Zeitreise ins Leben (German Edition)
Haltung plötzlich versteifte und se i ne Mi e ne verfinster te .
„Ist es denn überhaupt von mir?“, fragte er so laut und in verletzendem Ton, dass mir wi e der einmal vor Augen geführt wurde, wie schnell dieser Mann mich von Himmel hoch jauc h zend bis zu Tode betrübt bringen konnte. Mein Überschwang verschwand augenblic k lich, doch meine Stimme blieb fest und überzeugt von der Aufrichtigkeit, die ich empfand.
„Ja, natürlich ist es von dir ! Sonst wäre ich wohl kaum hier “, meinte ich aufbrausend, doch er ließ sich davon nicht beeindrucken.
„Weißt du es, oder hoffst du es?“, fragte er ernst und berührte damit genau jene Unsiche r heit, die mich seit dem Gespräch mit Friedrich nicht mehr losgelassen hatte. Zugleich aber fühlte ich die Richtigkeit meiner Worte und wusste, dass ich mich in solch einer wicht i gen Angelegenheit nicht täuschen konnte.
„Du bist der Quell die ses Lebens! Du und kein anderer “, rief ich mit Übe r zeugung, obwohl die Vaterschaft ja nun wirklich nicht gerade gesichert sein konnte. Zum Glück fiel mir der liebe Herr Mendel und seine Vererbungslehre ein , denn s oweit ich mich erinnern konnte, wurden mit dem komplizierten Konstrukt der DNA einige körperliche Merkmale signifikanter vererbt als andere. Dunkle Augen wurden gegenüber hellen mit größerer Wah r scheinlichkeit vererbt, ebenso wie krauses Haar und Schweißfüße . Gut, das mit den Schweißfüßen war in unserem Fall nicht relevant, aber durch die hatte ich mir all das Zeug mit dem Erbgut g e merkt. Manches war eben dominant und nicht rezessiv. Wenn ich mich also auf die Wisse n schaft und Herrn Mendel verlassen konnte, dann würde ein Kind von Raimund mit viel höh e rer Wahrscheinlichkeit seine goldbraunen Augen erben, als meine blauen.
„Wenn du mir nicht glaubst, werden dich spätestens die Augen deines Kindes überzeugen! Die werden mit Sicherheit so braun sein wie deine “, sagte ich und schien mit meinem Enth u siasmus nun doch etwas bei ihm zu bewegen. Lange mu s terte er mich, dann schloss er mich fest in seine Arme.
„Ja, ich will dir glauben!“
31 . Kapitel
V erdreckt und erschöpft kam der Kutscher aus St. Nimmerlein zu seinem König, um ihm von dem fehlenden Fahrgast zu berichten . Er hatte versagt und war entsprechend nervös. Bei m König befand sich noch eine al te , krank aussehende Dame , die offenbar gerade ein ernstes Gespräch mit Friedrich dem II geführt hatte. Die Atmosphäre im Audienzraum wirkte g e drückt und u n heilvoll, so wie es die ganze Situation für den Kutscher war. Sicherheitshalber warf er sich demütiger denn je auf die Knie, um sein schlechtes Gewissen zu ve r bergen.
„Sprecht schon “, fuhr Friedrich ihn an, weil er schon ahnte, dass etwas Wesentliches schief gegangen war .
„Eu er Majestät ! I ch bitte untertänigst um Verzeihung ! Frau von Hochdeutschland ist hei m lich geflohen , vermutlich zu ihrem Gatten. Ich hatte keine Chance sie mitzunehmen, denn sie hatte mit Sicherheit Hilfe von diesem verdammten Bonifazius “, sagte er und erhielt im gle i chen Moment einen ordentlichen Fausthieb ins G e sicht.
„ Cretino infernale “, brüllte Friedrich und war versucht, ihm gleich noch eine zu sche u ern . „Du hattest wahrlich nicht viel für mich zu erledigen , du Wicht ! Elisabeth war bettlägerig, aber du schaffst es nicht einmal auf ein krankes Weib zu achten, du unfähiger Idiot “, schrie er, packte den armen Kerl an den Schultern und schleuderte ihn quer durch den Raum.
„Aber, Majestät “, mischte sich Hanna ein und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. „Ihr kennt doch Elisabeth. Wenn Ihr mich fragt, hatte der Kutscher keine Chance. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, kann sie durchaus einfallsreich werden . Und wer hätte g e dacht, dass sie nach fünf Tagen ohne Kutsche reisen könnte ? Sie war doch dem To de nahe und eine längere Bettruhe vorhergesehen “, meinte Hanna und Friedrich gab ihr insgeheim recht, auch wenn sich seine Wut allmählich gegen Hanna zu richten begann. Schnell schickte er den Kutscher aus dem Raum und wandte sich seiner Beraterin zu. Einen Moment herrsc h te eisiges Schwe i gen zwischen den beiden, dann
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