Zeitreise ins Leben (German Edition)
fiel es mir schwer höflich zu bleiben oder weiterhin zu lächeln.
Bevor das Essen serviert wurde, erhob sich der Herzog mit seinem Becher in der Hand und stellte jeden seiner Gäste mit Name n und Titel vor. Dazu wurde jeweils nett zugeprostet und natürlich ein Schluck getrunken. N ach jeder Vorstellrunde mit allg e meinem Kopfnicken und Gemurmel geantwortet, was ich recht amüsant fand. Nach der Vorstellungsrunde war die Ungeduld der Gäste bereits groß, der Lärmpegel enorm. Der Herzog aber erfasste die Sti m mung sofort und klatsche kräftig in die Hände, um die verschiedensten Köstlichkeiten servi e ren zu lassen. In pral ler Üppigkeit wurden sie dar geb o ten und waren so kunstvoll drapiert, dass ich über diverse Details echt staunen musste . J e des Tablett war eine kleine Sensation für sich und doch wirkten die Speisen aufs erste kurios und ung e wohnt. Lediglich ihr Duft versprach zumeist Köstliches. Während ich gerade überlegte, was sich auf welchem Tablett befinden könnte, hatten die er s ten Gäste bereits tüchtig zugelangt und alles wild auf ihrem Teller zusammengematscht. Die Art wie sie dabei vorgingen war rau und rücksichtslos. Zuerst staunte ich nur und beobachtete das triebhafte Verhalten, langte aber irgendwann auch ei n fach zu. I m Gegensatz zu den anderen versuchte ich jedoch ein wenig eleganter nach dem Essen zu fischen und gestaltete es dann auf meinem Teller ordentlicher und farblich abg e stimmt. Mein Gegenüber beäugte mich daraufhin argwöhnisch und von der Seite bemerkte ich ebenfalls schräge Blicke . Mit meinem gezierten Verhalten fiel ich auf und das machte mich lan g sam nervös . Hilfe suchend blickte ich zu Hanna , d och die unterhielt sich gerade blendend mit ihrer greisenhaften Tisc h nachbarin . Sie kümmerte sich kein bisschen um mein Debüt hier und das ärgerte mich immer mehr . Vielleicht hätte ich ihr einfach eine Portion Kartoffelbrei hinüber schießen sollen, um mit meiner Z u rückhaltung nicht länger aufzufallen und zugleich ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Aber das war nun einmal nicht meine Art ! Ich wollte nicht wie ein Ferkel essen und ich wollte Beistand haben! Verärgert sah ich noch ei n mal zu ihr hinüber, aber sie schien für meine Nervosität keine Antennen zu haben. Sch ö ne Hexe! Pah! Vermutlich sollte ich mich und meine Rolle nicht ganz so wichtig nehmen, aber Hannas Unaufmerksamkeit grenzte für mich an Verantwortungslosigkeit. Ze r knirscht ging ich in die Offensive und begann ein Gespräch mit der blasier ten Gurke gleich neben mir. Freun d lich, n a türlich.
„Und freuen Sie sich schon auf das morgige Fest?“, fragte ich so gekünstelt, dass ich an Zuckerguss, Hochzeitstorten und Bauchschmerzen dachte . Zu erst wu n derte sich die Dame, weil ich sie angesprochen hatte, doch mit der Zeit taute die Gute auf und wurde lockerer. Gabriele hieß die Dame und sie lachte gerne, allerdings sprach sie fast ausschließlich über den König und seine wundersch ö nes Aussehen, sodass ich manchmal knapp davor war die Augen zu verdrehen oder zu schreien.
„Eine herrliche Erscheinung soll er sein“, meinte sie wohl zum hundertsten Mal und kli m perte dabei mit ihren Wimpern. „Und ein wahrer Frauenkenner dazu! Jede Frau und ich me i ne ei n fach jede , hofft morgen ein wenig von seiner Aufmerksamkeit zu erregen. Ich habe dafür ein ganz besonders raffiniertes Kleid gewählt, viel Gold, viel Ausschnitt ... Sie verstehen? Selbst ein Mann wie er, wird davon geblendet sein “, lachte sie und zeigte dabei eine Reihe schadha f ter Zähne. Ihre Schwärmerei mochte ja bis zu einem gewissen Grad amüsant sein, aber die Frage „Und w as sagt ihr Mann dazu, Gnädigste?“ brannte mir förmlich auf den Li p pen, hätte aber vermutlich auch das letzte bisschen Konversation zum Erliegen gebracht. A u ßerdem wollte ich mir die Gelegenheit nicht verderben, ihr ein paar Geschichten über Ritter zu entlocken. Die mussten doch eigentlich allesamt stattliche Männer und so richtig strotzend vor Edelmut und Schönheit sein . Gabrieles verdutztem Gesicht aber en t nahm ich, dass sie mein Interesse an „einfachen“ Rittern nicht verstehen konnte , wo es doch nur um den König ging. D as war dann wohl der Punkt, wo mir so richtig langwei lig wurde. Die eigene n Schwä r merei en für Rabenhof und das Rittertum an sich war en schon schwer zu begreifen, aber das permanente Gelaber
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