Zeitreise ins Leben (German Edition)
packte Friedrich sie schroff bei den Schultern und fuhr sie aufg e bracht an.
„Warum habt Ihr mir nichts davon gesagt? Und was verdammt führt Ihr damit im Schi l de?“, fragte er und Hanna blickte ihm mit glanzlosen, grauen Augen entgegen.
„Ihr wisst so gut wie ich, dass nicht jedes Detail in den Karten liegt! Dass Elisabeth sich ta t sächlich weigern würde, konnte ich nicht ahnen. Auch ich habe geglaubt, dass si e vorher mit mir sprechen würde “, antwortete Hanna empört.
„Nac h dem, was Ihr mir erzählt habt, hätte ich nicht gedacht, dass sie so unvernünftig ist, wenn es um Ihre eigene Zukunft geht “, stellte Friedrich verärgert fest. S eine Augen wurden violett und eindringlich . „So, Hanna! U nd nun sagt mir alles! Ich kann es Euch doch ansehen, dass Ihr mir etwas verschweigt. Sagt es mir oder es wird Euch leid tun “, drohte er unmissve r ständlich. Hanna aber blieb unbeeindruckt.
„Mein König! Ich bin eine alte Frau und habe nicht mehr viel vom Leben zu erwarten! Was sollte ich also Eurer Meinung nach fürc h ten?“
„Glaubt mir, ich finde Mittel und Wege, um Euch selbst in diesem Alter das Fürchten zu lehren “, zischte er und hatte dabei solch eine böse, machtvolle Ausstrahlung, dass Hanna tatsächlich mulmig wurde. Friedrich war ihr Schützling, aber das bedeutete nicht, dass sie alle Seiten von ihm kannte. Mit Sicherheit hatte er genügend Ideen, um seine Worte brutal zu ve r deutlichen.
„Also gut “, flüsterte sie zerknirscht. Sie konnte nicht leiden bedroht zu werden, re s pektierte aber seine Stärke. Friedrich wäre nicht König geworden, wenn er nicht zu Entschlo s senheit und Härte neigen würde.
„Bitte, versteht mich nicht falsch, Hanna! Aber ich muss wissen, ob es mein Kind ist und was die Zukunft bringt. Ihr wisst besser als ich, wie sehr ich Euren Rat schätze und bra u che.“ Ohne den Blick zu heben zog Hanna also ihr Bündel hervor, um die Karten zu befragen. Sie wusste zwar nicht, ob sie heute wieder einen guten Draht zur Magie hatte, aber eine Au s sage würde sich schon finden lassen . Zuerst mischte Hanna die Karten, dann Friedrich . Mit fließenden Bewegungen wurde ein kompliziertes Kartenmuster aufgelegt und die Karten der Reihe nach aufgedeckt. Es entstand ein Bild, wenn auch noch etwas undeutlich. Zwei Karten entlockten Friedrich ein leises Krächzen, ehe er aufgewühlt zu Hanna blickte, die gerade die letzte der Karten aufdeckte. Ihr Blick war inzwischen unnatürlich entrückt und ihre Hä n de zitterten leicht, als sie das gesamte Bild vor sich ausgebreitet hatte. Die Karten zeigten sich sowohl in ihrer Gesamtheit, als auch in vielen, detailreichen Einzelheiten. Dazu war die Magie stark, das Bild lebendig und durch jede Berührung in Ko n sistenz und Machart veränderlich . Hanna hielt schützend ihre Hände über das fragile Kunstwerk , um keiner Tä u schung durch Menschenhand zu e r liegen.
Die Hauptaussage des Bildes betraf ganz klar die große Liebe zwischen Elisabeth und Ra i mund , die in ihrer Fülle so beeindruckend war , dass Friedrichs Lippen schmal vor Gram wurden. Hanna fühlte seinen Schmerz und litt mit ihm, obwohl sie ihm den Anblick der Real i tät nicht ersparen konnte. Aus eben dieser Liebe entsprang auch das junge Leben , das bei Friedrich für einen Moment den Wunsch nach Vaterschaft geweckt hatte . Bis jetzt hatte er nicht gewusst , wie sehr er sich ein Kind von einer Frau gewünscht hatte , die ihn sowohl mit Raimund verband , als auch trennte. Friedrichs Magen krampfte sich verbittert z u sammen . Erst Hannas fürsorgliche Hand führte ihn zu den anderen Karten, weg von der Hauptau s sage und hin zu den weniger dominanten Details. Und die waren für ihn ein Segen, denn erst jetzt konnte er mit einer gewissen Genugtuung erkennen, dass die Liebe in diesem Fall ein beso n ders seltsames Geflecht gebildet hatte. Wie ein warmer Hauch legte sich die Erkenntnis über sein wu n des Herz, spendete ihm Trost und bereitete ihm einen Moment der Freude.
„Was für eine seltsame Konstellation “, flüsterte er, wobei er sich konzentriert in die Ka r ten und ihre Aussage vertiefte. Nun konnte er endlich die Liebe sehen, mit der er selbst g e segnet war. Eine Liebe, die beide Menschen
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