Zeitreise ins Leben (German Edition)
durchaus erwiderten. Mit offenem Mund saß er vor den Karten und verlor sich beinahe in dem Gefühl, das Raimund für ihn empfand, ebenso wie El i sabeth es tat . Er fragte erst gar nicht, wie solch ein kompliziertes Geflecht aus Liebe und Lust möglich war, bemerkte nur, dass er diese Tatsache herbeigesehnt hatte. Es war das Quän t chen Trost, das den eigentlichen Verlust milderte. Denn ein Verlust war es allemal bei der verfluchten Stärke der eigentlichen Hauptaussage. Niemals würde er seine Liebe l e ben können, nie die Lust perfektionieren , die ihn bei dem Gedanken an Raimund – und ja, auch an Elisabeth – ständig übermannte. Was nutzte also die se Liebe, wenn er sie schon im A u genblick des Erkennens wieder verlieren musste? Und was, Gott verdammt, sollte er mit der Aufforderung der Karten anfangen, dankbar für all das zu sein? Sein Herz krampfte sich ve r letzt zusammen und sein ganzer Verstand bäumte sich gegen sein Schicksal auf. Am liebsten hätte er mit einer energischen Geste alles zerstört und fortgewischt, doch Hannas Hände li e ßen das nicht zu. Das Bild blieb und zeigte ihm noch einmal mit verführerischer Herrlic h keit in welche Bedrängnis er Raimund in jener Nacht gebracht hatte und wie stark er seine Li e be zu Elisabeth damit gefährdet h a tte .
Beinahe … sinnierte er und fühlte erneut den Schmerz des Verlustes. Dabei war das Glück so greifbar gewesen, so überaus spürbar und zugleich so vergänglich. Es war ein aufwühle n des Wechselbad der Gefühle, mit allen Höhen und Tiefen, die man sich in den wenigen Min u ten der Erkenntnis nur vorstellen konnte. Doch Hanna war eine weise Frau, führte ihn gezielt durch den tobenden Sturm seiner Emotionen und ermöglichte ihm letztendlich sogar einen M o ment von Stolz. Trotzdem war Friedrich wie benommen von dieser erschlagenden Vielfalt und ließ die letzten Bilder erneut auf sich wirken. Im Geiste versuchte er zur Nacht mit Ra i mund zurüc k zukehren, konnte aber nicht verhindern, dass dieser Teil des Ganzen allmählich verblasste. So süß hatte es sich angefühlt und so berauschend war ihm diese Nacht in Eri n nerung, doch er konnte das Bild einfach nicht festhalten. Es ve r blich wie ein Traum und im Prinzip wusste er, dass dies ein Segen war. Gedankenverloren saß er da, als Hanna seine Hand nahm und ihn auf eine Karte am Rande des Geschehens aufmerksam machte. Dort lauerte mit erschreckender Deutlichkeit der Tod, u n verkennbar in seiner mächtigen, aber neutralen Darstellung. Der Tod war nicht gut oder böse, er war schlicht das Ende eines Me n schen oder einer Angelegenheit und in di e s em Falle bedeutete er das Ende von Elisabeth s Dasein . Ihre Bestimmung war es, hier zu sterben und so prächtig die Hauptaussage der Ka r ten womöglich blendete, so tragisch war doch auch wi e der die kurze Dauer dieses Glücks.
Mit einer Handbewegung dämmte Hanna die starke Magie und lehnte sich erschöpft z u rück . Friedrich war wohl ebenso erledigt wie seine magische Beraterin und zudem verwirrt über seine Gefühle. Hanna hatte ihm ständig gezeigt , dass er nicht der Verlierer war, doch ohne Magie und ihrer innewohnenden Weisheit, konnte er sich auf keinen Vorteil mehr b e sinnen, spürte lediglich Groll und Wut. Das Tier in ihm wollte nicht akzeptieren, was das Schicksal für ihn vorgesehen ha t te. Er wollte nicht verzichten, nicht so leicht und schon gar nicht so edel, wie Hanna es gerne g e habt hätte.
„Ihr habt nicht verloren, mein König “, flüsterte sie erneut, doch Friedrich wollte nicht h ö ren, blickte zornig auf und hätte ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst . Er war verletzt und ei n sam und in der Ti e fe seiner Seele dürstete es ihm nach einem tröstenden Wort.
„Ihr habt doch geseh en, wie viel Ihr den beiden in Wirklichkeit bedeutet “, meinte Hanna und Friedrich schluckte seinen Ärger mühsam herunter. Das warme Gefühl, das ihm dieser Teil der Karten beschert hatte, beglückte selbst jetzt noch seine Seele. Trotzdem bäumte sich ein Teil von ihm auf, wollte weiterhin nicht annehmen und gegen das Schicksal kämpfen . Hanna konnte das durchaus verstehen, aber nicht akzeptieren.
„Aber es kann nicht gut gehen, Friedrich! Die Liebe ist nicht geschaffen, um sie mit mehr als einem Menschen zu teilen. Und es ist ein Geschenk, wenn man aus Liebe verzichten kann und
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