Zeitreise ins Leben (German Edition)
Vorfeld hatte er sich seine Schachzüge genauestens überlegt, jede Emotion verdrängt und nur den Kampf mit dem König gesehen. Doch letzten d lich hatte sein Herz gesiegt, ihn nur für den Moment leben lassen, um sie e r neut in seinen Armen halten zu können. Das Ergebnis konnte sich wahrlich sehen lassen ! Er war verheiratet und rehabilitiert. Dennoch war er nicht so dumm zu glauben, dass er durch den Turniersieg und seine Heirat gewonnen hätte. Friedrich war und blieb der König und würde stets am lä n geren Ast sitzen.
Raimunds Training im Wald war hart gewesen und unerbittlich. Er hatte seinen Körper g e stählt und seine Instinkte über die Maßen geschärft. Alles hatte er daran gesetzt zu gewinnen, dabei aber nicht bedacht, dass ihm seine Instinkte weitaus mehr offenbaren könnten, als nur die Kampftüchtigkeit seiner Gegner. Von Anfang an hatte er diese seltsame Verbindung zw i schen Friedrich und Elisabeth gewittert, eine Vertrautheit und Zärtlichkeit gesehen , die ihn schier in den Wahnsinn getrieben hatte. Seine Wahrnehmung war so feinfühlig wie nie zuvor und hatte ganz deutlich eine emotionale Verbundenheit bemerkt , die er nicht erwartet hatte. Sie durfte einfach nicht sein, denn in einem rituellen Akt hatte er Elisabeth aus ganzem He r zen für sich gewählt. Er hatte sich selbst ins Fleisch geschnitten, tief und verbindlich und dabei ihren Namen gerufen, laut und der Verzweiflung nahe. Doch die verhaltene Vertraulic h keit zwischen Friedrich und ihr hatte ihren Stachel tief in sein Fleisch getrieben, Wurzeln g e schl a gen, Samen gesät. Selbst jetzt drohte ihn die pure Eifersucht zu verschlingen, wenn er daran dachte, wie sie sich angeblickt hatten. Zum ersten Mal hatte er Angst, etwas Dummes, Unkontrollierbares zu tun. Tief in seinem Inneren wollte er die Wahrheit aus ihr pr ü geln, sie bestrafen, sie lieben. Er war durcheinander, zornig und trotzdem vollkommen aufgewühlt vor Liebe. Während dem Tu r nier hatte er diesen Zorn durchaus verwenden können, hatte ihre Liebe nicht gesehen und seine ignoriert. Aber ihre Macht war durch all seine Barrieren g e drungen, hatte ihm ihre Liebe gezeigt und seinen Groll verdrängt . Dann hatte er seinen toten Bruder in Händen gehalten und nur ihren Blick und ihre Zuwendung ve r spürt. Sie war es, die ihm Trost gespendet hatte und sie war es, die die richtige Entscheidung bei ihm hervorger u fen hatte. Die Liebe war stärker g e wesen als jeder ausgeklügelte Plan , s tärker als Zorn und stärker als Eife r sucht. Sein Herz hatte diktiert und ihm seinen Wunsch formulieren lassen, auch wenn sie deswegen ihr Leben hatte riskieren müssen. Wäre Friedrich nicht lebensre t tend eingeschritten, hätte Elisabeth diese Attacke wohl nicht überlebt. Und obwohl er dem König dafür dankbar sein sollte, so fragte er sich doch die ganze Zeit, warum er das getan hatte. Eifersucht war schon eine verfluchte Bürde, brodelte beständig im Untergrund und stieg zu den unmöglichsten Zeiten an die Oberfläche. Es war ein ätzendes, aufreibendes G e fühl, das verseuchte und zerstörte. Selbst jetzt nagte es an ihm und das nach solch einem Höhenflug mit ihr im Bett und inmitten dieser fröhlichen Feier.
Viele der Ritter, die am Turnier teilgenommen hatten, einige Adelsmänner und etliche Ba u ern tranken und sangen, dass es eine Freude war. Irgendwo fiedelte jemand betrunken auf einer Viola und erschütterte jeden Musikliebhaber mit seiner Katzenmusik. Die Stimmung war ausgelassen, heiter und selbst Raimund gelang es allmählich, seine Eifersucht und seine Sorgen um die Zukunft im köstlichen Bier zu ertränken. Er war mit dem Ergebnis des heut i gen Tages zufrieden, auch wenn er sich bezüglich seiner Zukunft nichts vormachte.
Friedrich war kurz nach dem Aufbruch der Menge abgefahren und hatte sich mit einem festen Händedruck und einem langen, viel sagenden Blick von Raimund vera b schiedet. Seine blauen Augen hatten ihn dabei in ihrer Tiefe verblüfft und in gewisser Weise an Elisabeth erinnert. Es war ein seltsamer Moment un d Raimund verspürte zum ersten Mal , dass zw i schen ihm und Friedrich mehr war als nur Rivalität und körperliche B e gierde. Er konnte es nicht deuten – noch nicht – musste aber zugeben, dass es ihn gleichermaßen verwirrte wie fa s zinierte.
Das Fest dauerte bereits mehr als drei Stunden und etliche Gäste lagen
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