Zeitreise ins Leben (German Edition)
blind vor Lust. Wir waren eins und wie das fehlende Gegenstück vom anderen, schienen seit Urzeiten schon fü r einander geschaffen und erfüllten hier nichts anderes, als den uralten Auftrag des Lebens .
Der plötzlich einfallende Applaus machte deutlich, dass die Menschen vor dem Zelt gen ü gend mitbekommen hatten, um das eindeutige Ende des Aktes einzuklatschen. Wir waren vollkommen erhitzt und hatten im Taumel der Leidenschaft alles um uns vergessen . Das G e johle jedoch holte uns schlagartig zurück und für einen kurzen Moment fühlte ich mich u n angenehm beschämt, weil s elbst Friedrich da draußen mitgelauscht hatte. Trotzdem erfüllte mich das Geschehen mit glückseliger Wonne und tiefem Genuss. Raimund und ich waren verheiratet und endlich, endlich z u sammen.
Zärtlich fuhr ich über das Zeichen auf seiner Brust, denn das E war mir sofort aufgefallen. Der letzte Schnitt war eindeutig frischer und erst vor kurzem verheilt , aber es war ein E und kein F mehr! Raimund hatte sich selbst verletzt und mein Zeichen in seine Brust geritzt! Das Gebilde war viel zu tief, doch nun war es zu einem Zeichen der Liebe geworden!
Wir küssten uns und hätten am liebsten gleich den zweiten Akt des Theaterstücks eingelä u tet, aber meine Wunde schmerzte und an eine Wiederholung war im Moment nicht zu denken. Der Verband war mit Blut getränkt und Raimund schalt sich unentwegt, dass er nicht mehr Rücksicht gezeigt hatte, küsste vorsichtig jeden Flecken Haut oberhalb meines Verbandes und flüsterte pe r manent ein leises „Verzeihung“ ... so lange, bis mir schließlich der Kragen platzte. Entschlossen holte ich mir seinen Mund, neckte ihn mit meinen Zähnen und teilte ihm mit, dass der Vollzug ja wohl nicht nur sein Wille gewesen war und zudem das Beste, was ich je erlebt hatte. Und da lächelte er und blinzelte mir verschmitzt zu, denn n a türlich wusste er um seine Macht und seine Erotik, auch wenn er dieses Lob mit süßer Bescheidenheit en t gegennahm.
„Besser ich lasse dich jetzt in Ruhe“, flüsterte er mit leisem Bedauern und ich musste schmunzeln , weil seine neuerliche Erregung hart gegen meinen Oberschenkel drückte. Wir waren süchtig nach einander und hätten sicher noch stundenlang unser Bedürfnis nach E r lösung gestillt, wenn nicht die Umstände kompliziert gewesen wären . Eine r seits spürte ich meine Wunde im Rücken , andererseits teilte uns Jakob durch die Zeltwand mit, dass in Kü r ze das Fest beginnen würde, und wir – äh – rasch zu einem Ende kommen sollten! Raimund fluchte leise und ich konnte ihm ansehen, dass er nicht daran glaubte, seine Err e gung jemals in den Griff zu bekommen. Wobei ich schon beim dem Gedanken „in den Griff bekommen“ eine handfeste Lösung anzubieten hat te. Raimund war im ersten Moment überrascht, im zweiten jedoch überaus angetan von meinem Lösungsvo r schlag. Er stöhnte auf, bewegte sich im Gegentakt zu meiner Hand und ich genoss seine kraftvolle Stärke, umhüllt von samtig weicher Haut. Die Zeit drängte und trieb meine Hand voran , ebenso wie es die seine zwischen meinen Schenkeln tat. Die Menge tobte, schrie nach der Hochzeitsfeier, wollte feiern und sa u fen, doch ich war damit beschäftigt nicht zu laut zu kommen, bewegte mich rastlos unter se i ner geschickten Führung und blickte ihm dabei u n aufhörlich in die Augen. Ich schenkte ihm alles und zeigte es ihm, verspürte die Macht dieser Schwelle, das absolute Vertrauen und die vollkommene Hingabe an einen geliebten Me n schen. Angestachelt und intensiviert durch den Zeitdruck der geifernden Meute ha t ten wir eine zweite Runde im Schnelldurchgang erlebt, doch an Leide n schaft und Innigkeit hatte es dabei nicht gefehlt. Wir waren Mann und Frau für alle Ewigkeit und wenn nicht im wirklichen Leben, dann zumindest in unseren Herzen. Der Moment hätte ausgeko s tet werden müssen, doch die Menschen vor dem Zelt waren kaum mehr zu halten.
Missmutig sprang Raimund schließlich aus dem Deckenlager, wickelte sich eines der rauen Dinger um seinen Körper und ging zu m Zelt eingang . Er musste zu den Menschen sprechen, rollte langsam die Plane hinauf und grinste verwegen in die Menge. Ich blieb unter den restl i chen Decken möglichst unsichtbar. Den tobenden Applaus und das Gejohle konnte ich trot z dem hören und nachdem ich erste Gaffer entdeckte, die
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