstrativ zusa m men, weil der Rohling das Messer wieder ein Stück tiefer hineingebohrt hatte. Flehentlich blickte ich zu Friedrich, doch der hatte nur Augen für Raimund und die Menge. Er badete förmlich in ihrem Jubel und fühlte sich endlich so anerkannt, wie es ihm schon die längste Zeit zugestanden hatte . Seine Rücksichtslosigkeit trieb mir die Tränen in die Augen, denn ein Sieg ganz auf meine Kosten war schon sehr niederträc h tig. Ohne seinen Mund zu bewegen und ohne sein Gesicht von der Menge abzuwenden, gab er mir zu verstehen, dass nun das NEIN zur ultimativen Frage gesagt werden musste. Dazu l ä chelte er sein charmantes Lächeln, strahlte in die Menge und entschied nebenbei grausamst über mein Leben. Ich war bereits in Schweiß gebadet und mein ganzer Rücken schmerzte vor Anspannung und der leichten Ve r letzung. Zudem quetschte Friedrich meine Hand, weil er endlich meine Antwort, in seinem Sinne, hören wol l te.
Ja , natürlich! Die Menge wartet ... keifte ich in Gedanken , verlor mich aber in den Wirren der Anforderungen. Ich wusste nicht, was zu tun war, hasste Schach und konnte mir die strat e gisch richtige Antwort nicht so einfach aus den Fingern saugen . Wie ein gehetztes Tier blickte ich in die tobende Menge, sah keinen Aus weg, war verzweifelt. Meine innere Hysterie war nicht zu stoppen und doch schaffte es e t was, zu mir durchzudringen und mir Orientierung zu geben. Es schimmerte durch all mein Chaos hindurch, lenkte meinen Blick von der Menge ab und hin zum eigentlichen Punkt meines Interesses. Es war s eine Rüstung, die im So n nenlicht funkelte und es waren seine Augen, die nun golden und warm zu mir herauf blickten. Und damit war plötzlich alles klar und kein Zaudern mehr mö g lich.
„JA! Ich will “, polterte meine Antwort laut und schrill über den Platz, während ich zei t gleich den Stich spürte und in die Knie ging. Der Schmerz war unerträglich und ich hof f te, dass kein lebenswichtiges Organ getroffen worden war. Die Menge jedoch war eine überaus träge Masse in ihrer Reaktion und sowieso noch hysterisch versunken in ihren Jubel. Sie b e merkte nicht, dass das holde Heiratso bjekt gerade drauf und dran war das werte Leben auszuhauchen. I ch konnte mich nicht entsprechend bemerkbar machen, fühlte mich benommen und wurde von Friedrich immer fester im Arm gehalten, um den Schein zu wahren. Wenig s tens hatte er so viel Anstand besessen , mich aufzufa n gen.
Ich erwachte auf einer kleinen Bahre und musste würgen , weil etwas scharf Stinkendes unter meine Nase g e halten wurde. Der Lärm der Menge und ihr Jubel hielten an und so erkannte ich, dass ich nicht lange bewusstlos gewesen sein konnte. Mein Rücken brannte wie Feuer und mein Kreislauf spielte verrückt. Um mich herum standen einige Menschen, doch ihre Gesic h ter konnte ich nicht erkennen, nur Friedrichs Stimme hören.
„Die Sonne ... “, meinte er laut. „... und der Kampf waren offenbar zu viel für sie. S ie ist eben sehr zart besaitet!“ Friedrichs Stimme wirkte aufrichtig besorgt, obwohl er log, dass sich die Balken bogen. Sein hinterlistiges Attentat stellte er beinhart als Sonnenstich oder Schwäch e anfall dar und i ch hätte am liebsten laut geschrien, alles erklärt und ihm so nebenbei die A u gen ausgekratzt . M ein Blutdruck spielte jedoch nicht mit, sackte ins Bodenlose und ließ mich in ein en dämmrigen Z u stand gleiten, der jede Kontrolle unmöglich machte.
Der Lärmpegel um
Weitere Kostenlose Bücher