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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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bewegen. Doch das Gesamterlebnis war nicht vergleichbar mit dem Tanz von Rabenhof. Zudem war alle Aufmerksamkeit auf uns gerichtet und machte es schwer, sich auf den Takt zu konzentrieren. Trotzdem gelang es mir zu lächeln und nebenbei den werten König zu umgarnen . Mein Flirt mit Friedrich dem II war offensichtlich und meine A b sicht klar.
                  „Das verlangt nach mehr “, flüsterte er mir nach dem Tanz ins Ohr und auch wenn sein it a lienischer Akzent c harmant war, so schrumpfte mein Magen doch auf Erbsengröße. Als ich dann zum Tisch zurückkehrte, stocherte Rabenhof mürrisch in seinem Teller und strafte mich erneut mit Ignoranz. Was für ein übellauniger Zeitgenosse er doch sein konnte! Ständig wurde ich mit seinen Emotionen konfrontiert, obwohl ich doch wirklich mein Bestes gab, se i nen dämlichen Anforderungen zu entsprechen. Und dann war da noch mein eigener, verrüc k ter Gefühlszustand! Insgeheim gierte ich nach seinem Lob und seiner Anerkennung, ungeac h tet dessen, was er für ein Scheusal war oder was er mir antun wollte. Es war zum Heulen! Umso mehr musste ich also diesem Gefühl entgegenarbeiten und so erzählte ich dem Mies e peter fröhlich vom Tanz mit dem König, erwähnte eindeutige Blickkontakte und aufreizende Berü h rungen. So wollte ich meinen Erfolg kundtun, Lob erhaschen und Rabenhofs Reaktion auf meine begeisterte Darstellung testen. Vielleicht war ich ja nicht die Einzige, die eifersüc h tig war.
                  „Gut so“, meinte er lediglich trocken und blickte mir ausdruckslos in die Augen. „Erhitzt siehst du aus! Die ganze Angelegenheit macht dir mehr Spaß, als deine anfängliche Wide r spenstigkeit hätte vermuten lassen.“ Und das brachte das Fass dann wohl doch wieder zum Überlau fen, denn m ir platzte auge n blicklich der Kragen.
                  „Das ist doch die Höhe! Schließlich ist das die verdammte Rolle, die du mir … ja, zum Te u fel , was …“, fuhr ich ihn an und wurde augenblicklich von seiner warnend Hand g e stoppt.
                  „Psst … leiser“, meinte er ernst, aber ich erkannte eine gewisse Genugtuung in seinen A u gen. „Du kannst hier nicht fluchen wie ein aufgebrachtes Waschweib!“ Dann lachte er noch unverschämt und ich stand impulsiv auf. Der Kerl war ja wohl das Letzte und meine Rolle eine einzige Farce ! Sollte er sich seinen Plan doch in den Allerwertesten stecken! Aber so schnell konnte ich gar nicht schauen, hatte er mich bereits fest am Arm gepackt .
                  „Wo willst du hin?“ , zischte er ungehalten und ich verzog arrogant den Mund.
                  „Wohin wohl ? Ich muss mich entleeren! Möchtest du etwa mitkommen, mein Lieber ?“, fragte ich schnippisch und überspannte damit offenbar den Bogen . Raimund sprang förmlich aus seinem Stuhl und baute sich vor mir auf . Er bedrohte mich ganz klar, ließ es aber für die a n deren Gäste so wirken, als wü r de er mich umarmen wollen.
                  „Du solltest mich lieber nicht herausfordern, Elisabeth! Glaube mir, du würdest dich wu n dern, wozu ich im Stande bin und was bedeutet schon ein Begleitschutz zum Abort und die Aussicht auf einen nackten Arsch? “ und das sagte er mit solch einer Vehemenz, dass ich a u genblicklich den Mut verlor. Die Vorstellung, mit ihm auf die Toilette gehen zu müssen, ve r wirrte mich dann doch ziemlich .
                  „Äh, nein “, me inte ich daher kleinlaut. „D u kannst ja Jakob hinterherschicken, wenn du willst.“ Wobei ich nervös hüstelte und er sich ein spöttisches Lächeln nicht verkneifen konnte . Sein heiseres Lachen und seine blitzenden Augen sollten Bestrafung sein und mich ärgern , doch in Wahrheit fragte ich mich, wie jemand mit derart schönen Augen so grausam sein konnte.
     
    Jakob war also mein Begleiter und f ührte mich zum nächstgelegenen stillen Örtchen . Auf Burg Rabenhof gab es verhältnismäßig wenige davon, denn die meisten der Menschen hier verrichteten ihr Geschäft wohl in einen Topf. So war es also ein Privileg zum bewährten Plumpsklo im Wes tflügel wandern zu dürfen. Und wandern war durchaus nicht übertrieben, denn wir benötigten mindestens fünf Minuten bis dorthin.
                  Während meiner Verrichtung wartete Jakob anstandshalber vor der Türe und ich hatte en d lich ein Quäntchen Zeit, um zu überlegen. Von hier aus wusste ich ungefähr,

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